Donnerskirchen ist für Grünen Veltliner bekannt, der neben den weißen Burgundersorten auch das Herkunftssiegel Leithaberg DAC trägt.

Donnerskirchen ist für Grünen Veltliner bekannt, der neben den weißen Burgundersorten auch das Herkunftssiegel Leithaberg DAC trägt.
© Marcus Wiesner

Leithaberg: Finesse aus besten Lagen

Die Südhänge am Leithaberg im nördlichen Burgenland sind dank ihrer von Kalk und Schiefer variierend geprägten Vielfalt an Böden in den einzelnen Rieden Herkunft feiner und ausdrucksstarker Weiß- und Rotweine.

Egal, ob als Weißwein stets aus den zugelassenen Rebsorten Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder, Neuburger oder Grüner Veltliner, oder Cuvées aus diesen oder als Blaufränkisch: Ein Leithaberg DAC wird immer ein ausgewogener, eleganter und finessenreicher Speisenbegleiter sein, der niemals von vordergründigen Holznoten, sondern stets von sortenspezifischen Aromen und an das Terroir gebundenen Nuancen geprägt ist. Schon sehr früh haben die Winzer die feinen Unterschiede in ihren Lagen im Wein wahrgenommen, heute sind diese durch wissenschaftliche Untersuchungen der jeweiligen Geologie der Rieden belegt.

Eine oft Jahrhunderte lang andauernde Bewirtschaftung der besten Lagen, die auch in ihrer sehr frühen urkundlichen Erwähnung ihren Ausdruck findet, hat den Winzern das Wissen darüber vermittelt, welche Rebsorte an welcher Stelle des Leithaberges ihren optimalen Platz hat. Und so gelingt es insbesondere bei den Riedenweinen, neben der Rebsorte an sich und der Handschrift des jeweiligen Winzers auch immer einen Hauch vom sprichwörtlichen Genius Loci zu vermitteln. Im Jahr 2009 ist die Region Leithaberg in enger Zusammenarbeit zahlreicher, namhafter Winzer und dem nationalen Weinkomitee in Nachfolge eines bestehenden Winzerzusammenschlusses, der bereits zuvor als Verein unter »Leithaberg« Weine mit Herkunftstypizität vermarktet hatte – in den Status einer DAC (Districtus Austriae Controllatus) Region erhoben worden.

Romantische Szene: Die Kellergasse von Winden lädt zum Verweilen und Verkosten ein. 
© Marcus Wiesner
Romantische Szene: Die Kellergasse von Winden lädt zum Verweilen und Verkosten ein. 

Ein sehr spezifisches Terroir, traditionelle Sortenwahl und ein klassischer Ausbaustil waren dabei entscheidend. Würze, Mineralität und Frucht, geprägt durch den Schieferboden und Muschelkalk der Region Leithaberg, stellen die markanten Eigenschaften der Leithaberg-DAC-Weine dar. Seit dem Jahr 2015 werden nun auch die Lagenweine der Region unter dem DAC-Siegel gefüllt. Die Leithaberg-Rebsorten (gleich wie bei den Reserveweinen) zeigen als Einzellagenweine ausgebaut ihr volles Potential mit höchster Komplexität sowie immenser Lagerfähigkeit. So individuell die Handschrift der Winzer, so ident ist die Idee hinter Leithaberg – die Einzigartigkeit der Region in die Flasche zu füllen.

Grob lässt sich die Appellation in drei Zonen unterscheiden. Der nördliche Teil des Leithabergs verläuft parallel zum Westufer des Neusiedlersees von den Lagen in Neusiedl am See im Nordosten bis Donnerskirchen im Südwesten. Der Südteil folgt der Linie über St. Georgen und die Landeshauptstadt Eisenstadt über Groß- und Kleinhöflein bis nach Müllendorf. Die vertikalen Weingärten in Hanglagen erreichen hier eine Höhe bis zu 300 Meter, in der Regel bildet die Bundesstraße in Richtung See die Anbaugrenze, weil darunter Frostgefahr besteht.

Der dem Leithaberg vorgelagerte Ruster Höhenzug reicht von Schützen am Gebirge in einem Bogen bis Mörbisch an der ungarischen Landesgrenze. Hier wird der Weinbau von Seeniveau (118 Meter) bis auf eine Höhe von 230 Meter betrieben. Wir haben aus der Vielzahl der Möglichkeiten einige Rieden als Beispiele ausgewählt, an denen man die feinen, aber wichtigen Unterschiede erkosten und nachvollziehen kann, die aus der speziellen Geologie und dem jeweiligen Kleinklima einer Lage resultieren. Die nach Südost orientierte Ried Jungenberg in Jois umfasst 31 Hektar und erreicht eine Seehöhe von 220 Metern, hier entstehen komplexe, feinstrukturierte Blaufränkisch von unverwechselbarer dunkelmineralischer Prägung und straffe Chardonnays

Im Süden von Jois erkennt man die markante Erhebung des vom Schiefer geprägten Jungenberges. 
© Marcus Wiesner
Im Süden von Jois erkennt man die markante Erhebung des vom Schiefer geprägten Jungenberges. 

