»Kochhaus« - Das begehbare Kochbuch in Berlin

Einkaufen wie in einem Rezeptbuch? In Berlin ist das möglich. Falstaff sprach mit den Kochhaus-Erfindern über die ersten Erfolge und ihre Zukunftspläne.

Das »Kochhaus« in Berlin Schöneberg eröffnete vor rund drei Monaten seine Pforten. Das begehbare Kochbuch gilt als neues Einkaufserlebnis für alle, die gerne selber kochen oder die Leidenschaft dafür erst entdecken wollen. Falstaff.at hat nachgefragt, wie das Kochhaus bei den Kunden ankommt und was für die Zukunft geplant ist - Dorothée Stöber, »Kochhaus«-Gründungsmitglied und Eventmanagerin stand Rede und Antwort.

Falstaff: Am 4. September 2010 eröffnete das Kochhaus als »neues Einkaufserlebnis« in Berlin Schöneberg - können Sie das »Neuartige« am Kochhaus kurz erklären?
Dorothée Stöber: Das Kochhaus Schöneberg ist das erste »begehbare Rezeptbuch« weltweit, ein Lebensmittelgeschäft, das seine Produkte nicht mehr nach Warengruppen, sondern nach Rezepten sortiert. Die Zutaten für ein Rezept stehen alle auf einem Tisch, sodass der Kunde nicht durch den ganzen Markt oder noch in einen zweiten Laden laufen muss, um alles zusammenzustellen. Außerdem bieten wir die richtig portionierten Mengen an Zutaten für das Rezept an, damit nichts verloren geht oder ewig unbenutzt in der Küche steht.
Achtzehn bis zwanzig Rezepte stehen im Markt, von denen jede Woche zwei bis drei gewechselt werden, um den Kunden stets etwas Neues anbieten zu können. Zu jedem Rezept gibt es auch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Fotos, damit das Kochen für jedermann einfach und gelingsicher ist.

Dorotheé Stöber vom Kochhaus Berlin/Foto: Kochhaus Berlin
Was hat sich seit der Eröffnung getan?

Wir haben ein unglaublich positives Feedback der Kunden erhalten, welches uns in unserem Vorhaben bestärkt und uns ermöglicht, bereits im kommenden März die nächste Filiale in Berlin Prenzlauer Berg  zu eröffnen. Gleichzeitig konnten wir dank des Feedbacks der Kunden unsere Prozesse und unser Angebot weiter optimieren – wie etwa die Zubereitungszeiten der Speisen auf 60 Minuten zu beschränken.


Wie waren die Reaktionen der Kunden, der »Nachbarn«
Wie vorhin erwähnt sind wir auf große Begeisterung von Seiten der Kunden gestoßen und das bezieht sich auch auf unsere Nachbarn. Sie haben uns sehr herzlich begrüßt und freuen sich, das Kochhaus in der Akazienstraße zu haben. Unser Konzept sowie der Laden selbst werden sehr positiv wahrgenommen. Wir bekommen viel Lob für die leckeren Gerichte, das Ambiente und die Liebe zum Detail. Die Kunden finden es toll, dass wir das Kochen vereinfachen: man findet alles auf einem Blick im Markt, spart Energie und Zeit beim Einkauf und kann dank des bebilderten Rezeptflyers auch beim Kochen nichts mehr falsch machen. Unsere Kunden haben richtig Lust, sich wieder selbst an den Herd zu stellen.


Gab es auch kritische Stimmen das Kochhaus betreffend?
Glücklicherweise können wir sagen, dass es wirklich relativ wenige sind. Klar, kommt es immer mal wieder vor, dass wir nicht jedermanns Geschmack treffen, aber dies ist wirklich die absolute Ausnahme. 



Wie charakterisieren Sie Ihre Kunden, wer kommt ins Kochhaus?
Wir haben ein sehr breites und gemischtes Publikum: Jung und Alt kauft im Kochhaus ein. Es geht vom Studenten, über den Businessman, die Geschäftsfrau, das junge Elternpaar bis zum Rentner. Gleichzeitig kaufen blutige Anfänger sowie fortgeschrittene Kochprofis bei uns ein.



Wer entwickelt die Rezepte? Kommt es auch vor, dass Kunden Ihnen Rezepte vorschlagen?
Die Rezepte werden im ganzen Team, in enger Zusammenarbeit mit unseren Köchen entwickelt. Wir finden es wichtig, dass alle am Prozess teilnehmen und ihre Meinung äußern. Am Anfang  stammen die Rezepte  von den Köchen, sie werden Probe gekocht, danach werden sie von einem »Kochlaien« aus dem Team nachgekocht. Während des gesamten Prozesses werden Details immer wieder geändert und angepasst, damit am Ende alles passt und schmeckt.


Sie sagen, Sie wollen die Menschen zum Selber-Kochen inspirieren, woher nehmen Sie selbst Ihre Inspiration?

Von überall! Wir haben Spaß am Kochen, am Essen und lassen uns von allem inspirieren, sei es aus Liebe zu den Zutaten, die man so und so kombinieren möchte, aus dem Austausch mit Freunden, die gerne essen, aus dem alltäglichen Marktgang, aus Sachen die man auf Reisen probiert hat, aus Kindheitserinnerungen, usw. Unsere Inspirationsquellen sind sehr verschieden.

Woher kommen die Produkte, die Sie im Kochhaus anbieten? Wer beliefert Sie? Wie wählen Sie Ihre Lieferanten aus?

Lokal. Saisonal. Feinkost. Auch außergewöhnliche/seltene Produkte.
Wie bei unseren Rezepten, sind wir auch bei unseren Lieferanten sehr anspruchsvoll und um beste Qualität bemüht, denn schließlich hängt davon auch der Erfolg unserer Rezepte ab. Somit haben wir uns bewusst für regionale Lieferanten entschieden. Die Lieferanten sind alle von uns handverlesen. Herr Dieterich, der bei uns für die Auswahl der Lieferanten zuständig ist, hat jeden vor Ort besucht und sich von der Qualität überzeugt.

Detailansicht eines Verkaufstischs im Kochhaus Berlin/Foto: Kochhaus Berlin
Sie haben immer wieder "Gastköche" im Kochhaus? Wie wählen Sie diese aus? Kommt es vor, dass auch mal ein richtiger Starkoch bei Ihnen aufkocht?
Momentan kochen vor allem unsere Köche, mit denen wir auch die Rezepte konzipieren, im Kochhaus – ob Showkochen, Kochevent oder Kochkurs. Aber es ist durchaus angedacht, dass wir demnächst auch den einen oder anderen Starkoch für das Kochhaus gewinnen möchten.


Wollen Sie das Kochhaus-Konzept auf ganz Deutschland (vielleicht auch auf Österreich) ausweiten?
Wir sind sehr froh, dass wir schon nach so kurzer Zeit eine zweite Filiale in Berlin eröffnen werden, weil die Kunden so positiv auf das Kochhaus reagiert haben. Es ist auch durchaus denkbar, dass wir Kochhäuser in anderen Städten eröffnen, aber zunächst widmen wir natürlich unsere ganze Aufmerksamkeit den Kochhäusern in Berlin. Für uns ist dieser zweite Laden die neue Herausforderung. Natürlich würden wir uns sehr freuen wenn es wieder gut ankommt, wenn die Leute begeistert sind.

www.kochhaus.de

Das Interview führte Marion Topitschnig.

Marion Topitschnig
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