Der Sorte Blaufränkisch kommt aus gutem Grund die Exklusivstellung bei der Produktion von roten DAC-Weinen zu.

Der Sorte Blaufränkisch kommt aus gutem Grund die Exklusivstellung bei der Produktion von roten DAC-Weinen zu.
© Mag. Paul Szimak

Leithaberg DAC Rot: Der Lohn der Geduld

Das Reifepotenzial eines Rotweins hat viel Einfluss auf den Trinkgenuss – in Leithaberg DAC hat man sich dafür auf die rote DAC-Variante der Rebsorte Blaufränkisch festgelegt.

Reist man von Wien in Richtung Südosten, so überquert man nach etwa 50 Kilometern eine Hügelkette – das Leithagebirge –, die das Voralpenland von der pannonischen Tiefebene trennt. Der Leithaberg bildet zudem die Grenze zwischen Niederösterreich und dem Burgenland. Der rund 40 Kilometer lange, stark bewaldete Bergrücken gehört zu den Ausläufern der Alpen und wird dominiert von Kalkstein, dem sogenannten Leithakalk. Von den Höhen des Leithagebirges kann der Blick frei über die pannonische Ebene und den Neusiedler See bis nach Ungarn schweifen. Der Neusiedler See ist nicht nur der größte Steppensee Europas und verantwortlich für das besondere Klima, sondern auch Herz des Nationalparks und Wahrzeichen der Region.

Die Region Leithaberg DAC, aus der die herkunftsgeschützten Weine seit 2009 stammen, umfasst die Ortschaften Jois, Winden, Breitenbrunn, Purbach, Donnerskirchen und Schützen sowie die Freistadt Eisenstadt mit ihren Stadtteilen Kleinhöflein und St. Georgen und den umliegenden Gemeinden Lei-thaprodersdorf, Großhöflein, Wulkaprodersdorf, Siegendorf, Zagersdorf, Sankt Margarethen, Oslip, Oggau und Mörbisch am See. Für die Auswahl dieser Mitgliedgemeinden war vor allem die geologische Einheit das entscheidende Beurteilungsmerkmal, ausgedrückt durch den hohen Anteil an Schiefer und Muschelkalk in den Böden ihrer Rieden. Über 70 Weinbaubetriebe erzeugen heute bereits Weine mit der Bezeichnung Leithaberg DAC.

Bewusste Frische und Eleganz

Was hat ein typischer Leithaberg-DAC-Rotwein zu bieten: Da die Winzer ihre Leithabergweine als Botschafter ihrer Herkunft verstanden wissen wollen, wird alles dafür getan, dass diese auch tatsächlich im Glas vermittelt werden kann. Verpönt sind daher zu hohe Alkoholwerte, aber auch das Vorhandensein von Restzucker, beides Komponenten, die den Wein »auffetten« und der Idee eines Leithabergstils entgegenstehen. Auch der übermäßige Einsatz von Holz ist für den roten Leithaberg tabu, was wiederum nicht grundsätzlich bedeutet, dass man die Weine nicht im Fass ausbauen soll. Man greift aber hier eher zu 600-Liter-Fässern oder größeren Gebinden, bei Barriques werden solche verwendet, die bereits mehrfach belegt waren. Das erklärte Ziel ist es, Weine herzustellen, die sich durch Spannung, Finesse und eine feine Salzigkeit auszeichnen.

Mit voranschreitender Reife entwickeln die Weine immer mehr an Eleganz sowie vielfältige Nuancen, die sie als ausgezeichnete Speisenbegleiter empfehlen. Es ist das finessenreiche Säurespiel, das hier eine entscheidende Rolle spielt und stets für animierende Frische sorgt. Damit ein Leithaberg-DAC-Wein diesen Kriterien tatsächlich nicht nur in der Papierform entspricht, hat man sich auf strenge Kontrollformen geeinigt. Um den Leithaberg-DAC-Status zu erlangen, muss der gewünschte Wein eine Blindverkostung am Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt mit einer Quote von 5:1 bestehen. Von sechs erfahrenen und speziell geschulten Verkostern müssen also fünf dem Wein Herkunftstypizität in Form von Eleganz, Finesse, Struktur und lediglich dezentem Holzeinsatz zusprechen.

Neben dem speziellen Klima spielen die einzigartigen Bodenbedingungen am Leithaberg eine große Rolle.
© derpaul.at
Neben dem speziellen Klima spielen die einzigartigen Bodenbedingungen am Leithaberg eine große Rolle.

