Mauro Colagreco vom »Mirazur« im Freudentaumel

Mauro Colagreco vom »Mirazur« im Freudentaumel
© The World's 50 Best Restaurants

»Mirazur« ist neue Nummer eins der Welt

World's 50 best Restaurants-Show in Singapur: Mauro Colagreco triumphiert, »Noma« ist Zweiter, das Wiener »Steirereck« belegt den 17. Rang.

Nachdem die Verantwortlichen der »World's 50 Best Restaurants« Anfang des Jahres bekannt gegeben hatten, das Reglement zu ändern (Falstaff hat berichtet) und es demnach 2019 eine neue Nummer 1 geben musste, war die Spannung im Marina Bay Sands in Singapur groß als am 25. Juni ebendort das neue Ranking der weltbesten Restaurants bekannt gegeben wurde. Erstmals fand die Awards-Zeremonie in Asien statt. »We want to encourage discovery and diversity«, sagte William Drew, Director of Content der The World’s 50 Best Restaurants, zum Auftakt der Verleihung, durch die die australische Moderatorin Annabel Crabb führte.
Platz 1 geht in diesem Jahr an den gebürtigen Argentinier Mauro Colagreco mit seinem Restaurant »Mirazur« in Menton an der französischen Côte d'Azur. Auf Platz 2 landet René Redzepi nach der Wiedereröffnung des legendären »Noma«. Den dritten Rang sicherte sich das Restaurant »Etxebarri« aus Spanien.
Das Wiener »Steirereck«, das im Vorjahr Platz 14 belegte, landete in diesem Jahr auf Rang 17. Heinz Reitbauer ist damit immer noch mit großem Abstand der beste Koch aus dem deutschsprachigen Raum. Der Schweizer Andreas Caminada konnte sich mit seinem Restaurant auf Schloss Schauenstein gerade noch in den Top 50 behaupten und belegte Rang 50. Immerhin darf er sich über den Sustainable Restaurant Award freuen. Bester deutscher Koch ist Tim Raue, der drei Plätze verlor und nun auf Rang 40 zu liegen kam.

Die besten Restaurants der Welt 2019

  1. Mirazur, Menton, Frankreich – auch bestes Restaurant Europas
  2. Noma, Kopenhagen, Dänemark – höchster Neueinstig in der Geschichte des Rankings
  3. Asador Etxebarri, Axbe, Spanien
  4. Gaggan, Bangkok, Thailand (bestes Restaurant Asiens)
  5. Geranium, Kopenhagen, Dänemark
  6. Central, Lima, Peru (bestes Restaurant Südamerikas)
  7. Mugarritz, San Sebastian, Spanien
  8. Arpège, Prais, Frankreich
  9. Disfrutar, Barcelona, Spanien
  10. Maido, Lima, Peru
Restaurants aus dem deutschsprachigen Raum im Ranking

17. Steirereck
40. Restaurant Tim Raue, Berlin, Deutschland
50. Schoss Schauenstein, Fürstenau, Schweiz
57. Nobelhart & Schmutzig, Berlin
72. Aqua, Wolfsburg
97. Vendôme, Bergisch-Gladbach
118. Ernst, Berlin

Was als Magazin-Beilage 2002 in London begann ist heute wohl einer der international wichtigsten Awards in der Gastronomieszene. Bei der Gala waren Spitzenköche aus aller Welt anwesend und tausende Gourmets sowie Foodies weltweit verfolgten die Zeremonie via Live-Stream. Dabei konnten sie die emotionale Siegesrede von Mauro Colagreco miterleben, der zunächst nach Fassung rang und meinte: »I Need a Water, or maybe a Whisky is better«. Er bezeichnete 2019 als ein »crazy« Jahr, erst im Jänner wurde seinem Restaurant der dritte Michelin-Stern verliehen und jetzt darf er sich über Platz 1 in der Weltrangliste der Spitzengastronomie freuen.

