Zum ersten Mal wurden heuer die »Eckarts« außerhalb Deutschlands verliehen. 

Zum ersten Mal wurden heuer die »Eckarts« außerhalb Deutschlands verliehen. 
© Eckart

Le Roi, c’est ECKART

Das atemberaubende Schloss Versailles war der Ort, an dem heuer die ECKARTS verliehen wurden. Und Schloss und Gärten wurden zur großen Bühne für Esskultur und Kochkunst.

»Gesellschaftliche Verantwortung, Nachhaltigkeit sowie kulturelle und internationale Vielfalt – dafür steht der ECKART und dafür steht auch die BMW Group. Wir wollen unsere Preisträger dazu befähigen, nachhaltige Projekte weiter zu treiben«, sagte Dr. Nicolas Peter, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen, und Schirmherr des Eckart 2017, in seiner Rede. Und der Namensgeber, Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann formulierte es so: »Es ist mir ein Herzenswunsch, jenen Projekten eine Chance zu geben, die versuchen unsere Welt besser zu machen. Und der verantwortungsvolle Umgang in allen Aspekten der Ernährung hat für mich oberste Priorität«.
Die BMW Group und die Witzigmann Academy haben die Preisverleihung erstmals außerhalb Deutschlands veranstaltet. Ebenfalls zum ersten Mal ist der Eckart in allen Kategorien jeweils mit einem Preisgeld von 50.000 Euro dotiert worden, was das Renommee und die Bedeutung des Preises im absoluten Spitzenfeld internationaler Kulinarik-Preise widerspiegeln soll. Zusätzlich zu den vier Preisen des jeweiligen Jahres, wird ein Projekt aus dem Vorjahr mit 50.000 Euro weiter gefördert, die Auswahl trifft jeweils die Jury. Das ergibt eine Gesamtpreissumme von EUR 250 000.

An der langen Tafel in der Galerie des Batailles verwöhnte Ducasse insgesamt 150 Gäste der Eckart-Verleihung mit seinem Menü. 
© Eckart
An der langen Tafel in der Galerie des Batailles verwöhnte Ducasse insgesamt 150 Gäste der Eckart-Verleihung mit seinem Menü. 

Der Name Versailles steht für Größenwahn und Perfektion. Der 51.000 Quadratmeter große Palast mit seiner Infrastruktur aus Lustschlösschen, Nebengebäuden und Gärten diente einst dazu, die Macht des Sonnenkönigs Ludwig XIV zu demonstrieren. Ludwig war auch ein Feinschmecker und wollte frischen Spargel oder Erdbeeren auch zu Weihnachten und so legte man den Potager du Roi an, um das königliche Gemüse zu liefern. Dieser Küchengarten des Königs ist heute ein Archiv des guten Geschmacks und der größte Küchengarten weltweit. 
Dass an diesem spektakulären Platz 150 Gäste der internationalen Gastronomieszene die Preisträger der ECKARTS feiern durften, war auch dank Frankreichs Sonnenkönig unter den Köchen und Herrscher über 26 Restaurants weltweit mit insgesamt 19 Michelin-Sternen möglich: Alain Ducasse. Er wurde mit dem ECKART für »Große Kochkunst« ausgezeichnet und auch das  Gala-Menü war Chefsache.
Gastronomische Kompetenz von 80 Michelin-Sternen (z.B. Joel Robuchon, Marc Haeberlin, Martin Klein, Jörg Sackmann ) und viele weitere Ehrengäste nahmen an der langen Tafel in der Galerie des Batailles Platz, auf der passend zum fleischlosen Ducasse-Menü eine Gemüse-Blumen-Dekoration den Ton angab und die feinen Zalto Gläser aus der Manufaktur in Gmünd, Österreich mit dem königlichen Prunk im Saal um die Wette funkelten. »Man isst viel zu süß, wir sollten viel mehr bittere Speisen essen, sagte uns Alain Ducasse«. Und so gab es eine Samtsuppe von bitteren Kräutern, aber auch Garnelen aus San Remo mit goldenem Kaviar. Gemüse dominierte das Galamenü und das kam auch aus den königlichen Gärten nebenan. Chefgärtner Alain Baranton beliefert schon Ducasse Plaza Athénée in Paris und sein Ore in Versailles. Fünf der insgesamt 45 Gärtner in Versailles hegen für Alain Ducasse Pak Choi, Erbsen, Tomaten und Brombeeren und mehr. Einmal geerntet, werden sie innerhalb von zwei Stunden in die Küche des Drei-Sterne-Lokals geliefert.

