Keine Alternative zu nachhaltiger Landwirtschaft

Experten diskutierten darüber, wie es mit der Lebensmittelindustrie in den nächsten Jahren weitergeht.

Es ist keine positive Prognose, die Werner Lampert stellt, wenn er über die Zukunft der Lebensmittelindustrie bzw. der Landwirtschaft spricht. Der Bio-Pionier und Initiator der Hofer-Bio-Marke »Zurück zum Ursprung« referierte gemeinsam mit Carl Jakob von Uexküll - Politik- und Wirtschaftswissenschafter, Philosoph und Gründer des World Future Council - im Rahmen des zweiten, von Hofer initiierten Journalisten-Forums zum Thema »Kann die Zukunft uns Vertrauen?«. So kryptisch das Motto auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so klar ist die Botschaft der beiden Experten: »Wenn wir so weitermachen, gehen wir auf große Probleme zu. Für einen Wandel ist es noch nicht zu spät.«

Profit vor Qualität
In 20 bis 30 Jahren, so Lampert, werde die kommerzielle Landwirtschaft wie wir sie heute betreiben, zum Erliegen kommen, denn sie vernichte ihre eigenen Ressourcen. »Steuermilliarden werden dazu verschwendet, den Status Quo aufrecht zu erhalten«, so Lampert. »Die kommerzielle Landwirtschaft ist wie ein Patient in der Intensivstation, ohne die Zufuhr von Düngemitteln und Pestiziden, wäre sie nicht am Leben zu erhalten«. Mensch, Tier und Umwelt werden unentwegt ausgebeutet, es finde eine Externalisierung von Kosten, also ein Abwälzen auf die Umwelt statt, beschreibt Uexküll die aktuelle Situation. Ursache allen Übels ist nicht nur der Mensch, sondern vor allem, das gelernte System der am Profit orientierten Wirtschaftssysteme. »Heute kann uns jeder Jungbauer sagen, wie er seinen Gewinn maximiert, über Qualitätssteigerung wissen nur mehr die Wenigsten Bescheid«, erzählt Lampert. Weil die Natur aber keine Rettungspakete liefert, wie es bei einem Finanzbankrott der Fall ist, müssen die Menschen sich auf einen wesentlichen Wert besinnen: Vertrauen.

Verantwortung tragen
Menschen konsumieren, als würde mit dem Konsum keine Verantwortung verknüpft sein, erläutert Carl Jakob von Uexküll. Genau diese Verantwortung müsse man ihnen verdeutlichen. So wie der Landwirt nicht für einen anonyme Masse produziert, so steht auch hinter jedem Lebensmittel, das wir kaufen ein Produzent. Als Bindeglied zwischen diesen Handelnden Instanzen funktioniere einzig und allein Vertrauen, das Lampert als »das Kapital der Zukunft« beschreibt. »Es gibt keine Alternative zur regionalen, nachhaltigen Bio-Landwirtschaft«, stellt der Bio-Pionier fest. Lampert schwärmt von einer europäischen Ernährungssouveränität und glaubt auch an eine Realisierbarkeit derselben. Auf die Politik könne man sich dabei allerdings nicht verlassen. Jeder Einzelne ist gefordert, seinen Beitrag zu leisten, um zukünftigen Generationen eine wenn nicht bessere, dann zumindest intakte Welt zu hinterlassen. »Früher war das Geld der ›Diener‹ und die Natur der ›Meister‹, heute ist das umgekehrt«, schließt Carl Jakob von Uexküll seinen Vortrag. Eine Feststellung, die jedem zu denken geben sollte.

www.projekt2020.at

(Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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