Rendering der Bar im »Churchill«

Rendering der Bar im »Churchill«
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Neue High-End-Bars in Wien und Salzburg

In Franz Unterrainers »Churchill« muss man durch einen Beichtstuhl klettern, bei Andy Trattners »Salopp« ist der Name Programm, Patric Roth setzt im »Herbert's« auf Highballs...

Die Barszene erlebt im Moment eine Gründerphase, die in der Geschichte der österreichischen Barkultur beispiellos ist. Nach einer ganzen Reihe an Projekten, die bereits eröffnet sind (Falstaff hat berichtet), steht nun die nächste Welle unmittelbar bevor. Den Auftakt im Reigen der anstehenden Openings macht Andy Trattner, der zuletzt im Wiener »Dachboden« im 25hours Hotel für Weltklasse-Cocktails gesorgt hatte. Der weitgereiste Barchef will mit drei ehemaligen Mitstreitern (Kathi Schwaller, Radu Ardelean, Siawash Sebhi) die seinerzeitige »Echo-Bar« wiederbeleben. Wie man es von ihm und seinem Team kennt, soll viel mit selbstgemachten Zutaten und Ansätzen gearbeitet werden. Selfmade ist auch das gesamte Interieur, inklusive einer zentralen, zehn Meter langen Leuchte. »Jeder soll auf seinen Geschmack kommen«, berichtet Trattner im Gespräch mit Falstaff. »Es wird auch Zwettler-Bier vom Fass geben, alles soll sehr unkompliziert und leger sein. Daher auch der Name: ›Salopp‹«.
Adresse: Passauer Platz 2, 1010 Wien
Eröffnung: 1. Dezember 2017

Andi Trattner (ganz links) und sein Team: Radu Ardelean, Kathi Schwaller, Siawash Sebhi (v.l.)
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Andi Trattner (ganz links) und sein Team: Radu Ardelean, Kathi Schwaller, Siawash Sebhi (v.l.)

Herbert's Bar in Salzburg

Dirigenten-Legende Herbert von Karajan ist der Namens-Pate der neuen Bar von »Little Grain«-Betreiber Patric Roth. Am gleichnamigen Platz im Herzen von Salzburg will der international bestens reputierte Cocktail-Experte eine Bar mit den Schwerpunkten Highballs, Wein und Champagner etablieren. Im Erdgeschoss trägt er der Lage neben den Festspielhäusern Rechnung und thematisiert Salzburger Hochkultur. Im Keller wird es fantasievoller – hier dreht sich das künstlerisch gestaltete Interieur um das psychedelische Märchen »Alice im Wunderland«. In den Gläsern sollen sich Iceballs drehen, die die schnell zu produzierenden Highballs kühlen werden. Als Barchef konnte Roth Attila Szelhoffer verpflichten, der u.a. beim internationalen Altos-Tequila-Wettbewerb als Österreich-Sieger unter die Top 10 kam.
Das Wein-Angebot beschränkt sich in Herbert's Bar anfangs auf sechs österreichische Weiß- und fünf Rotweine, die offen ausgeschenkt werden. ABER: Roth wird seinen privaten Weinkeller frei zugänglich im Souterrain lagern. Ohne Weinkarte dürfen die Gäste zwischen Ornellaia (auch bianco!), Sassicaia, Château Figeac, Grange u.s.w. stöbern. Preise auf Anfrage. Zusammen mit dem Weinhändler Morandell sollen laufend exklusive Weinverkostungen abgehalten werden. Im prickelnden Bereich setzt der Gastgeber auf Perrier Jouët (brut und rosé, offen) und Roederer Cristal. In Zusammenarbeit mit Fischhändler und Kaviar-Züchter Walter Grüll werden Sashimi, kleine Fischplatten und eigene Kaviar-Döschen angeboten.
Adresse: Herbert von Karajan Platz 1, 5020 Salzburg
Eröffnung: 6. Dezember 2017

Vorschau auf »Herbert's Bar«, Detailansicht der Tresen-Front
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Vorschau auf »Herbert's Bar«, Detailansicht der Tresen-Front

Speakeasy-Bar »Churchill«

Das wohl kreativste und unkonventionellste Barprojekt kommt von Franz Unterrainer, der durch seine Party-Bar »Travel Shack« das Grätzl hinter dem Wiener Westbahnhof entdeckt hat. Nach dem erfolgreichen Launch des von Studenten und Backpackern frequentierten Lokals übernahm er ganz in der Nähe das über 100 Jahre alte Wirtshaus »Mozartstüberl« (heute »Mozart's«) und modernisierte es behutsam, ohne das historische Ensemble zu zerstören. Der Eingang zur geplanten Speakeasy-Bar »Churchill« führt genau durch dieses Uralt-Beisl, eine Geheimtür verbirgt sich hinter einem riesigen Churchill-Gemälde. Unmittelbar danach muss man einen Beichtstuhl passieren, ehe man in einem mit schwarz geflämmten Holz verkleideten Raum mit einer kupfernen Bar betritt (siehe Aufmacherfoto).
Nicht nur der Beichtstuhl, das gesamte Interieur mit blauem Samt, Kupferakzenten und den schwarzen Wänden solll an eine abgebrannte Kirche erinnern. Die Barkarte mit anspruchsvollen Cocktails wurde vom Bar-Experten Daniel Schober (demnächst »Clandestino @ Mercado«) entworfen, als Chef-Bartender konnte Thomas Amon gewonnen werden, der über reichlich Erfahrung in der Wiener Barseze verfügt (Planter's, Sky-Bar, Kleinod...). Ebenso wie das »Mozart's« wird das »Churchill« bis sechs Uhr morgens geöffnet sein und soll somit eine verlässliche Anlaufstelle für Nachteulen werden. Nicht zuletzt deswegen, weil die Küche des Beisls bis in der Früh Wiener Klassiker und Burger von der Weinschenke zubereitet.
Adresse: Haidmannsgasse 8, 1150 Wien
Eröffnung: Ende Jänner 2018

Update und Preview

Diese drei vielversprechenden Bar-Projekte sind noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, im zweiten Wiener Bezirk ist eine Bar mit Craft Destillaten in Planung und ein Wiener Luxushotel will Gerüchten zufolge eine neue Bar-Ära einläuten. Infos folgen hier. Die Ende September angekündigte Eröffnung von Kaveh Ahis »Stadtbar« bei der Albertina geht dieser Tage über die Bühne, die »Spelunke«, das »Birdyard« und die »Bar 3« sind bereits in Betrieb. Und auch im »Das 1090« wurde gerelaunched und es wird nun unter der Leitung von Jemill Wette auf hohem Niveau gerührt und geshaked.

Bernhard Degen
Autor
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