»Liberté, Égalité, Fraternité – these are Values that we all share.«
Mauro Colagreco

Video Portrait Mirazur

© The World's 50 Best Restaurants

reitbauers jubeln

Special Awards

Neben der Rangliste wurden in Singapur auch spezielle Awards vergeben. Allen voran der Miele One to Watch Award, der in diesem Jahr an das »Lido 84« am Gardasee, Italien, geht. Das Restaurant war in der Vergangenheit ein »Retro-Lido« bzw. ein Freibad, das einer älteren Dame und ihrer Familie gehörte. Bei der Eröffnung im Jahr 2014 respektierten die Brüder – Chefkoch Riccardo Camanini und Gastgeber Giancarlo Camanini – die Tradition der Standortes, nahmen einige wenige Änderungen am ursprünglichen Gebäude vor und nutzten die Farben des Sees als Inspiration für die Inneneinrichtung. Der herrliche Blick von der Außenterrasse aus über das Wasser trägt ganz klar zum kulinarischen Erlebnis bei. Die Provenienz ist von zentraler Bedeutung für die kulinarische Philosophie des Restaurants. Die Gerichte sind von der Landschaft und Umgebung des Gardasees inspiriert.

Das 50 Best BBVA Scholarship, das 2018 erstmals vergeben wurde, erhält in diesem Jahr an den erst 20-jährigen Anderson Lee aus Montreal.

Weitere Sonderpreise

Beste Köchin der Welt

Bereits Ende April wurde bekannt gegeben, welche Spitzenköchin in diesem Jahr mit dem »World's Best Female Chef«-Award prämiert wird. Im Rahmen der Gala in Singapur wurde Daniela Soto-Innes, Chefköchin im New Yorker »Cosme«, offiziell geehrt. Die erst 28-jährige Spitzenköchen wurde in Mexico City geboren und begeistert in ihrem Restaurant mit einer innovativen Interpretation der mexikanischen Küche. Sie selbst sieht das Kochen als einen Weg, sich auszudrücken. Genau das fiel ihr bei der Awards-Zeremonie sichtlich schwer, war die Ausgezeichnete doch über die Maßen aufgeregt. »I'm shaking«, sagte Soto-Innes und erinnerte sich in ihrer Ansprache an ihre ersten Küchenerlebnisse: »Before I could talk, I was polishing my grandmothers pots and spoons.« Sie lernte die Küche als Ort der Freude, des Glücks, des Miteinanders kennen, musste in der Spitzengastronomie aber bald feststellen, dass es in den Teams nur wenig freundlich zuging. »There were happy guests, but no happy team«, erinnert sich die frischgebackene weltbeste Köchin. Umso engagierter war und ist sie heute in ihrem eigenen Restaurant: »Happiness matters and we want to spread it, dreams matter and we want to make them come true. We are hungry to grow as a team and make changes not only in the kitchen, but alo beyond.«
Hintergrund & Fotos: Daniela Soto-Innes wird zur besten Köchin gekürt

José Andrés erhält Icon Award 2019

Er nimmt Philantropie ebenso wichtig wie Fine Dining und aus diesem Grund wurde José Ramón Andrés Puerta bereits im Vorfeld mit dem »Icon Award 2019«, der in Kooperation mit American Express in diesem Jahr erstmals verliehen wird, ausgezeichnet.

Seine Karriere startete im Alter von 19 Jahren als Admirals-Koch auf einem Kriegsschiff der Spanischen Marine. Auf seinen Reisen lernte er fremde Küchen und Zutaten kennen ebenso wie Armut und Leid etwa in den Favelas, den Armenvierteln von Rio de Janeiro. Als er hier Zeuge von Hunger und Verzweiflung wurde, schor er sich, dagegen etwas zu unternehmen wann immer sich ihm die Möglichkeit dazu bieten würde. Nach dem Militärdienst arbeitete er in verschiedenen Restaurants, etwa im legendären »El Bulli« Ende der 1980er-Jahre. Mit Ferran und Albert Adrià verbindet ihn noch heute eine Freundschaft.

Es zog ihn dann in die USA, der Amerikanische Traum sollte auch für ihn wahr werden. In den Küchen Manhattans lernte er die Sprache und das Gastro-Business kennen. Seine freie Zeit verbrachte er in Suppenküchen und wurde Teil der Organisation »Share Our Strength«, die Kochkurse in armen Gemeinden organisiert. José Andrés erkannte, dass man mit Essen gutes tun kann. Heute kennt man ihn als den Mann, der Tapas nach Amerika brachte und dabei stets auf Einfachheit und beste Zutaten setzte. Höchste Priorität hatte dabei immer die nähe zum Produzenten selbst und so hatte Andrés maßgeblich daran Teil, dass es für Produkte wie Chorizo oder Jamón Ibérico heute einen Markt in den USA gibt. Vor 26 Jahren eröffnete er sein erstes Restaurant »Jaleo« in Washington D.C., heute umfasst seine ThinkFoodGroup mehr als 30 Betriebe. Sein Flagship-Restaurant »Minibar« ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet und setzt nach wie vor Maßstäbe in der zwitgenössischen, spanischen Küche.

