Miquel Barceló gestaltet Mouton Rothschild 2012

Seit 1945 zeichnet jedes Jahr ein bedeutender Künstler für die Illustration des Etiketts des Château Mouton Rothschild verantwortlich.

Es sind wohl die berühmtesten Namen der zeitgenössischen Kunst, die das weltberühmte Château Mouton Rothschild in seiner einzigartigen Etiketten-Kollektion vereint. Diese wird alljährlich um ein weiteres Kunstwerk erweitert.

Die Illustration des Jahrgangs 2012 wurde noch persönlich von Baroness Philippine de Rothschild ausgewählt, die am 22. August 2014 verstarb. Die Wahl fiel auf den katalanischen Maler und Bildhauer Miquel Barceló.

Mit seinen Kunstwerken schafft Barceló ein Universum, das beides gleichzeitig ist: realistisch und traumhaft. Er entführt in ein Reich von intensiven Farben, in dem er diverse Techniken und verschiedenen Materialien miteinander kombiniert. Das Fresko, das er für den 2012er Jahrgang entwarf, greift das historische Emblem des Châteaus auf. Die beiden sich auf dem Etikett symmetrisch begegnenden Steinböcke sollten dabei an die Balance und Harmonie eines großen Weines erinnern – beides bereits in der Natur präsent und gleichermaßen eine Herausforderung, ebendiese mit menschlicher Arbeit zu erlangen.

HINTERGRUND: Philippine de Rothschild (1933-2014)

BILDERSTRECKE: Red Dot Design Award – ausgezeichnetes Etikettendesign aus Österreich

Das Etikett des Jahrgangs 2012 / © Château Mouton Rothschild, Miquel BarcelóMouton Rothschild: Der Weingarten und die Lese
Klassifiziert als Premier Cru Classé, umfasst Château Mouton Rothschild 84 Hektar Rebfläche in Pauillac im Médoc, bepflanzt mit den für die Region typischen Rebsorten: Cabernet Sauvignon (80%), Merlot (16%), Cabernet Franc (3%) und Petit Verdot (1%). Das Erste Gewächs profitiert von der außerordentlich begünstigten natürlichen Gegebenheiten – der Qualität des Bodens, die Ausrichtung der Rebstöcke sowie der Sonneneinstrahlung sind optimal. Mit Respekt vor der Tradition in Kombination mit moderner Technik werden die Trauben mit größter Aufmerksamkeit von hochprofessionellen Winzern und Weinbauern begeitet. Die Trauben werden in kleinen, offenen Körben von Hand geerntet, auf vibrierenden Tischen gelagert und in Eichenbottichen vinifiziert, woraufhin der Wein in neuen Eichenfässern reift.

Der Jahrgang 2012
Was das Wetter betrifft, war das Jahr 2012 geprägt von Kontrasten einerseits und von Balance andererseits. Der Kontrast zeigte sich in einem außerordentlich kalten Winter und dem darauffolgenden Sommer, der einer der trockensten der letzten 50 Jahre war. Die Balance lag im Vegetationszyklus: Der perfekte Frühling sorgte für eine ideale Blüte sowie Reifebeginn der Trauben des Cabernet Sauvignon. Dadurch entwickelten die Trauben konzentrierten Zucker und Tannine. Geerntet wurde unter guten Bedingungen zwischen 1. und 15. Oktober. 2012 kann bereits jetzt als historischer Jahrgang betrachtet werden: Nach drei Jahren Bau war das neue Vinifizierungs-Gebäude, in dem eine noch genauere Traubenselektion möglich wurde, bereit für die erste Ernte – dies wird auch in der Qualität des Weins bemerkbar.
 
Fast schwarz in der Farbe mit einem besonderen Glanz, finden sich in der ausdrucksstarken und komplexen Nase Aromen von schwarzer Johannisbeere und Gewürzen. Die Opulenz der feinen, reifen und körperreichen Tannine enthüllt Schokolade und Vanille, abgerundet durch ein frisches mineralisches Finish. In seiner Fülle, Eleganz und perfekten Balance kommt der Mouton Rothschild einem außerordentlichen Jahrgang nahe.

