Kunst-Schlucke mit "Himmel auf Erden"

Christian Tschidas hat mit seiner neuen Weißweincuvée eine Hommage an Alfred Hrdlickas Werk geschaffen.

Das Firmament hängt voller Geigen, die Engerln treiben Schabernack, willige Frauen ergötzen sich am Wein, und irgendwo zwischendrin blitzen die runden Brillen vom Schubert-Franzl hervor: Ziemlich irdisch, höchst sinnenfroh und ein wenig aufmüpfig stellte der im Dezember 2009 verstorbene Alfred Hrdlicka den »Himmel auf Erden« in seiner gleichnamigen Radierung aus dem Zyklus Schubert (1982) dar.
Genau diese Atmosphäre des unbekümmerten Genusses hat den jungen Winzer Christian Tschida aus Illmitz im burgenländischen Seewinkel zu einer önophilen Hommage an Hrdlickas Werk inspiriert. Die Weißweincuvée »Himmel auf Erden« besteht aus Scheurebe und Weißburgunder. Das Etikett, das einen Ausschnitt aus dem namengebenden Bild zeigt, macht diesen Wein auch für Sammler interessant. Schon mit dem ersten Schluck wird klar, dass sich der Winzer um große Werktreue bei der Wiedergabe der elysischen Fantasien Hrdlickas bemüht hat: Der Name ist Programm – wenn man den Himmel schmecken könnte, dann müsste er sich tatsächlich so ähnlich präsentieren. »Himmel auf Erden« duftet zart nach Pfirsich und zeigt bei aller Blütenfinesse eine dunkle Note. Auch mineralische Anklänge sind bereits im Bouquet erkennbar. Am Gaumen hinterlässt die Cuvée geradezu paradoxe Eindrücke. Die Pfirsichfrucht mit leicht nussigen Komponenten wirkt zunächst feingliedrig und feminin. Schnell wird aber klar, dass der Wein über einen kraftvollen Kern verfügt und Druck am Gaumen entwickelt. Eine straffe, ­fokussierte Mineralik verbunden mit angenehm präsenter Säure sorgt für Balance und Nachhaltigkeit. Der »Him­mels­trunk« lässt sich Zeit mit dem Abgang, seine Aromen klingen noch lange nach – aber der Aufenthalt im Paradies wird dereinst ja schließlich auch ein längerfristiger sein.
Bezug: ab Hof nach Voranmeldung unter +43/(0)2175/241 58 oder über die Vinothek Wagner, www.wagners-weinshop.com.

aus Falstaff 04/2010