Österreichische vs. französische Eiche

Bei einem Langzeitversuch schnitt das heimische Holz für Barriques besser ab.

Weinfässer aus heimischem Eichenholz haben am Weingut Stift Klosterneuburg lange Tradition. Bereits seit Jahrhunderten und bis zum heutigen Tag verwendet man Holz aus dem eigenen Wald, genauer Weidlinger Eiche, zur Herstellung der großen Holzfässer. Auch französische Fassbinder kaufen seit Jahren Eichenholz vom Stift Klosterneuburg. Dennoch wurden dem Weingut noch nie deklarierte ›Klosterneuburger Eichenfässer‹ aus Frankreich angeboten, was die Neugierde Mitarbeiter weckte. Man begann Barriques aus dem eigenen Holz binden zu lassen um darin die St. Laurent Reserve reifen zu lassen. Um objektive Ergebnisse zu erhalten wandte man sich an das Lehr- und Forschungszentrum für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg. In einem Langzeitversuch wurden 2000 Liter St. Laurent 2009 vom Weingut Stift Klosterneuburg aufgeteilt und in vier Lagerbehältern aufbewahrt: neue französische Barriques (Allier), gebrauchte französische Barriques (Allier), neue Barriques aus Weidlinger Eiche sowie Lagerung im Stahltank mit Zusatz von Eichenchips.

Chemische und sensorische Analysen
Nach 18 Monaten wurden die in den beiden Eichenherkünften gelagerten Weine anhand chemischer und sensorischer Analysen verglichen. Die chemischen Analysen betrafen die Farbe, die Farbpolymerisation und die phenolische Zusammensetzung. Für die sensorische Bewertung wurden zehn Fachleute aus der Praxis herangezogen, die die Weine verdeckt mit dreifacher Wiederholung beurteilten.

Die Analyse der Aromastoffe hat ergeben, dass der Wein, der in dem Barrique aus Weidlinger Eiche gelagert wurde, verhältnismäßig viele wertvolle, holzoriginäre Aromastoffe wie Vanillin oder Whiskeylacton enthält. Auch die Farbintensität und der Gesamtphenolgehalt waren höher als in dem Wein, der in einem Barrique aus französischer Eiche gelagert wurde. Bei der sensorischen Bewertung nach dem 20-Punkte-Schema erhielt der im Weidlinger Barrique gelagerte St. Laurent 16,2 Punkte, während der Wein aus dem französischen Barrique nur 15,8 Punkte und die anderen beiden Varianten (gebrauchtes Barrique bzw. Eichenchips) teilweise deutlich weniger Punkte erhielten (15,6 bzw. 11,5).

Fradik / © Weingut Stift Klosterneuburg

Wienerwälder Eiche als ökologische Alternative
Die Studie schließt mit: »Dieser Versuch zeigt, dass die Eiche aus dem Wienerwald ein sehr gutes Potential für die Herstellung von guten und regionaltypischen Fässern aufweist. Zusätzlich Argumente für die Nutzung der Wienerwälder Eiche für die Fassherstellung sind Nachhaltigkeit, geringerer CO2-Fingerprint und die Schaffung heimischer Arbeitsplätze […] die Verwendung von Weidlinger Eiche ist eine sehr interessante Alternative zu Verwendung von ausländischen Holzherkünften.« Seit dem Jahrgang 2008 reift ein Teil der St. Laurent Reserve in Barriques aus Klosterneuburger Eiche. Dieser Anteil wird, angesichts der positiven Versuchsergebnisse, in den kommenden Jahren sukzessive erhöht werden.

www.stift-klosterneuburg.at

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Marion Topitschnig
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