Die Heilkräfte des Lebkuchens sind seit dem Mittelalter bekannt.

Die Heilkräfte des Lebkuchens sind seit dem Mittelalter bekannt.
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Lebkuchen: Das weihnachtliche Superfood

Schlemmen mit gutem Gewissen: Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge entpuppt sich Lebkuchen als besonders gesund.

Wenn es im Advent im ganzen Haus nach frischen Keksen duftet und die würzigen Aromen von Zimt, Nelken und gebrannten Mandeln in der Luft liegen, steigt bei vielen nicht nur die Vorfreude auf die Festtage, sondern auch das schlechte Gewissen. Denn die süßen Schmankerl bieten meist leider nicht gerade die ideale Basis, um mit schlanker Linie ins neue Jahr zu rutschen. Doch neueste Erkenntnisse der Med-Uni Graz geben den Naschkatzen günes Licht. Denn einige der verführerischen Leckerein sind sogar sehr gesund. Gerade die traditionsreichsten Weihnachtsgebäcke, der Lebkuchen und das Kletzenbrot enthalten den Experten zufolge viele wichtige Nährstoffe, die in kalten Wintertagen besonders wohltuend wirken.

Der weihnachtliche Mix aus Nüssen, Dörrobst, Honig und Gewürzen ergibt laut Sandra Holasek vom Lehrstuhl für Immunologie und Pathophysiologie der Med-Uni Graz ein interessantes Nährstoffprofil: »Da die Süßkraft von Honig und Fruchtzucker höher ist als jene von Haushaltszucker wird auch erklärbar, warum der Kaloriengehalt dieser Rezepturen sinkt, obwohl das Geschmackserlebnis groß ist«, so die Ernährungswissenschaftlerin über unseren Adventbegleiter schlechthin.

Traditionelles Superfood

Lebkuchen, auch Pfefferkuchen, Zelten oder Gingerbread genannt, sind seit dem 13. Jahrhundert beliebt, doch schon 350 v. Chr. wurden die gewürzten Honigkuchen erstmals erwähnt. Wegen ihrer langen Haltbarkeit verteilten sie die mittelalterlichen Mönche in kargen Zeiten an Notleidende. Sie galten damals nicht als Süßigkeit, sondern als Arzneimittel, denn ihre heilenden Inhaltsstoffe wirken verdauungsfördernd und appetitanregend. Daher wurden sie traditionell in der Fastenzeit genossen.

Auch wenn es schier unendlich viele Variationen des Traditionsgebäcks gibt, besteht das  Grundrezept eines Lebkuchens aus Roggenmehl – das für unser Mikrobiom besonders wichtige Ballaststoffe enthält – aus Eiern, Honig und Natron – traditionell verwendet man Hirschhornsalz und Pottasche. Die Nüsse im Lebkuchen enthalten leicht verwertbare Proteine, ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Das macht Lebkuchen nährstoffreich und kalorienarm und – richtig dosiert – zu einem echten »Superfood«.

Heilender Gewürz-Cocktail

Doch was dem Lebkuchen erst seinen charakteristischen Geschmack verleiht, ist ein spezieller Gewürz-Cocktail, der als »Neunerlei Gewürz« bekannt ist: Zimt, Ingwer, Anis, Muskat, Nelke, Piment, Koriander, Kardamom und Fenchel. Jedes einzelne dieser Gewürze hat eine lange Tradition als Heilpflanze, deren gesundheitsfördernen Wirkstoffe sich Menschen über die Kulturen hinweg seit Jahrtausenden zu Nutze machen. So stärkt Ingwer unser Immunsystem, hemmt Entzündungen und schützt uns vor Infekten. Zimt wirkt wohltuend auf unseren Magen-Darm-Trakt, denn die süßlich-herbe Baumrinde kurbelt unsere Fettverbrennung an und senkt so Blutdruck und Blutzuckerspiegel. Den neuesten Forschungsergebnissen zufolge wirkt der spezielle Lebkuchengewürz-Cocktail entzündungshemmend und sorgt für eine verlangsamte Aufnahme von Zucker und Fett.

Darüber hinaus wirken die weihnachtlichen Gewürze auch auf neuropsychologischer Ebene, denn ihr Duft reaktiviert in unserem ältesten Gehirn­areal, dem limbischen System gespeicherte Erinnerungen und die damit verbunden Emotionen. So versetzen uns die festlichen Aromen automatisch zurück in die als Kind erlebten Gefühle von Geborgenheit und Behaglichkeit in der Weihnachtszeit.

Doch natürlich ist auch der Lebkuchen kein Freibrief zur maßlosen Völlerei. Zuckerglasur und Schokoladenüberzug schmälern seine gesundheitlichen Vorzüge. Aber wer im Alltag auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Produkten achtet, darf sich den Ernährungsexperten zufolge in der Adventzeit ruhig der ein oder anderen süßen Verlockung hingeben und besonders bei den Lebkuchen genussvoll zugreifen.


Paula Pankarter
Paula Pankarter
Redakteurin
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