Leitungswasser-Debatte: Konsumenten wehren sich gegen das Abkassieren

Darf ein Glas Leitungswasser etwas kosten und schadet das dem Image der Gastronomen? Die Falstaff-Community gab ihre Meinung dazu ab.

Wenn es aktuell ein Thema gibt, das sowohl Gäste als auch Gastronomen spaltet, dann ist es die Debatte rund um's Glas Leitungswasser. Viel wurde darüber in den vergangenen Wochen geschrieben und gesagt.

Ausgelöst wurde das Wiederaufflammen der Streitfrage durch den Verein »Besseres Wasser«, der die Aktion »Wasserspende« lancierte. »Wer in ausgewählten Betrieben Leitungswasser konsumiert, unterstützt mit einer freiwilligen Spende weltweite Projekte zur Förderung der Wasserqualität und würdigt die Serviceleistung der Gastronomie«, heißt es in einer Aussendung des Vereins. Neben World Vision Österreich und den Mitgliedern der Raiffeisen Klimaschutz-Initiative konnten namhafte Wiener Gastronomen für die Initiative gewonnen werden. Darunter etwa Nuriel Molcho (»Neni’s«) sowie Berndt Querfeld, der sich mit dem »Cafe Hofburg« an dem Projekt beteiligt. »Traditionell wird in der Gastronomie für Wasser nichts verrechnet. Durch die Initiative ›Wasserspende‹ erwarten wir uns einen Bewusstseinswandel. Auch uns ist es ein Anliegen, dem ausgeschenkten Leitungswasser einen Mehrwert zu geben«, bekräftigt Berndt Querfeld als Wirtschaftsbund-Obmann der Gruppe Kaffeehäuser in Wien. In den teilnehmenden Betrieben wird ab sofort darauf hingewiesen, dass der Gast für Leitungswasser bezahlen muss – pro Liter werden zwei Euro verrechnet. Von der Spende geht ein Teil an den Gastronomen, der Rest soll dazu verwendet werden, ein Wasserprojekt in Sierra Leone zu realisieren.

Image-Killer
Nachdem das Projekt »Wasserspende« der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, gingen die Wogen hoch, handelt es sich dabei doch um ein heikles Thema. Touristiker sprechen von einem Image-Killer und sehen vor allem eines der österreichischen Aushängeschilder bedroht: Gastfreundschaft. In zahlreichen Kampagnen angepriesen, stoße man Urlaubern mit der Einhebung einer Leitungswassergebühr vor den Kopf. Der Charity-Gedanke wird von Gegnern als Vorwand bezeichnet. Fest steht, dass das Gratis-Wasser dem Gastronomen sehr wohl etwas kostet: Service, Abgaben und die Reinigung der Gläser – dafür muss der Wirt in die Tasche greifen. »Ein Glas Wasser ist eine Leistung des Unternehmers. Für Leistung Geld zu verlangen, darf nicht als verwerflich oder gar imageschädigend gesehen werden«, so Berndt Querfeld. Schließlich müsse jedes Unternehmen auf seine Wirtschaftlichkeit achten.

Die Meinung der Falstaff-Community
Doch nicht nur die Gastronomen und deren Haltung zum Thema sind gefragt, sondern auch jene der Gäste. Falstaff hat diese daher im Rahmen einer Blitzumfrage erhoben. Via Web-Formular gaben insgesamt 817 Personen ihre Meinung zu den drei folgenden Fragen ab.

Sind Sie grundsätzlich dafür, dass Leitungswasser in einem Lokal verrechnet wird bzw. dass Spenden für Charitys eingehoben werden?

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218 Personen (rund 27%) beantworteten diese Frage mit Ja, 599 (rund 73%) mit Nein. Auf die Realsituation umgelegt würde das bedeuten, dass nur etwas mehr als ein Viertel der Gäste das Bestreben der Gastronomie, für Leitungswasser Geld zu verlangen, unterstützen würde.


Schadet das Abkassieren für Leitungswasser dem Image der österreichischen Gastlichkeit?

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602 Personen (rund 74 %) beantworteten diese Frage mit Ja, 215 (rund 26 %) mit Nein. Ungefähr drei Viertel empfinden es als schädlich für das gastfreundliche Image Österreichs, wenn Gastronomen Geld für Leitungswasser verlangen.  

Sollten Gastronomen eine Konsumverpflichtung auferlegen dürfen, wodurch es Gästen nicht möglich wäre ausschließlich Leitungswasser zu bestellen?

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469 Personen (rund 57%) beantworteten diese Frage mit Ja, 348 (rund 43%) mit Nein. Bei dieser Frage scheint es keine vergleichbar eindeutige Tendenz wie bei den ersten beiden zu geben. Eine Konsumverpflichtung sieht zwar die Mehrheit als zulässig, ein großer Teil der Befragten sprach sich aber auch gegen eine solche aus.

Fazit
Die Ergebnisse der Falstaff-Umfrage zeigen, dass die Bereitschaft, für Leitungswasser in der Gastronomie zu zahlen beim Gast nicht gegeben ist. Die Mehrheit sieht dieses Vorgehen der Gastronomen eher als schädlich für deren Image, spricht den Wirten aber durchaus zu, eine Konsumverpflichtung einzuführen, um einer wirtschaftlichen Schädigung durch Gäste, die ausschließlich Leitungswasser bestellen, entgegenzuwirken.

(Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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