La Vie en Rosé

Der Rosé aus der Provence hat längst die Herzen der Weinfreunde überall auf der Welt erobert. Die Falstaff-Redaktion hat mehr als einhundert Rosés aus der Appellation Côtes de Provence aktuell für Sie getestet.

Roséweine liegen voll und ganz im Trend. Sie sind feinwürzig und süffig, nicht so schwer wie mancher Rotwein, aber stoffig genug, um auch als Speisenbegleiter zu fungieren. Gut gekühlt sind sie ein idealer Aperitif oder schwungvoller Begleiter auf der sommerlichen Terrasse. Während Weißwein und Rotwein im Vorjahr Marktanteile verloren haben, preschte der Rosé in Deutschland auf mittlerweile 9,6 Prozent nach oben und steigerte sich damit in nur einem Jahr um etwa 200 Prozent. 2010 wurde also bereits dreimal so viel Rosé getrunken wie je zuvor. Einen großen Anteil an diesem Boom haben die großartigen Rosés aus der Provence, die als qualitative Speerspitze in diesem Segment bezeichnet werden können. Es gibt sie in unterschiedlichen Preissegmenten und Stilen, aber sie sind von ungemein homogener Qualität. Und darauf kommt es an. Genießt eine ­Region das Vertrauen der Konsumenten, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Weg.

Rosé im Fokus: In der Region ­Provence machen Roséweine 87 Prozent der Weinproduktion aus / Foto: beigestellt

Die Anbaugebiete, aus denen sich die Appellation d’Origine Contrôlée Côtes de Provence zusammensetzt, erstrecken sich von Nizza bis etwa Aix-en-Provence in Südfrankreich. Auf einer Anbaufläche von ungefähr 20.500 Hektar erzeugen rund 380 private Weinkellereien, 38 Genossenschaften und einige Weinhandelshäuser durchschnittlich 130 Millionen Flaschen Wein jährlich. Die Besonderheit der Region ist der klare Fokus auf Roséweine, denn diese machen nicht weniger als 87 Prozent der Gesamtproduktion aus. Die wichtigsten roten Sorten sind Grenache, Syrah, Cinsault, Mourvèdre und Tibouren, die weißen Sorten sind Clairette, Ugni Blanc, Sémillon und Rolle. Die Region selbst gilt als die historische Wiege des fran­zösischen Weinbaus: Vor rund 2600 Jahren gründeten die Phönizier Marseille und begannen, im Umfeld der Siedlung Rebstöcke zu pflanzen. Von dort aus hielt diese Kulturpflanze im ganzen Land Einzug. Später verbreiteten die Römer den Weinbau in ganz Gallien bis nach Bordeaux – die Provence verdankt ihren Namen der Provincia Romana. Im Mittelalter waren es dann Klöster, die in der Provence und auf den vorgelagerten Inseln begütert waren. Sie erzeugten nicht nur ihren Messwein, sondern betrachteten die Weine auch als Handelsgut, aus dem sie Profit schlagen konnten. Ab dem 14. Jahrhundert ließen sich zahlreiche Adelsfamilien in der Region nieder und kauften Ländereien zur Weinproduktion an. Heute sind es die Reichen und Schönen, die sich an der Küste tummeln. Sie erzeugen zwar keine Roséweine, tragen aber erheblich zu deren Konsum bei. Ob als Aperitif am Strand oder in der Disco – der gut gekühlte Rosé ist immer dabei.

Clos Mireille aus dem Hause ­ Domaine Ott ­gehört heute zu Roederer / Foto: beigestellt

Um in Frankreich einen Rosé herzustellen, kann man nicht einfach Rot- und Weißwein miteinander verschneiden, das ist mit einer einzigen Ausnahme verboten – dem Rosé-Champagner. Der Rosé ist vielmehr eine recht komplexe Herausforderung für den Winzer. Viele Entscheidungen müssen in kürzester Zeit getroffen werden, speziell was die aromatische und farbliche Intensität betrifft. Der Önologe kann dabei zwei unterschiedliche Wege gehen, die sich im Ergebnis mit dem freien Auge unterscheiden lassen. Die farblich eher hellen, lachsroten Rosétypen entstehen, wenn man die roten Trauben direkt abpresst. Beim Pressen kann man eine kurze Mazerationszeit einplanen, bei der die Farbe und die Aromen extrahiert werden; die Moste werden im Prinzip wie Weißwein weiterbehandelt und im Edelstahltank ausgebaut. Diese haben eine helle Roséfarbe, zeigen aromatische Finesse und sind oft etwas leichtgewichtiger. Mit dieser Technik kann man auch »Roséweine« aus roten Trauben herstellen, die nicht einmal einen rötlichen Schimmer aufweisen.

Der zweite Verarbeitungsweg ist das Saigné-Verfahren. Hier mazerieren die gequetschten Trauben in gekühltem Zustand je nach gewünschter Extraktion von Farbe und Aromen zwischen acht Stunden und einem Tag. Dann lässt man den Most ohne Pressung ablaufen, man lässt ihn »ausbluten« – eigentlich ein Verfahren, um Rotweinmoste zu verbessern. In diesem Fall ist es umgekehrt: Hier liegt das Interesse auf dem Rosé, der je nach Maischestandzeit dunkler in der Farbe ausfällt, eher ein leuchtendes Pink bis Erdbeerrot annimmt und im Mund natürlich auch komplexer und voller ankommt.

Jean-Etienne und François Matton von Château Munity produzieren Roséweine von Topqualität / Foto: beigestellt

Die Roséweine der Provence kommen in sehr unterschiedlichen Verpackungen auf den Markt. Nirgendwo sonst gibt es eine derartig verspielte Formenvielfalt bei den Flaschen, die Etiketten reichen von antiquiert bis trendy. Auch bei den Namen zeigen die Winzer Humor und Einfallsreichtum, die Palette reicht von »Les Enfants Terrible« bis hin zu »Made in Provence«.

Den ganzen Artikel lesen Sie im Falstaff Nr. 4/2011 - Jetzt im Handel!

Zu den Verkostungsnotizen der 65 besten Weine

Text von Peter Moser