Sein Gastro-Imperium ist gut etabliert, Andrés ruht sich allerdings nicht am Erfolg aus, sondern engagiert sich humanitär. Gemeinsam mit befreundeten Köchen hat er die Non-Profit Organisation »World Central Kitchen« gegründet, die in Krisengebieten schnelle Hilfe anbietet. So war Andrés etwa nach dem Hurrikan Maria in Puerto Rico vor Ort und gab zehntausenden Betroffen Essen aus, ebenso wie den Menschen in Kalifornien, die ihr Hab und Gut bei den verheerenden Waldbränden verloren.

»Let's make sure, that we really change the world.«
José Ramón Andrés Puerta

Video Icon Award

Die weiteren Platzierungen

50. Schoss Schauenstein, Fürstenau, Schweiz
49. Leo, Bogota, Kolumbien – NEU
48. Ultraviolet by Paul Pairet, Shanghai, China
47. Benu, San Francisco, USA– NEU
46. De Librije, Zwolle, Niederlande
45. Sühring, Bangkok, Thailand – NEU
44. The Test Kitchen, Kapstadt, Südafrika – Bestes Restaurant Afrikas
43. Hof van Cleve, Belgien
42. Bel Canto, Lissabon, Portugal – NEU
41. The Chairman, Hongkong
40. Restaurant Tim Raue, Berlin, Deutschland
39. A Casa do Porco, Sao Paolo, Brasilien – NEU
38. Hiša Franko, Kobarid, Slowenien
37. Alinea, Chicago, USA
36. Le Bernardin, New York City, USA
35. Atelier Crenn, San Francisco, USA – NEU
34. Don Julio, Buenos Aires, Argentinien – NEU
33. Lyle's, London, UK
32. Nerua, Bilbao, Spanien – NEU
31. Le Calendre, Rubano, Italien
30. Elkano, Getaria, Gipuzkoa, Spanien
29. Piazza Duomo, Alba, Italien
28. Blue Hill at Stone Bars, New York, USA
27. The Clove Club, London, UK
26. Boragó, Santiago, Chile
25. Alléno Paris au Pavillion Ledoyen, Paris, Frankreich
24. Quintonil, Mexiko City, Mexiko
23. Cosme, New York City, USA
22. Narisawa, Tokio, Japan
21. Frantzén, Stockholm, Schweden
20. Tickets, Barcelona, Spanien
19. Twins Garden, Moskau, Russland – NEU
18. Odette, Singapur
17. Steirereck, Wien, Österreich
16. Alain Ducasse au Plaza Athenée, Paris, Frankreich
15. Septime, Paris, Frankreich
14. Azurmendi, Larrabetzu, Spanien – Highest Climber Award
13. White Rabbit, Mokau, Russland
12. Pujol, Mexiko City, Mexiko
11. Den, Tokio, Japan – Art of Hospitality Award

51-120

Die besten Restaurants der Welt aus dem Vorjahr zum Vergleich


  1. Osteria Francescana, Modena, Italien
  2. El Celler de Can Roca, Girona, Spanien
  3. Mirazur, Menton, Frankreich
  4. Eleven Madison Park, New York, USA (bestes Restaurant in Nordamerika)
  5. Gaggan, Bangkok, Thailand (bestes Restaurant Asiens)
  6. Central, Lima, Peru (bestes Restaurant Südamerikas)
  7. Maido, Lima, Peru
  8. Arpège, Prais, Frankreich
  9. Mugarritz, San Sebastian, Spanien
  10. Asador Etxebarri, Axbe, Spanien

Durch das neue Reglement sind ehemalige Sieger vom Wettbewerb ausgeschlossen und in der Best Of The Best-Liste eingeparkt:

  • El Bulli, Roses, Spanien (2002, 2006, 2007, 2008, 2009)
  • The French Laundry, Yountville, USA (2003, 2004)
  • The Fat Duck, Bray, UK (2005)
  • Noma, Kopenhagen, Dänemark (2010, 2011, 2012, 2014)
  • El Celler de Can Roca, Girona, Spanien (2013, 2015)
  • Eleven Madison Park, New York, USA (2017)
  • Osteria Francescana, Modena, Italien (2016, 2018)

Steirereck beim Chef's Feast - FB Embed

Marion Topitschnig
Autor
Bernhard Degen
Autor
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