Am Meidlinger Markt gehen die Wogen über die neue Verordnung der Stadt Wien hoch.

Am Meidlinger Markt gehen die Wogen über die neue Verordnung der Stadt Wien hoch.
© Andreas Jakwerth

Meidlinger Markt: »Ohne Nebenrechte würde hier fast keiner überleben«

Reportage: Falstaff hat sich bei Standlern und Marktbesuchern am Meidlinger Markt über das konsumfeindliche Gastro-Verbot für Händler umgehört – es formiert sich heftiger Widerstand.

Die Neuregelung der Marktordnung sorgt bei Standlern und Marktbesuchern für Unverständnis. Besonders erhitzt sind die Gemüter am Meidlinger Markt im 12. Wiener Bezirk. Vor der gastronomischen Belebung des Marktes, sei dieser »quasi tot« gewesen, heißt es. So sieht es auch Anna Putz vom Stand »Anna am Meidlinger Markt«: »Ich habe ja eigentlich einen Lebensmittelhandel und verkaufe Brot, Käse, Semmeln, Kaffe etc. Das macht auch mein Hauptgeschäft aus, das Kaffee ausschenken macht nur einen kleinen Teil aus. Allerdings, wenn ich das mit dem Espresso bzw. Kaffee ausschenken nie gemacht hätte, wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Heutzutage muss man mehr bieten, um zu überleben. Man muss sich ja auch irgendwie von den Supermärkten abheben können und das kann man nur mit einer Art Erlebniseinkauf.«

Marktbesucher wollen Mehrwert

Eine junge Mutter spaziert mit ihrer Tochter über den Markt. Angesprochen auf die Neuregelung der Marktordnung fragt die quirlige Kleine vorlaut: »Wenn ich dann müde bin und Durst habe, kann ich mich mit Mama nicht mehr kurz ausruhen und sie mir dann nichts mehr zum Trinken kaufen?« und die Mutter ergänzt: »Ich glaube, wenn die Gastronomie wegfallen würde, dann würden viele Leute wohl eher im Supermarkt einkaufen. Da geht doch ein wichtiger Mehrwert am Markt verloren.« Ein paar Meter weiter  sprechen wir ein junges Pärchen an, das gerade bei einem Kaffee sitzt: »Wir treffen uns oft am Markt und genießen bei einem Kaffee das bunte Treiben. Das ist für uns Großstadt-Feeling.«

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»Ich habe es schön langsam satt«

»Wir Marktstände und Händler vom Meidlinger Markt und anderen Märkten tun uns gerade zusammen um gemeinsam dagegen vorzugehen«, erzählt uns Marc Schweiger vom »MarctStandl«. Er verurteilt die Entscheidung der Stadt Wien: »Es ist entmündigend für alle Geschäfte. Generell ist es sinnlos und nicht wirklich förderlich, dass alle Märkte gleich behandelt werden. Gerade bei uns am Meidlinger Markt würde ohne dem Nebenrecht fast keiner überleben. Die reinen Obststandler zum Beispiel freuen sich, dass sich durch uns wieder etwas tut und so wieder mehr Leben in das Marktgeschehen kommt. Man kann nicht alle Märkte in einen Topf werfen. Denn das Umfeld beim Meidlinger Markt etwa ist ein völlig anderes als beim Naschmarkt und hat andere soziale Bedürfnisse. Wir kämpfen seit zwei Jahren, dass das veraltete Marktgesetz überarbeitet wird, und jetzt passiert genau das Gegenteil.«
Schweiger zeigt sich resignierend und setzt drastische Maßnahmen: »Ich hab es schön langsam satt und hab keine Energie mehr zu kämpfen. Ich bin am Ende. Nach endlosen und zahlreichen Sitzungen hat sich nichts getan. Daher hab ich für mich eine Entscheidung getroffen und werde erstmal für August schließen und danach schauen wie und ob ich weiter machen werde.« Die für die Standler teils wirtschaftlich bedrohliche Situation schildert Schweiger: »Ich habe schon Mitarbeiter entlassen müssen, weil ich es mir einfach nicht mehr leisten kann. Und alleine schaffe ich es auch nicht mehr.« Dennoch will er noch nicht ganz aufgeben und habe sich mit anderen Marktstandlern zusammen getan. »Wir haben bereits einen Anwalt eingeschaltet und bereiten gerade weitere Schritte vor«, zeigt sich der Standler am Ende doch noch kämpferisch.

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Marion Topitschnig
Autor
Waltraud Winding
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