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Interview: Tischgespräch mit Maria Happel

Im Falstaff-Talk spricht die Schauspielerin über bewusstes Essen und Feminismus-Fragen.

Falstaff: Sie sind Schauspielerin, Regisseurin, Fernsehstar, leiten das Reinhardt-Seminar, haben ein Buch geschrieben und sind Mutter zweier Töchter. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Maria Happel: Das Theater wurde, Corona bedingt, stillgelegt. Durch die Zwangspause konnte ich mir meine neue Position gründlich anschauen. Dreharbeiten finden auch erst jetzt wieder statt. Und die Kinder sind mittlerweile groß. Ich habe gerade ein Buch über Max Reinhardt gelesen, der hat zu seiner Zeit neun Theater gleichzeitig geleitet … also da ist noch Luft nach oben!

Maria Happel geht’s nur gut, wenn sie was tut?
Das war schon immer so. Als Kind habe ich vor der Schule Orgel gespielt – ich wollte Kirchenmusik studieren – und nach der Schule habe ich Nachhilfestunden gegeben. Am Abend war ich dann im Tischtennisclub, im Gesangsverein oder am Fußballplatz.

Sie spielten im Sommer im neu gegründeten »Theater im Park am Belvedere« in Wien …
Ich habe mein Programm »Edith Piaf und Marlene Dietrich – Die Geschichte einer Freundschaft« mit Sona MacDonald aufgeführt. Da gab es Tränen, sowohl im Publikum wie auch auf der Bühne. Wir haben gemerkt, dass es diesen Bund gibt und wir einander vermisst haben. Dass man sich gegenseitig braucht. Das war – nach einem halben Jahr Nicht-Spielen-Dürfen, ein sehr rührender Moment in Zeiten, in denen man sich nicht berühren darf.

Haben sich Ihre Einkaufs- bzw. Essgewohnheiten in Corona-Zeiten geändert?
Sehr stark. Kochen und essen lief bei uns bisher so nebenbei mit – Ausnahme war das große Sonntagsfrühstück. Jetzt konzentrierten wir uns darauf. Wir kaufen bewusster ein und suchen nach neuen Rezepten. Da unsere Töchter großen Wert darauf legen, dass wir uns gesünder ernähren, haben wir das als Ansporn genommen, weniger bis gar kein Fleisch zu essen. Es macht Freude, sich anders zu ernähren und mehr »mit den Jahreszeiten« zu leben. Und das wird auch bleiben!

Sie können ja sehr gut kochen!
Naja, ich bin nicht die beste Köchin. Im Gegensatz zu meiner älteren Tochter Paula, die Eigenkreationen zaubert. Auf die Idee würde ich gar nicht kommen. Sie bäckt und kocht und befasst sich damit. Am Anfang dachte ich: Mit 19 habe ich über vieles nachgedacht, aber sicher nicht über Hühnerbrust mit Avocado-Dip. Aber für die junge Generation hat das eine andere Wertigkeit. Was mir Angst macht. Ich frage mich: Gehen die Frauen freiwillig zurück an den Herd? Wofür sind wir auf die Straße gegangen?

Aber junge Männer kochen heute ebenfalls, und mit der gleichen Leidenschaft!
Das habe ich auch mitgekriegt. Der Freund von Paula hat einen Pizzastein gekauft. Er macht den Teig selbst und die beste Pizza der ganzen Stadt. Wir lieben das und lassen uns gerne mitziehen!

Letzte Frage: Wenn Sie nicht selbst kochen, wo gehen Sie in Wien besonders gerne essen?
Wir gehen gerne ins Gasthaus »Stern« in den 11. Bezirk – ein Traditionsgasthaus mit jungem Team dahinter. Und im 3. Bezirk, also bei uns um die Ecke, gibt es einen kleinen Italiener am Rochusmarkt, das »Pappa e Ciccia« – wir lieben es!


Über Maria Happel

Die gebürtige Deutsche wurde 1991 von Claus Peymann ans Wiener Burgtheater geholt, wo sie nach wie vor Ensemblemitglied ist – seit 2016 im Rang einer Kammerschauspielerin. Zudem ist sie als Regisseurin tätig und spielt seit 2010 die Gerichtsmedizinerin Franziska Beck in der Erfolgsserie »SOKO Donau«. Seit Mai 2020 ist sie auch Leiterin des Reinhardt-Seminars. Maria Happel lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Wien.


Erschienen in
Wien Spezial 2020

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Alex. Hesse
Redakteurin
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