Weinberge Panorama Leibnitz

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Jahrgang 2021: Ein Traumjahrgang in Weiß und Rot

Selten brachte ein Jahrgang über alle Weinbauregionen hinweg ein derart traumhaftes Ergebnis. Vor allem der großartige Herbst sorgte für perfektes Traubenmaterial und reife Säure, und so entstanden balancierte, elegante Weißweine mit tiefer Frucht und rassiger Struktur sowie kraftvolle, komplexe Rotweine.

Mit einer Erntemenge von rund 2,4 Millionen Hektolitern liegt der Jahrgang 2021 im langjährigen Durchschnitt. Das bietet Grund zur Freude, denn europaweit verlief 2021 im Vergleich weniger positiv: Manche deutsche Weinbaugebiete erlitten drastische Ernteeinbußen; ebenso mussten die großen Weinbauländer Italien, Frankreich und Spanien teils empfindliche Verluste hinnehmen, großteils aufgrund von Spätfrösten.

Das Weinwetter 2021

Blicken wir zunächst kurz zurück zum klimatischen Verlauf des Jahres: Nach einem eher niederschlagsarmen Winter ließ der Frühling lange auf sich warten. Der April war kühl und viel zu trocken, der Mai brachte wenig Sonne und dafür reichlich Regen, wenn auch in regional recht unterschiedlicher Menge. Der Austrieb der Reben und ihre Blüte verzögerten sich, im Unterschied zu den Weinbauländern südlich und westlich des Alpenhauptkammes blieb Österreich diesmal von Spätfrösten verschont. Der Juni brachte schließlich Sonne und Wärme. Die Rebblüte fand erst gegen Ende des Monats statt und fiel bereits in eine heiße Periode, was zum Teil zu Verrieselungen führte und lockerbeerige Trauben zur Folge hatte. Mit der Hitz stieg auch die Unwettergefahr: Bereits am 24. Juni entlud sich im nördlichen Weinviertel eine riesige Gewitterzelle mit heftigem Hagelschlag, der dort rund 1.000 Hektar Weingartenfläche stark schädigte und zum Teil völlig vernichtete. Im benachbarten Tschechien wütete sogar ein Tornado. Ende Juli traf ein Hagelsturm die Weinbauorte Rührsdorf und Rossatz in der Wachau, Schäden gab es teils auch in den Dürnsteiner und Loibner Weinbergen sowie auf Rebflächen bei Göttweig und im Traisental. Ebenfalls stark vom Hagel geschädigt wurden die Rotweinzentren des Mittelburgenlandes, etwas weniger stark betroffen waren einige Rieden am Wiener Nussberg, im steirischen Vulkanland und in der Südsteiermark. Insgesamt blieben die Ernteausfälle wegen der Unwetter in diesem Jahr aber zum Glück überschaubar. Ansonsten war der Juli ein schöner Sommermonat wie früher einmal, der aber von einem eher trüben, regnerischen und kühlen August abgelöst wurde.

Zum 1. September kam jedoch der große und von den Winzern herbeigesehnte Umschwung: Eine sonnige Wetterphase setzte ein, die volle sechs Wochen anhielt und nur von zwei Regentagen begleitet war. Die Nächte wurden jedoch bereits Mitte September recht kühl, sodass ein deutliches Gefälle zwischen Tages- und Nachttemperaturen auftrat. Das sorgte für eine tolle Aromenausbildung bei den Weißweinen und für Lebendigkeit in den Rotweinen. Ende Oktober gab eine föhnige Periode den Rieslingen nördlich der Donau einen willkommenen letzten Reifeschub. Oidium, Peronospora und unerwünschte Botrytis-Nester hatten unter diesen Bedingungen keine Chance, und in einigen Gebieten beteuerten altgediente Weinbauern und Weinbäuerinnen, noch nie zur Lesezeit so schönes, vollkommen gesundes Traubengut gesehen zu haben. Der Erntezeitpunkt konnte ohne Stress und punktgenau festgelegt werden.

Weissweine mit Frucht und reifer Säure

Von der Wachau bis nach Carnuntum und vom Weinviertel bis in die Südsteiermark herrscht eitle Freude über wunderbar harmonische Weißweine, deren Inhaltsstoffe durch die lange Vegetationsdauer konzentriert wurden. So entstanden bei hoher Zuckerreife durchwegs extraktreiche, klirrend frische Weine von ungewöhnlicher Aromenvielfalt und rassiger Säurestruktur.

Besonders kommt das der Paradesorte Grüner Veltliner zugute. Im Jahrgang 2021 besitzt sie neben einer feinen Würze auch eine tiefe Steinobstfrucht und cremigen Schmelz. Aber auch die Rieslinge zeigen sich sehr vielversprechend und präsentieren sich körperreich und dank einer tollen Säurestruktur sehr leichtfüßig. Ebenso überzeugen die vollreifen, kraftvollen Sauvignon Blancs und Chardonnays sowie die sehr aromatischen Muskateller. Weißweinfans kommen in allen Anbaugebieten und bei einer Vielzahl von Gewichtsklassen voll auf ihre Rechnung, selten bot ein Jahrgang derart großes Trinkanimo.

Rotweine mit Struktur und Potenzial

In Carnuntum sind aus allen Rebsorten und in allen Reifestufen hervorragende Rotweine entstanden. Die späte Lese und die lange Vegetationsdauer könnten speziell den beiden empfindlichen Sorten Pinot Noir und St. Laurent entgegengekommen sein. Sie sollten ebenso wie die weißen Rieden- und Reserveweine über eine tolle Struktur und großes Reifepotenzial verfügen. Im Burgenland konnten die Rotweine von den optimalen Voraussetzungen im Herbst profitieren, allen voran die beiden Leitsorten Zweigelt und Blaufränkisch. Die lange Vegetationsdauer und späte Lese sowie die analytischen Daten sprechen für einen Rotweintyp wie 2019, bei dem trotz hoher Reife eine elegante Struktur und messerscharf definierte Frucht im Vordergrund stehen. Manche sehen sogar den vielversprechendsten Rotwein aller Zeiten in ihren Fässern heranreifen, der in Konkurrenz zu den mächtigen und extraktsüßen Ausnahmejahren 2011 und 2017 treten würde. Von den französischen Rebsorten könnte der Cabernet in seinen Varianten Sauvignon und Franc diesmal für besonderes Aufsehen sorgen.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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