Felix Pieper setzt die Steilhänge bei Königswinter und Rhöndorf auf Deutschlands Wein-Landkarte.

Felix Pieper setzt die Steilhänge bei Königswinter und Rhöndorf auf Deutschlands Wein-Landkarte.
© David Weimann

Nominé Newcomer des Jahres 2020: Felix Pieper

Weinbau in Nordrhein-Westfalen? Gibt es wirklich. Felix Pieper keltert am nördlichsten Punkt des Mittelrheins Weine mit Distinktion und Schliff.

»Ich mag es, Dinge von Anfang bis Ende zu begleiten, durch alle Arbeitsschritte hindurch«, erzählt Felix Pieper über sich selbst. Daher habe er nach dem Abitur zunächst überlegt, Architektur zu studieren. Doch er entschied sich anders – und steht jetzt dem nördlichsten Weingut am Rhein vor: Neun Hektar Reben bewirtschaftet der 36-Jährige in Königswinter bei Bonn, auf dem Gebiet des Bundeslands Nordrhein-Westfalen. »Früher«, erinnert sich Felix Piepers Vater Adolf Wilhelm, genannt Bobbi – »Bobbi mit i« –, »hat man uns als Eskimo-Winzer bezeichnet. Aber das war auch vor Beginn der Erderwärmung schon falsch, das Kölner Becken ist einfach ziemlich warm. Und unser Gewann Domkaule in der mittleren Terrasse war bereits im preußischen Lagenverzeichnis von 1904 eine der besten Lagen am Rhein.«

Bei den Verkostungen zum Falstaff Weinguide punktete Felix Pieper dann unter anderem auch mit dem trockenen Riesling aus dieser Lage, einem kräuterwürzigen Wein von ausgezeichneter Balance. Noch stärker sah die Falstaff-Jury indes Piepers Spätburgunder: einen kompletten, eleganten Roten mit reifem Gerbstoff und einer feinen Aromatik mit floralen und beerigen Akzenten. »Nach dem Abitur habe ich ein Praktikum bei Marc Adeneuer an der Ahr gemacht, und aus dem Praktikum wurden dann sieben Monate, weil ich unbedingt auch noch die Lese miterleben wollte.« Die Begeisterung für die Burgunder war damit geweckt und hat sich bis zum heutigen Tag erhalten.



Nach dem Studium in Geisenheim stieg Pieper schließlich zu Hause ein, das war 2007. »Ich musste natürlich erst Erfahrung sammeln, wenn man frisch aus Geisenheim kommt, hat man den Kopf voller Ideen, das ist auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Anfangs ist man auch ängstlich, das Bauchgefühl muss man erst entwickeln, und man muss lernen, dass man ohnehin nicht alles zu 100 Prozent steuern kann.«

Pieper ist kein Newcomer ganz am Beginn seines Berufswegs – er ist einer, der bereits mit beiden Beinen auf festem Grund steht. Das zeigt sich auch darin, dass er sich über den eigenen Betrieb hinaus engagiert: als Vizepräsident im Weinbauverband Mittelrhein und als Vorstand eines Gremiums, das die Schaffung einer geschützten Ursprungsbezeichnung »Mittelrhein« anstrebt. »Die g.U. in Brüssel zu bekommen ist schwierig«, weiß Pieper. »Aber wenn sie erst mal installiert ist, geht viel Entscheidungskraft in die lokalen Gremien über.« Auch in diesem Punkt, daran besteht kein Zweifel, wird Pieper wieder seiner Leidenschaft nachgehen können: einen Vorgang vom Beginn bis zum Ende zu verfolgen.



Felix Pieper vom Weingut Pieper im Video-Porträt


Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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