Mutterrebe des Merlot entdeckt

»Magdeleine noire des Charentes« dürfte sehr umtriebig gewesen sein, denn ihre Gene sind im Bordelais weit verbreitet.

Mit High-Tech DNA Analysen lüften Ampelografen die letzten Geheimnisse der Rebsorten-Verwandtschaften. Jahrhundertelang war die Mutterrebe des Merlot unbekannt und Anlass für viele Spekulationen, doch jetzt konnte sie zweifelsfrei identifiziert werden: Wie Eckhard Supp auf seiner Website »enobooks« berichtet, heißt sie Magdeleine noire des Charentes und ist nur noch in geringen Beständen in den Weinbergen nördlich von Bordeaux vorhanden. Ob diese Rebsorte nach dem Bekanntwerden des unmittelbaren Verwandtschaftsgrades mit der weltweit erfolgreichen Sorte Merlot verstärkt kultiviert wird, ist noch nicht bekannt. Wissenschafter werden jedenfalls Mama Magdeleine jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Mit der Treue dürfte sie es jedenfalls nicht so genau genommen haben, denn neben der bisher schon bekannten Vaterrebe des Merlot, dem Cabernet franc, dürfte sie sich auch mit anderen Reben eingelassen haben. Magdeleine noire des Charentes ist auch Genlieferantin bzw. Elternsorte weiterer Varietäten des französischen Südwestens.

Eltern des Grünen Veltliner gefunden
Erst unlängst sorgten österreichische Forscher für Aufsehen, als sie die lange gesuchte Vaterrebe des Grünen Veltliner ausfindig machen konnten. Die nach ihrem Fundort im Burgenland benannte Rebe St. Georgen überdauerte Jahrhunderte in einem Wald, wo zuletzt im Mittelalter Weinbau betrieben wurde und konnte erst nach mehreren Versuchen eindeutig der österreichischen Hauptsorte zugeordnet werden. Winzer Hans Moser versucht jetzt die wiederentdeckte Rebe neu zu kultivieren, um herauszufinden welche Qualitäten sie in der Praxis zeigt. Für die Raffinesse und die geschmacklichen Vorzüge des Grünen Veltliners scheint aber eher die Muttersorte Traminer verantwortlich zu sein.

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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