Stetige interne Mitgliederverkostungen und Seminare begleiten die Leithaberg-DAC-Winzer Jahr für Jahr auf dem Weg zu diesen besonderen Weinen und sorgen für eine dauerhafte Qualitätssicherung. Ab etwa fünf Jahren nach der Lese sind die Weine dann voll entwickelt und zeigen alle Nuancen, die hier auf den einzigartigen Rebflächen aus Kalk und Schiefer entstehen können. Soweit die Theorie. Falstaff wollte nun konkret wissen, wie sich die Weine, die aktuell auf dem Markt sind, und solche mit Reife tatsächlich präsentieren. In Rücksprache mit den Leithaberg-Winzern wurden die Jahrgänge 2017 und 2012 festgelegt und zur Verkostung zur Verfügung gestellt. Ausgewählt wurden Leithaberg-DAC-Weine ohne Lagenbezeichnung, da Einzellagen erst seit 2015 unter dem DAC-Siegel abgefüllt werden und man entsprechende Qualitäten vergleichen wollte.

Schon die Verkostung der aktuellen Weine aus 2017 zeigt, wie gut diesen Weinen ein gewisses Maß an Flaschenreife tut. Die Weine präsentierten sich durch die Bank ruhiger, eleganter und harmonischer als noch vor wenigen Monaten. Auch wenn dank ihrer Frische und Eleganz und der Güte des Jahrgangs 2017 viele der Muster schon antrinkbar erscheinen – oder es auch sind –, so ist unübersehbar, dass sie durch weitere Flaschenreife noch profitieren werden.

Der Ausbau der Leithaberg-DAC-Weine erfolgt in gebrauchten beziehungsweise größeren Holzfässern, eine Beeinflussung durch spürbar neue Holzaromen ist nicht erwünscht.
© derpaul.at
Der Ausbau der Leithaberg-DAC-Weine erfolgt in gebrauchten beziehungsweise größeren Holzfässern, eine Beeinflussung durch spürbar neue Holzaromen ist nicht erwünscht.

Faktor Zeit bringt mehr Genuss

Die Ansage »Der rote Leithaberg DAC gewinnt mit der Zeit an Komplexität und Schmelz und entwickelt zunehmend auch burgundische Noten« wurde nun anhand der Weine aus dem sehr guten Jahrgang 2012 überprüft. Die Weine wurden blind verkostet und bewertet und dann den ursprünglichen Verkostungsnotizen aus 2014 gegenübergestellt. Vorausgeschickt werden kann, dass sich die 2012er in Topverfassung präsentierten. Sieben Jahre nach der Ernte war eine perfekte Trinkreife festzustellen, ohne dass Zweifel bei den Verkostern bestanden, dass die meisten der Weine noch etliche weitere Jahre auf diesem hohen Niveau vor sich haben. Konkret zeigte sich, dass kein einziger Wein eine schlechtere Bewertung erhielt als ursprünglich vergeben.

Ganz im Gegenteil, am Ende stand bei der neuerlichen Verkostung der gereiften Weine eine um ein bis zwei Punkte höhere Marke als für den jungen Wein. Die 2012er zeigten sich sehr harmonisch, mit einer angenehmen Extraktsüße im Kern und mit reifem, fast unmerklichem Tannin ausgestattet, voll Spannung und Frische und in den meisten Fällen mit einer angenehmen Salzigkeit im Finale. Der durchschnittliche Alkoholwert am Etikett betrug 13,5 Volumenprozent, und dennoch bestechen die Weine durch Finesse und Leichtfüßigkeit. Die mineralische Komponente lässt die Weine zwar komplex, aber nicht zu üppig erscheinen, was sie zu hervorragenden Speisenbegleitern prädestiniert. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Leithabergwinzer mit ihren Blaufränkischen ihrem selbst gesteckten Ziel schon mit dem Jahrgang 2012 sehr nahe gekommen sind – und das auf breiter Front.

Es wird daher sehr spannend sein, hier die weitere Entwicklung zu beobachten, die aller Voraussicht nach mit den kommenden Generationen von Lagenweinen noch einmal getoppt wird. Denn hier wird sich zum allgemein bereits sehr gut umgesetzten Grundcharakter des roten Leithaberg-DAC-Weins auch noch die individuelle Note der einzelnen Terroirs herausarbeiten lassen. Spannende Weine sind also auch in Zukunft garantiert.

Best of Leithaberg 2012

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Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2019

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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