Außergewöhnliche Leistung

Ludwig XIV war Genießer und manchmal Fresssack. Besonders sein Erbsenhunger veranlasste Zeitgenossen wie Madame de Sévigné zu spitzen Bemerkungen: »Das Erbsenkapitel dauert an; die Ungeduld, sie zu essen, das Vergnügen, sie gegessen zu haben, und die Freude, sie wieder zu essen - das sind die Themen, über die man seit drei Tagen redet«.
Geredet wurde an diesem zauberhaften Abend in Versailles  selbstverständlich auch. Vor allem natürlich über die Preisträger und ihre besonderen Leistungen.
Der ECKART 2017 für »Innovation« ging an  María Marte und Luisa Orlando. Mit diesem Preis wurde Maria Martes außergewöhnlicher Werdegang von der Tellerwäscherin aus der Dominikanischen Republik zur sterneprämierten Köchin gewürdigt und Luisa Orlando Mut sie von Anfang an zu fördern. 2003 kam Marte als Einwanderin nach Spanien und arbeitete dort im »El Club Allard« als Putzhilfe und Tellerwäscherin. Von Anfang an will sie Köchin werden und erkämpft sich vielen Widrigkeiten und Vorurteilen zum Trotz einen Platz als Aushilfe in der Küche. Bereits 2006 wurde sie die rechte Hand des damaligen Küchenchefs Diego Guerrero, der 2007 einen und 2011 zwei Michelin-Sterne für das Restaurant errang. Als Guerrero 2013 das Restaurant überraschend verließ, entschloss sich Geschäftsführerin Orlando zu einem mutigen und einzigartigen Schritt: Seit 2014 bis heute konnten Marte und Orlando die zwei Michelin-Sterne für das »El Club Allard« verteidigen. Marte ist damit der einzige weibliche Koch aus Lateinamerika mit zwei Michelin-Sternen.

Den ECKART 2017 für »Lebenskultur« bekam Michel Guérard, dessen Name Synonym für die Nouvelle Cuisine ist. 1974 eröffnete er zusammen mit seiner Frau Christine das Hotel mit Restaurant »Les Prés d'Eugénie« im Kurort Eugénie-les-Bains. Bald verband er hier seine Ideen einer gesunden Küche mit klassischen, französischen Gerichten. Dabei wollte er seine Rezepte nicht nur an der Reduktion von Kalorien, Zucker und Fett ausrichten, sondern auch den Genuss in den Fokus stellen. Bereits 1976 beschrieb er in seinem Buch »La Grande Cuisine Minceur« (Die leichte Große Küche) seine neue Art des Kochens. Das Buch gilt heute als erste Beschreibung der Nouvelle Cuisine. Bereits 1977 erkochte Guérard für das »Les Prés d'Eugénie« drei Michelin Sterne und hält sie ohne Unterbrechung bis heute.

Der ECKART 2017 für »Kreative Verantwortung« wurde an Tiffany Persons vergeben. Die bekannte Marketing- und Musikvideo-Regisseurin Tiffany Persons wurde für ihr 2007 gegründetes »Shine On Sierra Leone« (SOSL) ausgezeichnet, eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Verbreitung von Bildung, Gesundheitsversorgung, Mikrofinanzierung und regionale Kultur sowie für nachhaltiges Bauen und landwirtschaftliche Programme für die Gemeinden von Sierra Leone und seine Menschen engagiert. 

Symbolträchtig

Schloss Versailles, ein Gesamtkunstwerk. Musik, Tanz, Theater, Mode, Esskultur, Bildenden Künste und Gartenkunst  vereint zur perfekten und raffinierten Form, das war Ludwigs Plan für Schloss Versailles. Den ersten ECKART außerhalb Deutschlands hier zu verleihen, hat daher auch viel Symbolcharakter: ist es doch die Grundidee des ECKART, ganz besondere Menschen und ihre Leistungen zu ehren, deren gesellschaftliche Verantwortung sich in ihrer kulturellen und internationalen Vielfalt darstellt. Le Roi, c’est ECKART.

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
Mehr entdecken
Mehr zum Thema