Matthias Winkler will den Mitarbeitern eine Zukunft mit fairen Rahmenbedingen geben.

Matthias Winkler will den Mitarbeitern eine Zukunft mit fairen Rahmenbedingen geben.
© Jacqueline Godany

Liebling der Gäste und der Mitarbeiter? Wie das funktionieren kann, zeigt das »Hotel Sacher«

Matthias Winkler, Geschäftsführer der Sacher-Holding, im Falstaff-Interview.

Von über 400 der besten Hotels auf der ganzen Welt schafften vier eine Nominierung für die Auszeichnung »Guest Favorite«, das »Sacher Salzburg« durfte den begehrten Preis kürzlich aus Mexiko mit nach Hause nehmen. »Ich habe den Preis nur als Bote in Mexico übernommen«, so Matthias Winkler, »denn er gehört den Kolleginnen und Kollegen des Hotel Sacher Salzburg« . Sie arbeiten seit Jahren jeden Tag im Team und mit großer Freude für unsere Gäste. Diese Auszeichnung ist mehr als nur verdient«, erklärt der CEO aller Sacher Betriebe.

Falstaff hat dies zum Anlass genommen, mit Matthias Winker über »Sacher« als Arbeitgeber, Maßnahmen zum Employer-Branding und wie das Unternehmen seinen Mitarbeitern eine Zukunft mit fairen Rahmenbedingen geben will, gesprochen.

Falstaff: Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist weiterhin eine der größten Belastungen für die österreichischen Touristiker. Wie geht es Ihnen aktuell mit der Mitarbeitersuche?

Winkler: Es beginnt mit dem Anerkenntnis, dass viele Menschen heute anders arbeiten wollen als früher. Wir kämpfen nicht dagegen an, sondern haben es akzeptiert und arbeiten miteinander, eben mit neuen Rahmenbedingungen. Wir bemühen uns sehr, als Arbeitgeber auch der beste Arbeitgeber zu sein. Daher geht es uns vergleichsweise besser.

Falstaff: Was machen Sie konkret anders als die Konkurrenz?

Winkler: Ich denke, dass viele Hoteliers schon »neu arbeiten«, unsere Branche steht auch diesbezüglich vor einem großen Umbruch. Für mich ist ein guter Arbeitgeber, eben nicht nur ein guter Arbeit-Geber, er ist auch ein Zukunfts-Geber für Mitarbeiter:innen.Dabei ist es ganz wesentlich, auf jede und jeden Einzelnen einzugehen. So wie wir das vor ein paar Jahren schon mit unseren Gästen gemacht haben: Es kommen kaum noch Standards zur Anwendung, wir gehen sehr persönlich und vorallem individuell mit unseren Gästen um. Genauso versuchen wir, die Beziehung zwischen jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin zu Sacher zu individualisieren. Die Interessen und Anforderungen an uns als Gastgeber und Hotelier sind inzwischen genauso unterschiedlich wie an uns als Arbeitgeber.

Falstaff: Was gehört hier noch alles dazu?

Winkler: Meines Erachtens zunächst zuzuhören, was Mitarbeiter:innen besonders wichtig ist, was sie stört, was wir anders machen können. Wer hat wann Zeit, kann an welchen Tagen arbeiten und wann geht’s bei ihm gar nicht. Wer freut sich über Überstunden und wer braucht mehr Zeit? Für den einen ist die 4-Tage-Woche zu anstrengend, andere freuen sich aber sehr darüber. Das und vieles mehr berücksichtigen wir bestmöglich bei unseren Planungen.

Falstaff: Wie kann man bei Ihnen Karriere machen, gibt es diesbezüglich hausinterne Strategien?

Winkler: Mit der »Sacher School of Excellence«, unserer internen Ausbildung, versuchen wir Interessen und Talente bestmöglich zu fördern und Karriere zu ermöglichen. Im Rahmen von Projektarbeit können sich Mitarbeiter:innen auch abseits ihrer Hoteltätigkeit einbringen und zum Beispiel an der Digitalisierung mitarbeiten, ein Gesundheits- oder Sicherheitskonzept erstellen und vieles andere mehr. 

Wir unterstützen all jene, die bei Wettbewerben teilnehmen wollen. Gerade erst haben wir die Landesmeisterschaften in Salzburg gewonnen und entsenden zwei grandiose Kolleginnen Emma und Esta zu den Staatsmeisterschaften in Kärnten. Ganz wichtig ist mir persönlich immer, dass unsere Kolleginnen und Kollegen auch wissen, warum wir etwas tun und warum wir manches auch nicht machen. Oft fällt vieles leichter, wenn die Hintergründe für Entscheidungen bekannt sind. Wir versuchen also auf Augenhöhe zu agieren und völlig transparent zu sein.

Falstaff: Sie setzen auch auf finanzielle Anreize. Wie kann man sich diese vorstellen?

Winkler: Wir wollen nicht nur der beste Arbeits- und Zukunftsgeber sein, sondern auch eine Zukunft mit fairen Rahmenbedingen bieten. Jeder Mitarbeiter erhält unter dem Aspekt der nachhaltigen Mobilität das Öffi-Ticket oder einen Beitrag zum Leasing eines (E-)Bikes von uns.Auch Lehrlinge verdienen im Sacher einfach mehr. Sie sind zehn Prozent unserer Mitarbeiter:innen aber 100 Prozent unserer Zukunft, daher gibt es mehr Geld in jedem Lehrjahr, bis zu 1350 Euro im dritten Lehrjahr.

Falstaff: Sie sehen es also als Pflicht an, die Mitarbeiter:innen in fast allen Belangen bestmöglich unterstützen?

Winkler: Es ist für mich mehr als Pflicht, es ist unsere Verantwortung und Aufgabe. Auch vor dem Hintergrund, dass aktuell gleich mehrere Krisen gleichzeitig auf uns einprasseln. Viele Menschen sind verzweifelt, wissen nicht wie es für sie weitergeht, manche leiden echte Not. Gerade jetzt fühlen wir uns als Arbeitgeber in der Pflicht, unsere Mitarbeiter:innen bestmöglich zu unterstützen. Jeder, der bei uns beschäftigt ist, bekommt 250 Euro netto als Bonus überwiesen. Das leistet schnell und unkompliziert einen Beitrag gegen die unglaubliche Teuerung und die hohen Preise.

Seit ein paar Tagen gibt es den »Marktplatz», ein großes Regal, wo Mitarbeiter anderen Mitarbeitern mit gebrauchten aber auch neuen Gegenständen anonym helfen. Es sind auch viele passende Weihnachtsgeschenke für Kinder dabei, auch das hilft in schweren Zeiten.

Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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