Am Naschmarkt spielt die Gastronomie eine wichtige Rolle.

Am Naschmarkt spielt die Gastronomie eine wichtige Rolle.
© Rainer Lesniewski / Shutterstock.com

Naschmarkt: »Die kleinen Gastronomen werden sukzessive demontiert.«

Die Neuregelung der Gastro-Nebenrechte auf Wiener Märkten sorgt nach wie vor für Unmut und Protest. Wir haben am wohl bekanntesten Wiener Markt nachgefragt.

»Diese Regelung ist doch absolut schwachsinnig und bringt keinem Menschen irgendeinen Vorteil.« Oder: »Wohin man schaut, die ›kleinen‹ Gastronomen/Unternehmen werden sukzessive demontiert!« Diese Statements von Facebook-Usern bringen die Meinung vieler auf den Punkt, wenn es um die Neuregelung der Gastro-Nebenrechte auf den Wiener Märkten geht, die mit 1. Juli in Kraft getreten ist. Den viel zitierten »Fressmeilen« und dem »Wildwuchs« in Sachen Gastronomie auf den Märkten sollte damit Einhalt geboten werden. Standler wie Kunden bzw. Gäste sehen sich bevormundet, fühlen sich von Seiten der Stadt Wien nicht verstanden, empfinden die Neuregelung als Schikane und genussfeindlich. In den vergangenen Wochen ging es nicht nur in Sachen Wetter heiß her, es wurde auch hitzig diskutiert. Falstaff hat nicht nur eine Petition gegen das »Genuss-Verbot« gestartet, sondern sich auch auf den Wiener Märkten umgehört.

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Marktsterben droht

»Das was die Ulli Sima gemacht hat, ist der Grund für das Marktsterben« ist Christian Pöhl, Käse- und Feinkost-Spezialist von »Pöhl am Naschmarkt« überzeugt. »Das ist völlig entgegen dem Trend der eigentlichen Marktsituation. Auf einem Markt muss es die Möglichkeit geben auch etwas zu probieren«, so der Standbetreiber. Aber Pöhl begnügt sich nicht mit Kritik, er hat sich auch Gedanken gemacht, wie eine Neuregelung sinnvoll gestaltet werden könnte: »Mein Vorschlag für ein neues Gesetz wäre folgender: Jeder, der sich als Gastronom auf einem Markt niederlassen möchte, sollte sich um einen Teil für die Nahversorgung der Gegend bemühen und ein Stück Handel an Lebensmitteln betreiben. Das heißt, wenn etwa jemand ein Vegetarisches Lokal eröffnen möchte, dann sollte dieser auch eine kleine Gemüstetheke betreiben und ein Fischrestaurant etwa eine Fischtheke.« Das Praktische an dieser Variante sei es, dass alles was nicht verkauft wird, im Restaurant verkocht werden könne.

»Es würde uns was abgehen«

Wir sprechen ein junges Paar an, das gerade vom Einkauf kommt und bei einem der Lokale Platz nimmt: »Wir müssen eigentlich durch die halbe Stadt fahren, aber den Weg nehmen wir gern in Kauf. Von allen Märkten ist uns dieser am liebsten«, so die zwei unisono. »Nach dem Einkaufen setzen wir uns eigentlich immer noch wo hin, trinken was oder essen auch eine Kleinigkeit, das ist schon ein richtiges Ritual«, erzählt uns das Paar. »Da würde uns schon was abgehen, wenn es das dann nicht mehr geht.«

Ein paar Tische weiter sitzen zwei Männer im Anzug bei einem Bier: »Wir lassen hier öfter den Bürotag ausklingen«, erzählen uns die beiden. »Manchmal essen wir auch eine Kleinigkeit oder nutzen die Nähe des Marktes zu unserem Büro, um auch mal eine Besprechung oder die Mittagspause hier zu machen.« Am häufigsten treffen sie sich aber mit Kollegen, um in den Feierabend zu starten. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht auch für den Genuss auf den Wiener Märkten bald Feierabend ist.

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Marion Topitschnig
Autor
Waltraud Winding
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