Kontroverse um Bocuse d'Or-Bewerbung

Heftige Dissonanzen zwischen Präsident Toni Mörwald und Schirmherr Rudi Obauer. Die Bewerbung von Thomas Göls ist geplatzt.

Anfang September haben wir hier hoffnungsfroh über das ambitionierte Antreten von Thomas Göls beim Bocuse d'Or - dem härtesten Kochwettbewerb der Welt - berichtet. Als »Schirmherr« wurde Rudi Obauer beauftragt und als Coach konnte Spitzenkoch Thomas Dorfer gewonnen werden. Dieser Tage erreichte unserere Redaktion aber eine knapp gehaltene und lapidare Absage, des so engagiert gestarteten Teams. Natürlich hat uns das stutzig gemacht, denn es wäre sehr schade, wenn kein Vertreter aus Österreich an dem internationalen Kochwettbewerb teilnehmen würde.

Feuersbrunn gegen Werfen
Bei der weiteren Recherche wurde ein schwelender Konflikt zwischen Multigastronom Toni Mörwald und dem Salzburger Starkoch Rudi Obauer offenbar. Mörwald polterte im Gespräch mit falstaff.at unverblümt: »Obauer hat geglaubt, er kann hinter meinem Rücken antreten. Er lügt, wenn er behauptet, dass er von Frankreich eingeladen worden wäre«. Obauer weist diese Anschuldigung zurück und beruft sich auf ein Schreiben vom Bocuse d'Or-Kommittee, worin er mit der österreichischen Kandidatur beauftragt worden wäre.

Zum Hintergrund
Es ist unbestritten, dass Obauer schon große Verdienste bei der Unterstützung von österreichischen Nachwuchshoffnungen beim internationalen Kochwettbewerb erworben hat. Toni Mörwald ist wiederum der amtierende Präsident von Bocuse d'Or Österreich und wurde in die Entscheidung um die diesjährige Kandidatur offenbar nicht einbezogen. »Die Präsidentschaft wurde eigentlich an die BÖG (Anm.: Beste Österreichische Gastlichkeit, wovon Mörwald der Präsident ist) übergeben, aber er hat sich's geschnappt« stellte Obauer in den Raum. Dass die Kandidatur nun zurückgelegt wurde, liegt an der Aufforderung des französischen Kommittees, »in anderer Form als von uns vorgeschlagen, anzutreten«, wie es in der Presseaussendung heißt. Rudi Obauers Kommentar dazu: »Wo Politik im Spiel ist, höre ich auf.«

Wie geht's weiter?
Die Bewerbung von Göls ist also definitiv Geschichte und ob nun tatsächlich noch ein Vertreter aus Österreich entsandt wird, steht in den Sternen. Mörwald kündigte jedenfalls an, selbst noch jemand nominieren zu wollen. Es wäre jedenfalls im Sinne der gesamten österreichischen Gastronomie, wenn man noch eine Bewerbung auf breiter Basis zustande brächte, wozu es allerdings von allen Seiten mehr Dialogbereitschaft bedürfte.

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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