Moritz Haidle hat Freestyle-Battles und Graffiti gegen Lemberger (a.k.a. Blaufränkisch) und Riesling getauscht.

Moritz Haidle hat Freestyle-Battles und Graffiti gegen Lemberger (a.k.a. Blaufränkisch) und Riesling getauscht.
© Falstaff/Philipp Melchers

Nominé Newcomer des Jahres 2019: Moritz Haidle

Nach einem ordentlichen Umweg hat Haidle die »Faszination von Wein verstanden« und hat nach seiner Übernahme des elterlichen Weinguts auf biologischen Weinbau umgestellt.

Moritz Haidle musste erst mal einen ordentlichen Umweg nehmen, bevor er im elterlichen Weingut in Stetten durchstarten konnte. Es gab einiges, was ihn mehr in den Bann zog als der heimische Weinbau, etwa die Hip-Hop-Szene, in der er sich bewegte. »Gezwungenermaßen« musste er zu Hause im Weingut anpacken, Haidle aber sprühte lieber Graffiti und träumte davon, als Designer zu arbeiten. Oft war »Ritz«, wie ihn seine Freunde rufen, als Rapper unterwegs und ging dabei keinem Freestyle-Battle aus dem Weg. Erst als er seinem Vater Hans zuliebe ein Praktikum bei Paul Fürst in Franken absolvierte, habe er die »Faszination von Wein verstanden«. Nach Stationen in Aus­tralien, Kalifornien, im Burgund und bei Thomas Seeger in Baden verdichtete sich die Erkenntnis, dass es »auch coole Leute in der Branche gibt« und da Platz sei für einen unorthodoxen Kopf wie ihn, der Piercings und Nasenringe trägt.



2014, das Studium in Geisenheim war gerade beendet, übernahm er in Stetten die »komplette Verantwortung im Keller und Wengert«. Kurz darauf stellte er auf biologischen Weinbau um. Moritz Haidle, Jahrgang 1987, macht vieles anders, er entwirft eigene Etiketten und bringt Bewegung in die traditionelle Weinkultur. Wenn es ihm im Remstal zu eng wird, geht er auf Reisen, er hat seine Weine auch in den USA und Skandinavien platziert. Als »Hip-Hop-Winzer« will Haidle aber nicht gelten, das sei ihm zu klischeehaft, zumal er keine Zeit mehr fürs Rappen finde. Haidle ist im Weingut gefordert, das er stilistisch neu ausgerichtet hat: weniger neues Holz, niedrigere Alkoholwerte und mehr Säure, das ist die Erfolgsformel, hinter der sich jede Menge Detailarbeit verbirgt. Neben Lemberger ist es der Riesling, der ihn fasziniert, gerade aus dem Pulvermächer, einem »einmaligen Grand Cru in Württemberg«. In Zukunft, kündigt er an, wolle er sich nur noch auf diese beiden Rebsorten konzen­trieren und alle anderen roden. Und wenn Moritz Haidle sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch.
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Moritz Haidle vom Weingut Karl Haidle in Württemberg im Video-Porträt


Rainer Schäfer
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