Franz Xaver Lehner, Bürgermeister Thomas Steiner und Winzer Erwin Tinhof (v.l.).

Franz Xaver Lehner, Bürgermeister Thomas Steiner und Winzer Erwin Tinhof (v.l.).
Foto beigestellt

Jahrhundertealte Rebsorte wiederentdeckt

Sensation im Burgenland: Die jahrhundertealte Rebsorte »Muscat de Noir Eisenstadt« konnte ausgepflanzt werden.

Acht Jahre lang dauerten die Forschungs- und Analysearbeiten, doch nun ist die Sensation gelungen: In der burgenländischen Landeshauptstadt konnte die jahrhundertealte Rebsorte »Muscat de Noir Eisenstadt« im Weingarten von Erwin Tinhof wieder ausgepflanzt werden. 300 Setzlinge pflanzte man vor wenigen Wochen auf der Riede Feiersteig – einer der ältesten und traditionsreichsten Weinbaurieden der Stadt.

»Als ich von diesem Projekt erfahren habe, war ich von Anfang an mit Begeisterung dabei. Diese Rebsorte in Eisenstadt auspflanzen zu können, ist wirklich etwas Besonderes. Ich freue mich auf die Arbeit im Weingarten und später im Weinkeller und ganz besonders natürlich auf das erste Glaserl Muscat de Noir Eisenstadt«, sagt Winzer Erwin Tinhof.

Zu verdanken ist die Auspflanzung Franz Xaver Lehner, Obmann des Weinbauvereins der Freistadt Eisenstadt und Masterand für Weinbau und Önologie an der BOKU Wien/Tulln. Im Zuge einer Recherche entdeckte Lehner die Sorte 2008 in historischen Büchern aus der Zeit Joseph Haydns. Hier wurde die Rebsorte mit »die schwarze Schmeckende«, »Moscatella nigra« oder auch »schwarze Muscateller« beschrieben und Lehners Neugierde geweckt.

Aufnahme in die Burgenländische Weinbauverordnung

In einem ersten Schritt wurden 40 Setzlinge aus Frankreich und Deutschland in der Versuchsanlage Lehners ausgesetzt und acht Jahre lang kontrolliert und analysiert. Am 17. März 2020 wurde die Sorte offiziell in die Burgenländische Weinbauverordnung aufgenommen. Lehner selbst sieht die Auspflanzung des »Muscat de Noir Eisenstadt« als sein Lebenswerk, »Nicht nur, weil die Sorte den Namen von Eisenstadt trägt, sondern weil sie auch die Bedeutung von Eisenstadt als Weinstadt, in der Gegenwart und Vergangenheit, zeigt. Und vielleicht hat auch schon Joseph Haydn von den Trauben genascht«.

Blaue Trauben – weißer Wein

Besonders an den blauen Trauben des »Muscat de Noir Eisenstadt« ist, dass diese zu keinem Rotwein, sondern einem Weißwein werden. Auf Grund der genetischen Struktur der Rebsorte erhält man Weiß- bzw. helle Roséweine mit zarten Muskatnoten.

Die Freude ist groß, auch bei Bürgermeister Thomas Steiner: »Die Rebsorte ist in zweierlei Hinsicht besonders. Zum einen, weil es blaue Trauben sind, die bei vollreifer Kelterung weiße Weine hervorbringen, zum anderen natürlich, weil die Sorte den Namen unserer Stadt trägt. (…) Ich freue mich schon, wenn wir in ein paar Jahren den Muscat de Noir Eisenstadt verkosten können.«

Mit der ersten Lese ist in drei bis vier Jahren zu rechnen. Bis dahin wartet sowohl auf Erwin Tinhof als auch auf Franz Xaver Lehner viel Arbeit in und außerhalb des Weingartens. Denn als nächstes Ziel strebt man eine Zertifizierung als Qualitätswein an.

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