Neue Auflage »Der große Weinatlas«
Das hippe Weinbaugebiet Etna rund um den sizilianischen Vulkan kommt im neuen »Weinatlas« entsprechend Aufmerksamkeit.
Symbolbild © Shutterstock


Das hippe Weinbaugebiet Etna rund um den sizilianischen Vulkan kommt im neuen »Weinatlas« entsprechend Aufmerksamkeit.
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Er ist ein Evergreen der Weinliteratur: der von Hugh Johnson und Jancis Robinson herausgegebene »Weinatlas«, dessen Karten die wichtigsten Weinbaugebiete der Welt abbilden und kommentieren. Erstmals 1971 erschienen, liegt nun seit wenigen Tagen die achte, abermals deutlich erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache vor. Dienten die ersten Auflagen des Atlas noch vor allem zur groben Orientierung – auch textlich waren sie vor allem eine Einführung in die Welt des Weins –, wurde das Kartenmaterial im Lauf der Jahre immer detailschärfer, die begleitenden Texte immer reicher an Information.
Selbstredend liefert ein Blick in den Atlas nach wie vor auch Überblickswissen: Liegt Sonoma nördlich oder südlich von Napa? Liegt Trittenheim von Bernkastel aus gesehen flussaufwärts oder flussabwärts der Mosel?
Geologie der zehn Crus des Beaujolais
Doch zudem hält der Atlas inzwischen auch Kartenmaterial für denjenigen Teil der Weinkenner bereit, denen es vor allem um Expertenwissen und um Feinheiten geht. Toll beispielsweise die Karte, die die Geologie der zehn Crus des Beaujolais ins Bild setzt. Sehr schön und am Puls der Zeit ist auch die Karte des Etna, die diesem gerade in Mode gekommenen Anbaugebiet Anschaulichkeit verleiht.
Ein weiteres Beispiel für eine neu hinzugekommene Karte ist der Ausschnitt des Burgunder-Grands Crus Richebourg. Im sehr nahe heranzoomenden Maßstab 1:3.800 zeigt die Karte, welche Weingüter welche Parzellen an diesem geschmacklich vielleicht komplettesten aller Burgunder-Grands Crus besitzen.
Teils unbeholfene Übersetzungen
Leider demonstriert die Präsentation dieser Karte auch eine der Schwächen der deutschen Ausgabe: Die Überschrift »Das Weingut Richebourg und seine Besitzer« offenbart, dass Übersetzer und Lektorat alles andere als sattelfest in Sachen Wein waren. Selbstredend ist »die Lage Richebourg« gemeint, ein »Weingut Richebourg« existiert nicht. Das ist besonders ärgerlich, weil der interessierte Laie durch die falsche Benennung kaum noch verstehen kann, was eigentlich abgebildet ist. Auch an anderen Stellen findet man unbeholfene Übersetzungen, etwa wenn »Natural Wine« oder »Vin Nature« mit dem im Deutschen ungebräuchlichen Ausdruck »natürliche Weine« übersetzt wird, wo der Terminus »Naturwein« gemeint ist.
Deutschland, Österreich und Schweiz noch ausbaufähig
Zu den Kritikpunkten an der Neuausgabe gehört auch, dass die deutschsprachigen Länder nach wie vor eher stiefmütterlich behandelt werden. In Deutschland beispielsweise bleibt trotz der internationalen Strahlkraft des Steinweins eine Detailkarte Frankens ein unerfüllter Wunsch. In der Schweiz werden nur Genfersee und Wallis mit eigenen Karten gewürdigt – obwohl beispielsweise die Pinot noir aus Graubünden inzwischen weltweit Anerkennung erfahren.
In Österreich gibt es Detailkarten für Wachau, Krems- und Kamptal, sowie für den Neusiedlersee und das nordöstliche Burgenland, die Steiermark beispielsweise oder das Südburgenland sind nur auf einer Übersichtskarte abgebildet – und das Buch lässt auch die Chance ungenützt, Wien mit seinen Weingärten zu kartographieren. Ein Feature, das eine Steilvorlage für weinaffine Wien-Touristen wäre, von woher auch immer sie anreisen.
»Weinatlas« gehört in den Bücherschrank
Trotz dieser Kritikpunkte ist der »Weinatlas« ein Buch, das in den Schrank jeder Weinliebhaberin und jedes Weinliebhabers gehört. Beim Wein war das Motiv der Herkunft schon immer wichtig, die Globalisierung hat es weiter aufgewertet. Zuhause im Sessel sitzend nachschlagen zu können, wo genau der Wein gewachsen ist, den man gerade im Glas hat, macht den Weingenuss zu einem Erlebnis.
Der große Weinatlas 2020

© Falstaff
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