Johannes Hirsch lässt sich gebührend feiern

Der Falstaff Winzer des Jahres richtete ein großartiges Fest mit vielen vinophilen und kulinarischen Höhepunkten aus. FOTOS + VIDEO

Es war ein Abend an dem alles passte: Die Gäste von Johannes Hirsch erlebten mit Blick auf Heiligenstein und Gaisberg einen wunderschönen Sonnenuntergang. Man fühlte auch gleich, warum die Aromenausprägung von Hirschs Weinen derartig intensiv ist, denn der Temperaturunterschied von Tag und Nacht war am Sonntagabend besonders groß. Johannes Hirsch hatte Jahrgangsvertikalen von 2002 bis 2010 vorbereitet und die Weinfreunde konnten sich persönlich davon überzeugen, wie gut der Schraubverschluss die Lagerfähigkeit des Weins unterstützt. Dass der Schrauber heute allgemein anerkannt ist, ist zu einem großen Teil Johannes Hirsch zu verdanken, der diese Idee radikal und konsequent durchgefochten hat.

Schraubverschluss-Kontroverse
Die Tatsache, dass Hirsch den Jahrgang 2003 bereits zur Gänze mit Schrauber auf den Markt brachte, sorgte für hitzige Kontroversen und Diskussionen. Für die konservativen Weinfreunde waren Lagenweine mit Stelvin-Verschlüssen ein absolutes No-go, und auch in einem Editorial des Falstaff-Magazins wurde aus Angst vor dem sofortigen Untergang der heimischen Weinkultur zum Boykott des neuartigen Verschlusssystems im Allgemeinen und der solcherart gelieferten Hirsch-Weine im Besonderen aufgerufen. Ein Irrtum, wie man heute weiß.

Starköche als fleißige Festgäste
Von Anfang an wurde in den Weingärten auf natürlichen Dünger gesetzt. Heute liefern diesen die Ziegen und Wasserbüffel des über die regionalen Grenzen hinaus bekannten Käsemachers Robert Paget aus dem nahen Diendorf. Dieser richtete auch das köstliche Käsebuffet beim Fest aus. Peter Spak und Hans Staud sorgten für süße und pikante Begleiterscheinungen. Wie populär Johannes Hirsch ist, zeigte der beeindruckende Aufmarsch an Spitzenköchen, die ein großartiges Menü zauberten. Den Auftakt machte Christian Petz vom Wiener »Badeschiff« mit Waller auf Steinpilz-Zwiebel-Sauce. Den zweiten Gang kochte Bobby Bräuer vom »Petit Tirolia« in Kitzbühel: geschmorte Kalbshaxn mit sautiertem Spitzkohl und Wildkräutersalat. Darauf folgten feine Eierschwammerl mit Semmelknödl von Christoph Wagner (Wagners Wirtshaus in Hollabrunn). Den vorläufigen Schlusspunkt setzte Stefan Klinglhuber vom gleichnamigen Kremser Gasthaus mit Mohnnudeln mit Zwetschkenröster. Nach dem Essen und dem Verkosten von vielen Jahrgängen großartiger Hirsch-Weine wurde entweder bis spät in die Nacht getanzt oder noch der eine oder andere Gin Tonic mit Reisetbauers edlem »Blue Gin« genossen.

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Winzer-Biografie von Johannes Hirsch
Der junge Hirsch absolvierte die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg und zog danach recht rasch in die weite Weinwelt hinaus. Im Zeitraum von nur einem Jahr schaffte es der Jungwinzer, gleich bei vier Weinlesen dabei zu sein. Über Neuseeland (bei Rudi Bauer, damals noch bei Rippon Vineyards) und Australien (Penfolds) führte sein Weg nach Kalifornien (Grand Cru Vineyards). 1993 folgte ein halbes Jahr in Südafrika bei Opstal Estate. Viele neue Ideen und Impressionen brachte der junge Mann ins Kamptal mit. Dank seines weit blickenden und für Neues offenen Vaters wurde vieles davon tatsächlich umgesetzt.

Pionier der DAC-Idee
Aber auch bei den Weinen war der Kamptaler höchst innovativ. Dank seiner internationalen Erfahrung hat er bald gelernt, dass ein strafferes Sortiment klarer auszusagen vermag, wofür eine Region steht. Mit der Selbstbeschränkung auf Grünen Veltliner und Riesling hat Hirsch die später eingeführte DAC-Idee im Kamptal ein Stück weit vorweggenommen. Auch wenn er mit der derzeitigen Umsetzung nicht in allen Aspekten einverstanden ist: »Das Kamptal ist eine Region mit unglaublichem Potenzial – wie kaum ein anderes Weißweingebiet. Ich bin allerdings der Auffassung, dass man bei dem auf analytischen Daten basierenden DAC-System darauf achten muss, nicht eigentlich eine Uniformität der Weine zu fördern. Gerade der feine Jahrgang 2010 beweist das.«

ADRESSE
Weingut Hirsch
3493 Kammern, Hauptstraße 76
T: 02735/24 60, F: DW 60
info@weingut-hirsch.at 
www.weingut-hirsch.at

BEZUG
Wein & Co, Unger & Klein, Gawein Bruckner, Döllerer, Schenkenfelder, Morandell u. v. a.

Peter Moser und Bernhard Degen