Interview mit Rum-Experten Tony Hart

Der Brite über Rum als Speisebegleiter, traditionelle Produktion und die neue »Selección de Maestros« von Havana Club.

Tony Hart ist einer der gefragtesten Rum-Experten der Welt und war anlässlich einer exklusiven Rum-Präsentation in der »Halbestadt« von Erich Wassicek in Wien - die Cocktailbar in den Stadtbahnbögen am Gürtel wurde erst vor einer Woche im Rahmen der »Mixology Bar Awards« zur Bar des Jahres 2010 gekürt. Das ist eine der begehrtesten Auszeichnungen, die eine Bar im gesamten deutschsprachigen Raum bekommen kann. Der Rum, der präsentiert wurde, ist die einzige Kreation, die von allen sechs der hochangesehenen kubanischen »Maestros Ronereos« gemeinsam erschaffen wird. Bernhard Eisheuer, Geschäftsführer von Pernod Ricard Austria, meinte scherzhaft, dass dies der erste demokratische Akt auf Kuba sei. Die »Selección de Maestros« ist eine handverlesene Auswahl der besten Fässer aus den schier unerschöpflichen Beständen von Havana Club, die nach dem Cuvéetieren noch einmal im Eichenfass reifen darf.

Verkostungsmerkmale der »Selección de Maestros«
Tony Hart lobte die Aromen der raren kubanischen Schöpfung, von der es erst drei Flaschen in Österreich gibt: »Perfekte Nase! Fast zu schade, um ihn zu trinken.« Zudem zeigte sich der britische Rum-Experte von der Komplexität und der guten Balance sehr angetan. In der Nase waren würzige Röst-Aromen wahrnehmbar, dazu feine Karamell-Töne und Tabak. Die Textur am Gaumen zeigte sich von seidig-weicher Konsistenz und feiner Ausgewogenheit. Dazu gesellten sich markante Mokka-Töne und auch am Gaumen gefiel eine elegante Würze. Havana Club »Selección de Maestros« wird erst anlässlich der "Alles für den GAST"-Messe im November in Salzburg offiziell gelauncht und der Gastronomie präsentiert. Ab Dezember wird sie mit einer Preisempfehlung von 45 Euro im ausgewählten Fachhandel erhältlich sein.

Erich Wassicek in Action / APA/OTS Ehm

Interview mit »Mr. Rum«
Der Brite Tony Hart hat sich sein Leben lang mit Rum beschäftigt und gilt als einer der international gefragtesten Experten auf diesem Gebiet. Die Stationen seines Lebenslaufs erstrecken sich von London bis in die Karibik und von Südamerika bis nach Kanada. Nach 35 Jahren in der Industrie arbeitet Hart jetzt mit der »Taste & Flavour Extraordinary Leage of Gentlemen«, in der er offiziell den Titel »Mr. Rum« tragen darf. Hart äußerte sich im Interview mit Falstaff erfreut über den internationalen Siegeszug von hochqualitativem Rum und erzählte von früher, als Rum vor allem dazu diente, um sich möglichst rasch zu betrinken. Heutzutage gebe es aber ein reichhaltiges Angebot und das Zuckerrohr-Destillat sei gesellschaftlich anerkannt.

Tony Hart / APA/OTS Ehm

Falstaff: Es gibt im Moment zwei Philosophien der Rum-Bereitung - einerseits die traditionelle Produktion aus Zuckerrohr-Melasse und andererseits aus Zuckerrohr-Sirup. Was ist für Sie die authentischere Variante?
Dazu muss man wissen, dass sich viele karibische Länder nach Exportproblemen mit Zucker für unterschiedliche Strategien entschieden haben. Trinidad beispielsweise ging dazu über, Zuckerrohr-Sirup zur Destillatproduktion zu verwenden, während Barbedos auf Premium-Zucker setzte und Rum weiterhin aus Melasse erzeugte.

Welchen Rum würden Sie persönlich bevorzugen?
Auf jeden Fall Rum aus Melasse! Er hat mehr Körper und eine viel größere Vielfalt an Geschmäckern.

Aus welchem Land kommt Ihr persönlicher Lieblings-Rum?
Ich bevorzuge die karibischen Inseln, hier gibt es großartige Rums.

Sie kennen die Karibik wie Ihre Westentasche, wo würden Sie am liebsten Urlaub machen?
Ich war früher von Jamaica sehr angetan, aber mein letzter Aufenthalt hat mich sehr enttäuscht. Heute würde ich am ehesten Antigua weiterempfehlen.

Wenn Sie ein hochkarätiges Dinner genießen und zwischen einer feinen Weinbegleitung oder einem guten Glas Rum wählen müssten, wofür würden Sie sich entscheiden?
Auf jeden Fall für Rum pur mit einem Glas Wasser dazu.

Welche anderen Destillate trinken Sie gerne?
Ach, gibt es noch andere Destillate?

das Interview führte Bernhard Degen

Bernhard Degen
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