Miquel Barcelò / © Xavier ForcioliÜber Miquel Barceló
1957 in Felanitx auf Mallorca geboren, studierte der katalanische Maler und Bildhauer Miquel Barceló an der Schule der Dekorativen Künste in Palma, der Hauptstadt der Insel. Zunächst vom Abstakten Expressionismus beeinflusst wurde seine Malerei immer figurativer. In den 1980er-Jahren erlangte Barceló dank der Unterstützung führender Galeristen und Museen Bekanntheit am internationalen Kunstmarkt. Seit 1988 unternimmt der Künstler ausgedehnte Reisen nach Afrika, die nicht nur seine Malerei beeinflussten, sondern ihn auch zu seinen ersten Skulpturen und Keramiken inspirierten.

Ab 1995 häufen sich Aufträge und Auszeichnungen, darunter eine Schau im Pariser Museum of Modern Art (1996) und im Louvre (2004). 2003 erhielt Barceló den Prince of Asturias Award. Zudem gestaltete er einen Teil der Kathedrale von Palma, sowie die die Kuppel im neuen Sitzungssaal des Menschenrechtsrates der UNO in Genf. Barceló repräsentierte Spanien auf der Biennale in Venedig 2010 und begeisterte in Avignon und Paris mit seiner Ausstellung »Terra Mare«. Bei jeder Ausstellung konnte der facettenreiche Künstler sein Universum aus Realität und Traumwelt aufspannen, faszinierte mit intensiven Farben und mit der Kombination verschiedenster Materialien, Medien und Techniken. Seine Gemälde transformiert er in flache Skulpturen. Fasziniert von Tierdarstellungen und frühgeschichtlichen Höhlenmalereien ist Barceló ein Mitglied des Wissenschaftlichen Komitees der für ihre Höhlenmalereien bekannten Chauvet-Höhle. Diese Quelle der Inspiration kann man auch in Barcelós Fresko für das Mouton-Etikett 2012 wieder finden.  

Leiten das Familienunternehmen (v.l.): Die drei Geschwister Julien de Beaumarchais, Camille Ögren und Philippe Sereys de Rothschild (Vorstandsvorsitzender von Baron Philippe de Rothschild) / © Mathieu Anglada
Leiten das Familienunternehmen (v.l.): Die drei Geschwister Julien de Beaumarchais, Camille Ögren und Philippe Sereys de Rothschild (Vorstandsvorsitzender von Baron Philippe de Rothschild) / © Mathieu Anglada

Kunstwerke für die Etiketten
Seit 1945 wurde das Château Mouton Rothschild Etikett mit einem Kunstwerk eines großen zeitgenössischen Malers illustriert. Im Jahr 1924, um den ersten Jahrgang zu feiern, der zur Gänze auf dem Château produziert wurde, bat Baron Philippe de Rothschild (1902-1988), Vater der Baroness Philippine (1933-2014), den berühmten Poster-Designer Jean Carlu, das Etikett dafür zu kreieren. Damals war diese Aktion noch eine einmalige Initiative. 1945 – diesmal um den wieder eingekehrten Frieden in Europa zu zelebrieren – entschied Baron Philippe, das Etikett mit dem Buchstaben »V« für »Victory«, also Sieg, gezeichnet vom jungen Maler Philippe Jullian, zu »krönen«. Dies war der Grundstein für die Tradition, seit 1946 jedes Jahr einen neuen Künstler dazu einzuladen, ein Kunstwerk für die Weinetiketten zu kreieren.

Zu Beginn wählte Baron Philippe Maler aus seinem Freundes- bzw. Bekanntenkreis aus – darunter Jean Hugo, Léonor Fini und Jean Cocteau. 1955 zeichnete Georges Braque für die Illustration verantwortlich und es folgten einige der wichtigsten Künstler der Moderne, etwa Dali, César, Miró, Chagall, Picasso, Warhol, Soulages, Bacon, Balthus, Tàpies und Jeff Koons.

Seit den 1980ern oblag es der Verantwortung der Baronesse Philippine de Rothschild, die Künstler auszuwählen, wobei sie stets darauf bedacht war, diesen ihren gestalterischen Freiraum zu lassen. Entlohnt werden die Künstler stets mit Weinen des Château Mouton Rothschild, darunter natütlich auch »ihr« Jahrgang.

1981 wurde auf Initiative der Baronesse eine Wanderausstellung mit den bisherigen Etiketten-Kunstwerken kuratiert. »Mouton Rothschild, Paintings for the Labels« wurde in zahlreichen namhaften Museen rund um den Globus gezeigt. Heute hat die Ausstellung ihren Fixplatz am Château.

www.chateau-mouton-rothschild.com


(Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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