Neuweinland: nach den Weißen kommen jetzt die Roten

Neuseelands Reputation als Weinland beruht primär auf den Sauvignons Blancs aus Marlborough. Doch beginnt Neuseeland sich auch als Quelle hervorragender Rotweine zu präsentieren.

Bereits vor acht Jahren war die Qualität der neuseeländischen Rotweine im Steigen ­begriffen. Der Pinot Noir war schon gut ­etabliert, aber es zeichnete sich auch ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für Syrah und die Cabernet-Merlot-Blends ab. Pinot Noir blieb jedoch die Sorte mit dem größten Potenzial. In Neuseeland kann es sehr heiße Sommer ­geben, dennoch birgt das Klima für die Traubenerzeuger einige Gefahr. So ist der Frost eine ständige Bedrohung, obwohl die meisten Weingärten mit Frostschutzanlagen ausgestattet sind. Die Winzer setzen auch gemietete Hubschrauber ein, um die kälteste Luft aus ihren Rebbergen zu blasen. Auch im Sommer sind die Nächte oft kalt, was die Säure in den Trauben konserviert. Kalte Winde, die das Reifwerden der Früchte verlangsamen, rufen oft Schwierigkeiten hervor. Dies bedeutet, dass die Winzer ihre Erträge strikt begrenzen müssen. Die herausfordernden Bedingungen tragen jedoch positiv zur Qualität bei: kleine ­Erntemengen, intensive Frucht, lebendige Säurestruktur und jene Cool-Climate-Frische, die den Pinot Noir so spannend macht.

Südinsel von Neuseeland
Waipara liegt ungefähr vier Autostunden nördlich von Christchurch auf der Südinsel. Obwohl nicht weit vom Meer entfernt, wird das Gebiet sowohl an der Küste als auch im Westen von Bergen geschützt, die die schlimmsten Regenfälle und den strengsten Frost fernhalten. Das einzige Weingut von internationaler Reputation hier ist Pegasus Bay, das recht robuste Pinots Noirs mit beträchtlicher Kraft und Tanninstruktur erzeugt. Andere Güter zeigen sich von einer etwas leichtfüßigeren Seite. Belinda Gould macht die Weine auf Muddy Water Estate, die erstklassig ausfallen können. Sie sind weder übertrieben körperreich noch vor Tannin strotzend und zeigen eine klare Frucht und gute Balance. Ein 2000er Pinot Noir, der aus den Trauben einer Junganlage gekeltert wurde, zeigt sich noch delikat und frisch, mit einem zarten Touch von »sousbois«, also feuchtem Unterholz. Oft wird behauptet, dass die Pinots Noirs aus Neuseeland köstlich sind, solange sie jung sind, aber dass sie nicht altern können. Wahrscheinlich schmecken sie in jugendlicher Frische am bes­ten, doch die besten Weine können auch gut reifen.

 Der international anerkannte Berater Danny Schuster entwickelte in Waipara einen bemerkenswerten Weingarten namens Omihi Hills, verlor aber im Jahr 2009 die Kontrolle darüber an andere Teilhaber. Die ­Pinots, die er dort 2008 erzeugte, allen voran die Omihi Reserve, zählen zu den komplexesten Produkten, die diese Region bisher hervorgebracht hat. Andere gute Pinots werden von Pyramid Valley (biodynamisch), Bellbird Spring, Black Estate, Dancing Water und dem verwirrenden Trio Waipara Hills, Waipara Springs und Waipara West erzeugt. Auch wenn Waipara als eine sehr vielversprechende Region für Pinot Noir im Aufschwung begriffen ist, so erscheint sie im Vergleich zu Central Otago nur als marginal. Denn hier, im Süden des Landes, eingebettet in eine dramatische Alpinlandschaft mit schneebedeckten Gipfeln und Gletscherseen, kann der Pinot Noir spektakuläre Ergebnisse bringen. Die
ersten Reben wurden im engen Gibbston Valley gepflanzt, dort entstehen einige exquisite Weine mit feinem Himbeertouch.

Central Otago
Folgt man dem Gibbston Valley in Richtung Osten, so gelangt man in ein breiteres Tal, das als Cromwell Basin bekannt ist und wo Weingärten die Ufer des lang gestreckten Lake Dunstan flankieren. Am südlichen Ende liegt das kleine, hügelige Bannockburn-Gebiet, wo sich einige der bekanntesten und erfolgreichsten Weingüter wie Felton Road und Mount Difficulty befinden. Weitere Unterzonen sind Bendigo im Norden und Alexandra im Süden. Die Expansion im Cromwell Basin ist schnell vorangeschritten, und so befinden sich heute rund 70 Prozent aller Weingärten von Central Otago hier. Die Pinots, die in diesem Tal wachsen, haben oft einen ganz anderen Charakter als jene rotfruchtige Version, die man im Gibbston Valley antrifft, und einige Central-­Otago-Pinots können mit Leichtigkeit mit Syrah verwechselt werden. Der Fruchtcharakter ist wohl am besten mit schwarzer Kirschenfrucht beschrieben, jedenfalls mehr dunkle als rote Früchte. Auch Noten von Mokka und Fleisch können präsent sein.

Die Pinots von Central Otago sind ohne Frage voller Frucht, was wohl auch ihren kommerziellen Erfolg erklärt. Sie sind leicht zugäng­-
lich und einfach zu genießen. Ob sie nun wirklich typische Pinots Noirs sind, ist ein Thema für weiterführende Debatten, aber in der letzten ­Dekade konnten diese Weine ihre eigene Typizität entwickeln. Der österreichische Auswanderer Rudi Bauer macht seit vielen Jahren die Weine von Pisa Range, einem kleinen Weingut nahe dem Lake ­Dunstan. Hier haben alle Weine diesen Charakter, eine wunderbare Konzentration und eine Tiefe im Geschmack, die auch Bauers Weine ­unter seinem Quartz-Reef-Etikett zeigen. Letztere stammen aus seinem eigenen, biodynamisch bewirtschafteten Weingarten in Bendigo auf der gegenüberliegenden Seite des Sees.

Den vollständigen Text lesen Sie im Falstaff Nr. 1/2011

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Text von Stephen Brook

Stephe Brook
Autor