Rund um die kleine sardische Ortschaft Mamoiada herrschen ideale Bedingungen für den Weinbau

Rund um die kleine sardische Ortschaft Mamoiada herrschen ideale Bedingungen für den Weinbau
Foto beigestellt

Mamoiada: Rotwein-Tradition auf Sardinien

Eine Jahrgangspräsentation im Zeichen von Covid-19 macht neugierig auf die kleine sardische Rotweinhochburg.

Kennen Sie Mamoiada? Der kleine Ortschaft, 2500 Seelen groß, dürfte wohl nur eingefleischten Sardinien-Liebhabern ein Begriff sein. Oder Weinliebhabern. Denn der abgelegene Ort der im gebirgigen Landesinneren zwischen Nuoro und Orgosolo liegt, ist trotz seiner Kleinheit eine fixe Größe im Weinbau Sardiniens.

Ideale Bedingungen

Mamoiada blickt auf eine Jahrhunderte alte Tradition im Weinbau zurück. Rund 300 Hektar Weingärten liegen ausgebreitet um das Ortszentrum, 200 Familien erzeugen Wein für den Hausgebrauch und beachtliche 20 Erzeuger füllen ihren Wein auch auf Flaschen. Mit einer mittleren Höhenlage von 730 Metern eignet sich das Gebiet von Mamoiada ideal für den Weinbau. Die Böden sind geprägt vom Granitgestein und der für die Aromenbildung so wichtige Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist auf dieser Höhe beträchtlich.

Geringe Erträge, beachtliche Qualität

Es wird hier fast ausschließlich Rotwein erzeugt. 95 Prozent der Weinbaufläche ist mit der wichtigsten Rotweinsorte Sardiniens, Cannonau, bepflanzt. In Südfrankreich ist die Sorte als Grenache bekannt, in Spanien als Garnacha. Neben Cannonau wird auch etwas Granazza angebaut, eine lokale Weißweinsorte. Die Cannonau-Reben sind in traditioneller Alberello-Erziehung gehalten und haben niedrige Erträge die selten 2000 Liter pro Hektar überzeigen. Die Weine daraus sind tiefdunkel, zeigen neben dunklen Beerenfrüchten eine charakteristische Würze und herzhaftes Tannin. Die Granitböden von Mamoiada verleihen den Weinen gute Spannung, geben ihnen Saftigkeit.

Gemeinsam stark

Der bekannteste Erzeuger von Mamoiada ist Giuseppe Sedilesu. Sein Erfolg hat zahlreiche andere kleine Winzer dazu gebracht, mit ihrem eigenen Wein auf den Markt zu kommen. Die meisten Weingüter haben sich zur Vereinigung Mamojà zusammengeschlossen und vermarkten so gemeinsam das Gebiet.

Verkostung @ Home

Soweit die Präsentation. Was macht nun aber ein kleines, insgesamt doch recht abgelegenes Weinbaugebiet, um die Schar der Weinjournalisten auf sich aufmerksam zu machen? Richtig, es lädt zu einer Vorstellung des neuen Jahrganges nach Sardinien. Aber dann kam Covid-19 und die Reise wurde gestrichen. Dem Beispiel berühmter anderer Anbaugebiete folgend, entschied man auch in Mamoiada Fassmuster zu ziehen und den Journalisten zuzusenden. Insgesamt 15 Betriebe beteiligten sich an der Aktion und verschickten die Weine des Jahrganges 2019; die meisten kommen nach langer Reifung erst ab Ende 2021 auf den Markt.

15 Betriebe schickten ihre Proben an Wein-Journalisten
© Othmar Kiem
15 Betriebe schickten ihre Proben an Wein-Journalisten

Zukunftsträchtig

Als es nun aber an die Verkostung ging, gab es leider viele herbe Enttäuschungen. War es die weite Reise oder waren die Fassmuster einfach schlecht gezogen? Jedenfalls zeigten sich viele der Weine mit deutlich oxidativer Note oder auch mit deutlich flüchtiger Säure. Die besten Weine waren unbestritten von Giuseppe Sedilesu, die waren aber aus älteren Jahrgängen. Die Muster 2019 waren so leider nicht bewertbar. Das ist schade, denn Mamoida ist als Gebiet durchaus spannend. So bleibt also nur auf das nächste Jahr zu warten und zu hoffen, dass dann wieder ungehindertes Reisen möglich sein wird. Inzwischen können wir uns den Namen merken: Mamoiada.

mamoja.it

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Mehr zum Thema