Kremstal DAC: Köstliche Reserven

Unter der Bezeichnung Kremstal DAC Reserve werden einige der besten Weine der Rebsorten Riesling und Grüner Veltliner abgefüllt. Falstaff hat den ­aktuellen Jahrgang 2010 kritisch unter die Lupe genommen.

Obwohl der Jahrgang 2010 mit seinen schwierigen Rahmen­bedingungen alles andere als güns­tig war, konnten sich die Winzer aus dem Kremstal, wenn schon nicht über ausreichende Mengen, so zumindest über eine exzellente Qualität freuen. Die Weine im DAC-Reserve-Bereich haben durchschnittlich um ein halbes Volumenprozent Alkohol weniger als im kraftstrotzenden Vorjahr, das kann man aber durchaus als Vorteil betrachten, denn die Grünen Veltliner und Rieslinge verfügen über sehr gute Extraktwerte und ein rassiges Säurespiel. Es sind so gut wie keine Botrytisprobleme aufgetreten, und so können die Reserve-Weine ihr Terroir besonders gut vermitteln.

Böden und Klima machen den Unterschied
Bedingt durch die unterschiedlichen Bodengegebenheiten – sie reichen von reinem Urgestein über tiefe Lössböden bis zu Konglomerat- und Schieferuntergrund – und die komplexen klimatischen Bedingungen – von warmen pannonischen Strömungen bis zu kühlen, von Fallwinden aus dem höher gelegenen Waldviertel geprägten Zonen – unterscheiden sich die Weinstile im Kremstal durchaus deutlich. Dies kommt im Jahrgang 2010 besonders zur Geltung. Ob der Rebstock auf Urgesteinsverwitterungsböden, auf tiefen Lössböden oder auf Konglomerat wächst, macht die feinen Nuancen aus. Diese Vielfältigkeit ist mitverantwortlich für den Reiz der Kremstaler Weine. Für ­einen Kremstal-DAC-Reserve-Wein wünscht sich der Gesetzgeber neben einem Alkoholvolumen von mindestens 13 Prozent folgendes Geschmacksprofil: kräftige Stilistik, ausgeprägte Sortenaromatik, dicht und lang im Abgang, auch ein zarter Botrytis- und Holzton ist zulässig. Darauf hat die amtliche Kostkommission bei der sensorischen Prüfung zu achten, und das ist ihr 2010 bestens gelungen.

Qualität statt Quantität
Den ersten Platz in der Kategorie Grüner Veltliner Kremstal DAC Reserve belegt das Weingut Franz Türk aus Stratzing. Der fulminante Siegerwein stammt aus der Lage Frechau und wurde sehr spät, am 2. November 2010, nach penibler Selektion gelesen. Das Weingut Türk betreibt den Veltliner aus vollem Herzen, 75 Prozent der Rebfläche sind dieser Sorte gewidmet. Nur einen Wimpernschlag hinter Türk platzierte sich ein prominenter Name auf dem zweiten Rang: Martin Nigl aus Senftenberg mit seinem Grünen Veltliner »Privat«, einem Wein, der enormes Potenzial mit viel Würze und Finesse vereint. Ein weiterer sehr facettenreicher Grüner Veltliner belegt den dritten Rang, nämlich der Grüne Veltliner Privatfüllung »Gudrun« aus dem Familienweingut Dockner in Höbenbach.

In der Riesling-Kategorie waren aufgrund der sehr kleinen Ernte manche Topweine schon ausverkauft, insgesamt wurden etwas weniger Proben eingereicht als in den vergangenen Jahren. Das Qualitätsniveau hat davon eher profitiert. Ganz oben auf dem Siegertreppchen findet man Martin Nigl, dessen Riesling »Privat« absolut überzeugte. Engmaschig, komplex und dabei von tänzerischer Leichtfüßigkeit: Dieser Wein war nicht zu schlagen. Auf Platz zwei landete das Weingut Stadt Krems mit seiner ­legendären Riesling-Lage Grillenparz; Fritz Miesbauer und sein Team haben mit diesem Riesling für ihren Betrieb neue Maßstäbe gesetzt. Die Bronze­medaille geht (hauchdünn) an Walter Buchegger aus Dross, der mit seinem exotisch-finessenreichen Riesling Moosburgerin einen der landesweit besten Weine in dieser Kategorie aufbieten konnte. Das Rennen war überaus eng, zahlreiche weitere Finalisten wären in beiden Kategorien verdienterweise in ­Betracht gekommen.


> Zu den Tastingnotizen

Text Peter Moser
aus Falstaff Nr. 6/2011

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