Ab einer gewissen Seehöhe zeigt der Hügelzug des Leithaberges in Jois sein Urgestein, von den Winzern einfach als Schiefer bezeichnet, an den Hängen darunter hat man es mit Kalk zu tun und schließlich an den Ausläufern haben Wind und Wetter humusreiche Schichten abgetragen und in kalkhaltige Lehmböden verwandelt. Der Jungenberg ist der dem See zugewandte Südhang des dem Ort vorgelagerten Tannenberges, dessen Rückseite wird als Hackelsberg bezeichnet, beide sind von Schiefer geprägte Lagen.

Die Ried Himmelreich liegt nordöstlich von Donnerskirchen und reicht im oberen Hangbereich bis zur Waldgrenze hinauf. Genau genommen ist das Himmelreich eine Subried der Ried Bergweingarten. Auf von Glimmerschiefer mineralisch geprägten Böden reift hier die Sorte Grüner Veltliner zu einem kraftvollen Lagenwein mit Dichte und Komplexität heran. Mehrere Donnerskirchener Winzer haben das Potenzial dieser uralten Lage erkannt und sie mit großem Aufwand rekultiviert.

Unter sorgfältiger Bedachtnahme auf die angrenzende Natur ist hier ein Kleinod wiederentstanden, das nicht nur große, elegante und lagerfähige Weißweine, sondern auch einen tollen Ausblick über den Neusiedlersee bietet. Die 7,2 Hektar große Ried Reisbühel zählt zu den Paradelagen der Gemeinde Kleinhöflein im Westen von Eisenstadt. Die dezente Hanglage liegt direkt zwischen Klein- und Großhöflein auf etwa 180 Meter Seehöhe. Der Name der Ried geht auf eine historische Bezeichnung zurück, sie war also eine ursprünglich mit Reis (Gesträuch) bestockte Fläche. Die nach Süden ausgerichtete Ried ist von Leithakalk dominiert. Die roten Leithaberg-DAC-Weine zeigen im Bukett florale Nuancen, die von dunklen Beeren begleitet werden, wirken am Gaumen bei guter Statur mittelkräftig mit roten Fruchtnuancen und zeigen mineralisch-salzige Komponenten im Nachhall.

Blick von den Schützener Weinbergen auf den Neusiedlersee.
© Marcus Wiesner
Blick von den Schützener Weinbergen auf den Neusiedlersee.

Die rund 7,4 Hektar große Ried Mariental, auch als Marienthal bezeichnet, ist eine der bekanntesten Lagen Österreichs. Sie liegt in Oggau, ein kleiner Teil auch in Rust, mit östlicher Ausrichtung. Die geschichtsträchtige Ried wurde bereits im Jahr 1476 unter dem Namen »Marchteil« historisch erwähnt. Der Boden ist karg, Kalksand, durchzogen mit Kalkbrocken prägt die Oberfläche, schon einen Meter tiefer dominiert Kreide die Geologie. Der Oggauer Teil fällt relativ steil von 180 Metern Seehöhe bis etwa 140 Meter ab, Richtung See wird das Terrain etwas flacher. Warme pannonische Luftmassen, die aus der Ungarischen Tiefebene im Osten einfließen und das Wachstum forcieren, treffen hier auf einen kühlen Boden, der das Wachstum bremst. 

In diesem Spannungsverhältnis entstehen Blaufränkisch-Weine, die sich gleichfalls durch Antagonismen auszeichnen. Immense Kraft wird von lebhafter Säure, mächtigem Gerbstoff, einer robusten, geradlinigen Textur und von einem intensiven Fruchtspiel abgefedert. All jenen, die sich nun daran machen, die feinen Unterschiede der zahlreichen Lagen am Leithaberg zu erkunden, sei die neue interaktive Riedenkarten-Seite der ÖWM (riedenkarten.at) empfohlen, die bei der Orientierung wertvolle Dienste leisten kann. Am besten begleitet mit den entsprechenden Riedenweinen der Herkunft Leithaberg DAC

ZUM TASTING

Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2021

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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