»Neni im ZWEIten« im Parterre des Sofitel

Der erste Lokalaugenschein im Sofitel-Tower verlief sehr vielversprechend. Ein erfrischend alternatives Programm nach nur drei Monaten Vorlaufzeit.

»In der Küche hab' ich das Sagen.« Freundlich, aber bestimmt schilderte die umtriebige Gastronomin Haya Molcho im Gespräch mit Falstaff, dass es in der Küche durchaus Konfliktpotenzial gibt. Da die Naschmarkt-Ikone nicht überall selbst rund um die Uhr in der Küche stehen kann, hat sie für das »Neni im ZWEIten« den erfahrenen Küchenchef Fritz Braumüller engagiert. Dieser müsse sich der durchaus eigenwilligen und sehr persönlichen Küchenlinie der Autodidaktin unterordnen. Fritz Braumüller hat im »Sacher« gelernt und war zuletzt unter Szenegastronom Ivo Brnjic im Theatercafé tätig. Dazwischen war er mal im »Novelli« als Souschef tätig, eine Zeit lang selbständig und der erste Küchenchef im Wein & Co in der Jasomirgottstraße.

Binnen drei Monaten durchgezogen
»Neni« heißt Haya Molchos Restaurant am Wiener Naschmarkt, hinter dem Namen stecken die Anfangsbuchstaben ihrer vier Söhne: Nadiv, Elior, Nuriel und Ilan. Wenn es darum geht, gemeinsam anzupacken, dann sind die Molchos ein starkes Team. So auch jetzt im »Neni im ZWEIten«. Erst vor drei Monaten hat sich die Familie dazu entschlossen, das Angebot von Ottakringer anzunehmen und die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des eben fertig gestellten Sofitel-Towers zu pachten. In dieser kurzen Zeit wurde das Konzept erstellt, Ilan als Co-Geschäftsführer eingesetzt und die gesamte Inneneinrichtung organisiert. Dabei verließen sie sich ganz auf die befreundete Künstlerin und Innenarchitektin Eva Beresin, die für das gewinnende Design verantwortlich ist. Schließlich hat man ja auch bei allen anderen Molcho-Projekten schon erfolgreich zusammengearbeit.

Kalt-Warm
Natürlich war der Start nach so einer kurzen Anlaufphase ein wenig hektisch, aber es gab trotz eines ersten Ansturms zur Mittagszeit keine nennenswerten Turbulenzen. Ilan verriet, dass man mit der Temperatur des argentinischen »Josper«-Holzkohleofens Anlaufschwierigkeiten hatte, was aber im Gastraum weniger zu Ungehaben führte, als die zu niedrige Raumtemperatur. Eine Kleinigkeit, die die Molchos sicher rasch korrigieren. Der Ofen ist jedenfalls das Herzstück der Küche, darin werden beispielsweise Rinderfilets, Lammkronen, Lammstelzen, gespaltene Wachteln oder Goldbrassen zubereitet. 

Soziales Essen
Das Grundkonzept sieht laut Ilan »soziales Essen« vor. Wie bei den spanischen Tapas können die Gäste mehrere wirklich günstige »Mezzes« bestellen und untereinander teilen. Jeder soll von allem kosten. Es gibt Mini-Rindfleischburger um 2,80 Euro, Garnelen aus der Holzkohle um 6 Euro, gepfeffertes Tempura-Huhn um 4,50 Euro, natürlich Hummus mit Tahina um 4 Euro und viele andere raffinierte und exotische Gerichte zu gästefreundlichen Preisen. Wer sich am Bierpreis-Index orientieren möchte: Das Krügerl Ottakringer pur (Bio-Bier) kostet 3,60 Euro, das Seidl 2,90. Die Weinkarte ist überschaubar, bietet aber doch einige Versuchungen und ist ohne Phantasie-Margen kalkuliert. Zudem gibt es erfrischende Säfte wie »Limona« mit Minze, Zitronensaft und Soda oder hausgemachten Eistee, allerdings nur für sehr durstige, denn die kleinste Einheit ist 0,5 Liter.

Frühstück und Clubbing
Das Programm beginnt um 8 Uhr mit vielfältigen Frühstücksvariationen, das Angebot reicht vom israelischen Frühstück bis zu Döllerer's »Original Frischer«, den legendären Weißwürsten der Salzburger Gastronomen-Familie. Frühstücken kann man sympathischerweise bis 14 Uhr, warme Küche gibt es bis 23 Uhr. Chillige Musik und innovative Cocktails sollen das neue »Neni« auch für Nachtschwärmer attraktiv machen. Jeden Donnerstag gibt es ein Clubbing namens »nine@9«, bei dem das Cocktailangebot noch einmal erweitert wird und wo gefragte DJs aus dem »Flex« oder der »Pratersauna« live performen sollen.

Haya Molcho betreibt ein Restaurant am Naschmarkt, den »Tel Aviv-Beach« am Donaukanal, ein Catering-Unternehmen und nun das neue Lokal im Sofitel-Tower.

www.neni.at

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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