Viele können den ersten Restaurantbesuch kaum erwarten.

Viele können den ersten Restaurantbesuch kaum erwarten.
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Kommentar: Essen gehen soll teurer werden. Na und?

Die Freude auf den lange ersehnten Restart der Gastronomie wird vorab durch Schlagzeilen zu vermeintlichen Teuerungen in Restaurants getrübt. Muss das sein?

Wird das Bier beim Restart der Gastronomie am 19. Mai auch in Österreich knapp, wie es bei der Wiedereröffnung der Pubs in Großbritannien der Fall war? Eine Sorge, die in den vergangenen Tagen die Runde machte. Und nachdem die Gastronomie nach über einem halben Jahr Stillstand nun endlich wieder in die Gänge kommen darf, trübt eine weitere Schlagzeile die Stimmung: Der Restaurantbesuch soll nach dem Restart teurer werden.

Selber schuld?

»Eine logische Konsequenz, irgenwie müssen die Betriebe ja ihre Defizite minimieren«, werden die einen denken. »Auch das noch! Nach dem Testzwang wird's auch noch teurer«, wird man aus anderen Ecken hören. Letztere werden, glaubt man Berichten, auch weiterhin eher ihre neue Bequemlichkeit pflegen und – wenn überhaupt – auf etablierte Lieferservices zurückgreifen. Kannibaliesiert sich die Branche also mit ihren kreativen Angeboten nach dem Restart letztlich selbst? Haben sich die Gastronomen die Suppe mit ihrem Engagement der vergangenen Wochen und Monate, zumindest irgendwie für Gäste und Team dasein zu können, selbst versalzen?

Noch lange nicht vorbei

Argumentationen wie diese gepaart mit Teuerungs-Schlagzeilen noch bevor es richtig losgeht wirken ein wenig wie ein Hintreten auf eine Branche, die ohnehin schon gebeutelt genug ist. Geht es jetzt nicht einfach darum, die Euphorie und Vorfreude auf beiden Seiten – bei Gästen und Gastronomen – zu bestärken? Denn eines scheint ebenso fix zu sein, wie das Restart-Datum: Es ist noch lange nicht vorbei. Auch wenn Restaurants, Cafés, Heurige und Bars zumindest bis 22 Uhr offen haben dürfen, der Sommer scheint angesichts wieder offener Grenzen zur großen Herausforderung zu werden. Wird die Sehnsucht nach dem Meer größer sein, als jene nach dem Schnitzel? Und wie viele Betriebe werden die Krise, deren wirtschaftliche Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist, überhaupt überleben?

Was ist der Wert der Gastronomie und was ist sie Ihnen wert?

Die viel zitierte österreichische Gastfreundschaft als Aushängeschild und touristischer USP wurden nicht zuletzt von der Politik oft gerühmt. Politische Strategien, die den Restart begleiten, lassen allerdings auf sich warten. Hat beispielsweise die Stadt Wien im Vorjahr noch mit einer groß angelegten Kampagne Gastro-Gutscheine verteilt, um die Menschen wieder in die Lokale zu bringen, vermisst man eine ähnliche, vielleicht sogar österreichweite Aktion jetzt.

Die Thematik und Verantwortung aber einzig auf die Politik abzuwälzen, wäre zwar einfach, aber nicht richtig. Denn: Wenn wir durch die Corona-Pandemie etwas gelernt haben sollten, dann wohl, dass der Weg durch und aus dieser Krise nur gemeinsam gegangen werden kann. Und dieser soziale Aspekt ist es doch auch, der den Besuch im Restaurant ausmacht. Egal ob Lieblingswirt oder Gourmet-Tempel, es sind die Begegnungen, die Menschen, die den Genuss maßgeblich mitprägen. Und es sind die Menschen, das Zusammenkommen, das Gemeinsame, das wir in den vergangenen Monaten so schmerzlich vermisst haben.

Wenn wir also ab 19. Mai wieder auswärts genießen dürfen, dann sollte es uns den einen oder anderen Euro mehr wert sein – letztlich geht es nämlich um mehr als »nur« Essen. Und wegen dem Bier machen Sie sich mal keine Sorgen. Brauereien haben im Vorfeld versichert, dass genug Gerstensaft auf Lager sei. Wenn dieser aber dann doch mal knapp werden sollte, hat Österreich als Weinland ja auch abseits des Krügerls Spannendes zu bieten.

Hintergrund

Marion Topitschnig
Autor
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