»Prokupac« und Co.: Silvia Eichhübl setzt auch auf serbische Weine.

»Prokupac« und Co.: Silvia Eichhübl setzt auch auf serbische Weine.
© Ludwig Schedl

»Ich schaffe mit kaum bekannten Rebsorten, Weinbaugebieten und Produzenten eine enorme Nachfrage« 

Diplomsommelière und Weinakademikerin Silvia Eichhübl spricht im Interview über kreative Winzer, warum sie auf Newcomer aus Serbien setzt und was es abseits des Mainstreams noch alles gibt.

Exklusive Top-Weine abseits des Mainstreams. Darauf hat sich Silvia Eichhübl spezialisiert. Falstaff hat die Diplomsommelière und Weinakademikerin im Rahmen der »Starke Frauen«-Interviewserie zum Gespräch getroffen.

Falstaff: Sie konnten sich mit »DERweinladen« abseits des Mainstreams positionieren. Wie wurde ihre Leidenschaft für die guten Tropfen geweckt?

Eichhübl: Wein ist doch ein charmantes Produkt! Ein Produkt, mit dem man mit anderen Leuten leicht und schnell ins Gespräch kommt. Man lernt so viel, man lernt immer wieder etwas Neues, es ist ein Betätigungsfeld mit immer wieder neuen Facetten. Es ist ein länderübergreifendes Produkt, kulturell unterschiedlich besetzt.

Wie kommt man eigentlich zum Titel »Weinakademikerin«?

Es gibt die Weinakademie in Rust, welche neben verschiedenen Seminaren, auch einen Lehrgang anbietet, nämlich das Diploma  des Wine & Spirit Education Trust zu erwerben. Der Lehrgang umfasst eine Reihe von Prüfungen, Seminarabeiten und eine kleine Diplomarbeit zu den Themen Weinbau, Weinbaugebiete weltweit, Spirts, Sherry und Port. Bei erfolgreicher Ablegung aller Prüfungen darf man sich Weinakademiker nennen. Für die Prüfungen muss man sich allerdings mehr ins Zeug legen, als für jene beim Diplomsommelier.

Mit welchen Produkten decken Sie in ihrem Geschäft den Bedarf der Kunden am besten?

Natürlich sind es die üblichen Klassiker wie Grüner Veltliner oder Muskateller. Jedoch beobachte ich in meinem Geschäft unter anderem eine große Nachfrage nach Schaumweinen wie Crémant, Prosecco, Pet Nat, etc. Ich konzentriere mich aber nicht nur auf den Bedarf, sondern schaffe mit meinem innovativen Angebot, gekennzeichnet durch kaum oder gar nicht bekannten Rebsorten, Weinbaugebiete und Produzenten eine enorme Nachfrage. 

Speziell kleinere Weingüter und junge Winzer finden in Ihren Regalen Platz. Wo sehen Sie die starken Seiten dieser großteils unbekannten Weinproduzenten?

Meines Erachtens beleben sie die Weinszene ungemein. Für all jene Weinlieber/innen, die nicht auf der Weinkarte eines Restaurants dieselben Weine vorfinden wollen, wie sie auch im Supermarkt stehen, sind diese Entdeckungen eine Bereicherung. Auch der Fokus auf »vergessene« Rebsorten hilft, sich vom «Einheitsbrei« abzuheben. Ich sage das auch immer wieder meinen Gastrokunden: »Differenziert Euch vom Mitbewerber und bietet Euren Gästen etwas Neues an«.

Nun haben Sie sogar Newcomer aus Serbien in Ihrer Palette. Wie kam es dazu?

Offen gestanden hatte ich Weine aus Serbien nicht auf meinem Radar. Erst durch meine Reise mit dem Rad durch Serbien entlang des Donauradweges kam ich mit serbischem Wein in Berührung. Zuerst bei einer netten Familie, die zum gemeinsamen Abendessen eingeladen hatte und uns eine Flasche lokalen Riesling anbot. Ich war anfangs skeptisch, ob ein Riesling aus Serbien meinen Ansprüchen genügen würde. Ich war jedoch angenehm überrascht. Als ich dann mit meinem Mann sowohl in Novisad als auch in Belgrad in den Restaurants äußerst engagierte Sommeliers traf, die uns voller Stolz ihre lokalen Weine präsentierten, wie zum Beispiel den kräftigen Rotwein Prokupac, oder den fruchtigen Marselan, wusste ich, dass ich unbedingt serbische Weine nach Wien bringen möchte. 

Wie machen Sie diese den Kunden schmackhaft?

Ganz einfach: Ich lasse sie die Weine verkosten. Ich spreche sie aktiv darauf an, doch etwas Neues auszuprobieren. Ich baue die Weine in meine Weinseminare ein. Ich lasse sie blind verkosten. Ich mache neugierig. 

Haben gerade Frauen ein Gespür für die Vielfalt der Branche?

Ja, haben sie, weil sie dieser Vielfalt nicht mit vorgefassten Meinungen im Wege stehen. Nicht die Frage »Was wird am Markt benötigt« sondern die Frage «Was kann ich Interessantes am Markt anbieten?« steht im Vordergrund.


Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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