Aurore Jeudy bringt ihre Expertise ab sofort bei »Schlumberger« zum Einsatz.

Aurore Jeudy bringt ihre Expertise ab sofort bei »Schlumberger« zum Einsatz.
© Thomas Meyer

Neue First Lady für »Sekt Austria«: Kellermeisterin Aurore Jeudy im Interview

Mit der Französin Aurore Jeudy hat erstmals seit den 180 Jahren Bestehen eine Frau die wichtige Position der Kellermeisterin im Traditionshaus »Schlumberger« inne. Erlernt hat Jeudy ihr Handwerk in der Champagne, jetzt bringt sie ihre wertvollen Erfahrungen bei Österreichs ältestem Sekthersteller ein. Falstaff hat die neue Kellerchefin zum Interview getroffen.

Geboren wurde Aurore Jeudy im Elsass, einem Weinbaugebiet, das für erstklassige Weißweine, aber auch ausgezeichnete sprudelnde Crémants bekannt ist.

Jeudy praktizierte nach Abschluss ihrer Ausbildung als Weinbautechnikerin im Jahr 2004 bei der biodynamisch arbeitenden Domaine Roblet-Monnot in Volnay, dann bei den Champagnerhäusern Perrier-Jouët und De Castellane. Nach Abschluss ihres Studiums der Önologie an der Universtät Reims 2006 mit DNO (Diplôme National d’Oenologue) wechselte sie zum Institut Œnologique de Champagne (IOC), einer international tätigen, kommerziellen Önologieberatungsfirma, die mit mehreren Dutzenden Önologen und zahlreichen Labors, alle vorstellbare Dienstleistungen rund um den Weinbau bietet. Ab 2006 lag ihr Beratungsschwerpunkt im Elsass, aber auch in osteuropäischen Ländern wie Russland und Georgien, wo sie mit großer Leidenschaft neue Terroirs und Weinstile kennenlernte, und Produzenten von Stillweinen wie Schaumweinen in ihren Regionen unterstützend begleitete. In den vergangenen sechzehn Jahren gehörten Sekt – und Weingüter aus Deutschland, Armenien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Kasachstan, Moldawien, Tschechien, Rumänien und der Ukraine zu ihren Klienten. Seit vielen Jahren ist Jeudy auch als Jurymitglied der internationalen Weinwettbewerbe »Vinalies« tätig.

Falstaff: Wie sind sie mit Österreich in Kontakt gekommen?

Aurore Jeudy: Bereits 2007 hatte ich den ersten Kontakt mit dem Haus »Schlumberger«, mein Vorgänger Herbert Jagersberger lud mich zu Beratungen in die Kellerei nach Bad Vöslau ein. Ich wurde ausgewählt, weil ich die einzige Önologin bei IOC war, die Deutsch spricht und es hat sich daraus eine anhaltende Beziehung entwickelt. Seit damals war ich so gut wie jedes Jahr in Österreich für »Schlumberger« tätig.

Wie haben sie die Anfrage von Schlumberger aufgenommen, Jagersberger als verantwortliche Kellermeisterin nachzufolgen?

Es ist natürlich eine große Herausforderung, bei einem Betrieb mit nicht weniger als 180 Jahren Bestand die Leitung im Keller zu übernehmen. Aber die Berufung nach Österreich hat mich sofort begeistert, weil ich das Unternehmen ja schon lange kenne und weiß wie groß das Potenzial hier ist.

Sie haben bereits in vielen Ländern in Sachen Schaumweinproduktion mitgearbeitet und hatten bereits Gelegenheit, sich mit der österreichischen Schaumweinszene vertraut zu machen, wenn ja, wie schätzen sie das aktuelle Qualitätsniveau ein?

In Österreich zeigt die Kurve bei dem Sekt ganz klar nach oben, mit ein Grund könnte hier auch die Klimaveränderung sein, die es ermöglicht heute auch über neue Sorten im Sektgrundwein nachzudenken. Bei der Produktion nach traditioneller Methode stehen zunächst stets die Burgundersorten im Vordergrund, Österreich hat hier einiges mehr zu bieten.

In einem ersten Statement sagten sie, dass sie den Innovationsgeist, mit dem Robert Schlumberger vor rund 180 dieses Unternehmen begonnen hat, fortführen möchten.

Wichtig ist, den Stil von Schlumberger, der sich in der gesamten Pyramide von Klassik mit dem Sparkling über die Reserve-Range bis zur Grossen Reserve durchzieht, immer unverwechselbar zu gestalten. Balance und Frische, Eleganz und Komplexität sind da der Leitfaden. Gerade bei der Sektproduktion spielt der Faktor Zeit eine enorme Rolle, wie müssen immer in die Zukunft denken. Daher gilt für mich hier klar das Prinzip »Evolution statt Revolution«.

Was denken sie, könnten solche Neuerungen sein?

Der Klimawandel hat sicher einigen Einfluss auf die Auswahl der Rebsorten der Zukunft. Bisher war zum Beispiel der Blaufränkisch in unserem Haus noch kein Thema als Sektgrundwein. Ich persönlich sehe in dieser österreichischen Leitsorte durchaus großes Potenzial und habe bereits im Herbst 2022 begonnen, den Blaufränkisch in meine Überlegungen mit einzubeziehen. Die ersten Ergebnisse sind wirklich vielversprechend und ich bin sicher, dass man diese Rebsorte in Zukunft in den Rosé-Sekt bei Schlumberger integrieren wird. Was das Topprodukt, die Große Reserve betrifft, der bisher ausschließlich aus Chardonnay komponiert wurde, kann ich mir auch vorstellen, dass hier noch Fortschritte möglich sein werden. Aber wie gesagt, ich bin nun erst ganz am Anfang, und freue mich sehr auf die Arbeit mit dem engagierten »Schlumberger«-Team. Wir werden als älteste und größte Sektkellerei des Landes den Verbrauchergeschmack mit all seinen Trends im Auge behalten und den Sektfreunden entsprechende Produkte auf höchstem Niveau anbieten können.


Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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