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Lagrein: Herkunft ist die Zukunft

Lagrein hat in Südtirol eine lange Tradition. Zentrum ist die Landeshauptstadt Bozen. Drei Lagrein-Pioniere präsentieren je drei Weine aus drei Jahrzehnten zur Verkostung.

Lagrein erfreut sich großen Zuspruchs. Der dunkelfarbene Wein mit frischer Säure, griffigem Tannin und dem Duft nach Holunderbeeren und Schokolade gilt als urtypischer Südtiroler Wein. Nicht von ungefähr: Schon vor 700 Jahren wurde Lagrein zum ersten Mal in Bozen erwähnt. Die Sorte hat damit die längste Tradition in Südtirol. In neuerer Zeit wurde er aber lange nicht als eigenständiger Wein wahrgenommen. Er wurde in erster Linie dem Vernatsch beigebeben, da brachte Lagrein die dunkle Farbe und etwas Tannin mit.

Wenn in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg Lagrein reinsortig ausgebaut wurde, so geschah das immer als Rosé. Lagrein Kretzer nannte man das. Der Name kam vom Sieb aus Weidengeflecht, die Kretze, mit der die Schalen beim Abstich vom Most getrennt wurden. Zu Beginn der 1980er Jahre begannen erste zaghafte Versuche, den Lagrein als reinen Rotwein auszubauen. Das war nicht leicht. Die Farbe war zwar tiefdunkel, aber auch die Säure sehr markant und das Tannin recht grob. Nicht das, was Feintrinker von einem dichten Rotwein erwarteten. Der Ausbau im traditionellen Holzfass änderte nicht viel. So versuchten es einige Mutige mit dem Barrique.

Der Aufstieg des Lagreins

Zu den Pionieren zählten Christian Werth von Muri Gries, Stephan Filippi von der Kellerei Bozen und Josephus Mayr vom Unterganzner-Hof. Dieser erinnert sich: »Für meinen Vater galt: Barrique ist verrückt.« Am Ende aber setzte dich doch der Sohn durch und präsentierte vom Jahrgang 1988 den ersten Lagrein einer neuen Generation. Neben dem Ausbau im kleinen Holzfass war die drastische Reduzierung der Erträge entscheidend, betont Christian Werth, Kellermeister von Muri Gries, einem mächtigen Benediktiner-Kloster mitten im Stadtgebiet. Und Stefan Filippi, Kellermeister der Kellerei Bozen, präzisiert. »Von damals auf heute haben sich die Erträge halbiert. Wir bewegen uns nun bei einem Kilo Trauben je Rebstock.«

Aus gegebenem Anlass präsentierten die drei Lagrein-Pioniere im Rahmen einer kleinen Verkostung je drei Weine aus den drei Jahrzehnten, von 1988 bis 2011. Dabei zeigte sich, dass Lagrein auch durchaus altern kann. Die drei Highlights der Verkostung waren: 1988 Lagrein Riserva – Unterganzner (erstaunlich lebendig und präsent, mit viel dunkler Brombeere), 2003 Lagrein Abtei – Muri Gries (dunkle Schokolade, rund und cremig, fester Druck) und 2006 Lagrein Taber – Kellerei Bozen (satte Note nach Heidelbeere und Brombeere, elegant und geschliffen). Nicht nur die Konsumenten, auch die Winzer setzen nun wieder mehr auf Lagrein. 1990 hatte die Sorte mit 280 Hektar einen Tiefpunkt erreicht, heute sind in Südtirol knapp 500 Hektar mit Lagrein bestock. Aus dem Lagrein ist ein Erfolgswein geworden.

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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