Jacqueline Pfeiffer geht ins Vestibül

Christian Domschitz angelte sich die ehemalige Küchenchefin des »Le Ciel« im Grand Hotel.

Es ist ein brillanter Schachzug, der Vestibül-Küchenchef Christian Domschitz jetzt gelungen ist: Nachdem ihn sein Souschef gen Schweiz verlassen hat, musste er sich zwangsläufig nach Verstärkung umsehen. Und da kam es ihm mehr als gelegen, dass Jacqueline Pfeiffer, die ehemalige Küchenchefin des »Le Ciel« im Grand Hotel, gerade auf Jobsuche war. Die beiden kennen sich gut und sie haben bei verschiedenen Veranstaltungen bereits Schulter an Schulter gearbeitet. Auch die Küchenstile sind sich sehr ähnlich, bei beiden spielt französische Küche in der Basis eine Rolle. Bei der täglichen Arbeit stehen hochwertige Zutaten im Mittelpunkt, Pfeiffer inszeniert zudem stets frische Kräuter und beide sind in der klassischen Wiener Küche verwurzelt. Die Zusammenarbeit soll auf Augenhöhe erfolgen, weshalb auch beide den Titel Küchenchef tragen werden. Patronne bleibt wie gehabt Domschitz' Partnerin Veronika Doppler.

Gegenseitiger Respekt
»Wir sprechen die gleiche Sprache«. Christian Domschitz zeigt sich im Gespräch mit Falstaff glücklich über die Verstärkung seines Teams. »Wir werden beide in der Küche arbeiten und auch beide hinaus zu den Gästen gehen.« Die einzelnen Gerichte werden nicht dem Koch zugeordnet. Manche Speisen sind allerdings schon so mit einem Namen verbunden, dass man nicht dazusagen muss, wo ihr Ursprung liegt. Als Beispiel nennt Domschitz sein Hummerkrautfleisch. »Das musst Du mir noch lernern!«, ergänzt Jacqueline Pfeiffer lachend.

Vogelmiere zum Einstand
Christian Domschitz und Jacqueline Pfeiffer © Vestibül/PertramerDarauf angesprochen, ob Pfeiffer schon Ideen oder Verbesserungsvorschläge hat, verneint sie: »Ich bin komplett auf Null. Wir werden uns gegenseitig bereichern und unterstützen, da soll zusammen etwas wachsen.« Domschitz ergänzt: »Jacqueline wird dann ab Mai sicher ihre Kräuter und Blumen einbringen, da freue ich mich schon darauf!«. »Vogelmiere kann ich jetzt schon frisch ernten, das kann gleich losgehen«, setzt Pfeiffer noch drauf. Wie man schon im Gespräch sieht, ergänzen sich die beiden hervorragend. Nach ihren zwölf Jahren in einem großen Hotelbetrieb, freut sich Pfeiffer jetzt auf kürzere Entscheidungswege in einem Familienunternehmen. Und ihr Gegenüber wiederum will von ihrer Erfahrung profitieren: »In einem Großbetrieb wird viel straffer organisiert, da kann sie sicher viel einbringen.«

Stärken der Trademark
Bei den gemeinsamen Zielen sind sich beide einig. Das Reservierungsbuch soll voll sein, die Arbeit muss Spaß machen und die Gäste müssen glücklich nach Hause gehen. »Wir sind hier im Burgtheater, wir wollen uns täglich unseren Applaus verdienen«, beschreibt Domschitz die Motivation. Die Trademark »Vestibül« soll mit dem Familienzuwachs weiter gestärkt werden und mit so zugkräftigen Namen wie Christian Domschitz, Veronika Doppler und Jacqueline Pfeiffer, sollte das auch gelingen. Umbauten sind weder geplant noch aus Denkmalschutzgründen möglich. Einzig im Gastgarten wird man den Einfluss von Jacqueline Pfeiffer sofort merken, denn sie will für alle sichtbar frische Kräuter pflanzen und auch damit arbeiten.

Geduld gefragt
Wer sich schon in der ersten Woche Umwälzungen in der Vestibül-Küche erhofft, dem muss gesagt sein, dass diese gar nicht stattfinden werden. Die beiden Küchenchefs wollen erst in Ruhe zueinander finden und dann Ende März eine neue Karte präsentieren, die eine Evolution der bisherigen Küchenlinie sein wird. Eine Revolution wird es nicht geben.

Restaurant Vestibül (Bewertung im Restaurantguide)
Universitätsring 2 (Im Burgtheater)
1010 Wien
T: 01/532 49 99
www.vestibuel.at

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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