Sprichwörtlich genießt Brot nicht den besten Ruf. 

Sprichwörtlich genießt Brot nicht den besten Ruf. 
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Kulinarische Redewendungen: Dumm wie Brot

Warum ist jemand »dumm wie Brot«? Und was hat der Ausdruck mit Martin Luther zu tun?

Wenn es einem Menschen vermeintlich an Intelligenz mangelt, greifen andere gern zum Backwaren-Vergleich: Jemand ist »dumm wie Brot«. Doch warum trifft es genau ein Lebensmittel, das seit Jahrhunderten als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel gilt? 

Salz statt Brot

Die Erklärung dahinter reicht laut Philosoph Daniele Dell’Agli weit in die Vergangenheit zurück – und betraf ursprünglich ein ganz anderes Produkt. Dank einer Bibelübersetzung Luthers, die unterschiedlich interpretiert werden kann, wurde zuvor das Salz an den Pranger gestellt. Denn in einer früheren Version der lutherschen Übersetzung von Matthäus 5:13 heißt es: »Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen?« 

Interpretationsspielraum

Mit der Ansprache »ihr« und »das Salz der Erde« waren die Jünger gemeint, die die Botschaft des Meisters überbringen sollten. Das Wort »dumm« leitet sich dabei vom althochdeutschen Wort »thumb« ab, das die Bedeutung »taub« oder »stumm« trägt, im übertragenen Sinne jedoch auch »einfältig«. Da es sich beim Brot um ein Lebensmittel mit gesellschaftlich gleichwertiger Position wie Salz handelte, schwappte die Redewendung auf die beliebte Backware über. Hinzu kam die Stellung als einfache und vermeintlich unspektakuläre Sättigungsbeilage.

Von Ost nach West

Unterstützt wurde die Verbreitung der Redewendung, die einst vor allem im ostdeutschen Raum gebräuchlich war, wiederum Jahrhunderte später. Und das durch eine ARD-Sendung aus dem Jahr 2004 (Polizeiruf 110 aus Mecklenburg-Vorpommern), die den Namen »Dumm wie Brot« trug und den Vergleich über die Grenzen der neuen Bundesländer auch gen Westen katapultierte. 


Pia Schorlemmer
Pia Schorlemmer
Autorin
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