Anette Mayer, Geschäftsführerin Schloss Prielau Hotel & Restaurants.

Anette Mayer, Geschäftsführerin Schloss Prielau Hotel & Restaurants.
© Schloss Prielau

»Ich habe in meiner Arbeit genau das gefunden, was ich von Herzen gerne mache«

Anette Mayer, Geschäftsführerin des Schloss Prielau Hotel & Restaurants, im Interview über weibliche Gastlichkeit, was Frauen in der Branche anders, als Männer machen, ihr ganz persönliches Erfolgsrezept, und für welches Gericht sie man sogar in der Nacht wecken darf.

Nur wenige Schritte vom wohl schönsten Ufer des Zeller Sees entfernt, liegt in einen idyllischen Park eingebettet »Schloss Prielau«. Das 1425 erstmals erwähnte Schloss diente einst als Wohnsitz der Familie Hugo von Hofmannsthal und ist seit 1980 im Besitz der Familie Porsche, die es seither kulinarisch auf höchstem Niveau bespielen lässt.

Seit 2004 sorgen Anette und Andreas Mayer für Genussmomente. Mayer's Restaurant auf »Schloss Prielau« gehört zu den Top-Restaurants in Österreich, in der Schlossküche findet man alles, was den kleinen Hunger stillt, und Brautpaare finden in »Prielau« ihr ganz besonderes »Rundum-Sorglos Paket«. Falstaff hat zum Auftakt der neuen »Starke Frauen«-Interviewserie die Gastgeberin des Hauses, Anette Mayer, zum Gespräch gebeten.

Falstaff: Die weibliche Präsenz ist aus der Gastlichkeit nicht wegzudenken. Welche Eigenschaften und Stärken braucht aber eine Frau, um sich in dieser Branche behaupten zu können?
Mayer:
Bei Frauen in der Gastronomie denkt man sicherlich zuerst an die herzliche Gastlichkeit die wir versprühen. Doch es braucht mehr als das, um sich zu behaupten. Neben den profunden Kenntnissen der Branche gehört die Bereitschaft zu einem hohen Arbeitseinsatz, eine vorausschauende Arbeitsweise und auch kaufmännische Kenntnisse dazu.

Bedarf es besonders markanter Eigenschaften, um sich hier positionieren zu können? Was machen eigentlich Frauen in diesem Bereich und in diesem Umfeld anders als Männer?
Heutzutage arbeiten Frauen meiner Meinung nach genauso wie ihre männlichen Kollegen. Um sich zu positionieren braucht es ein für den Gast nachvollziehbares Produkt. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen, sondern muss sein Profil deutlich eingrenzen und das Angebot für den Gast nachvollziehbar machen. Denn der Gast sucht heute ein kuscheliges Hotel für romantische Stunden, morgen eine Unterkunft zur Geschäftsreise und dann ein Platz für den Familienurlaub oder ein Fest. Man kann nicht alles abdecken. Doch was man am besten kann, sollte man vor den Vorhang holen. Frauen sind meiner Meinung nach in der Kommunikation zum Gast hin stärker und auch im Erkennen der Bedürfnisse des Gastes. Männer denken strategischer.

Was zeichnet weibliche Gastlichkeit aus?
Emphatie für den Gast und auch eine weibliche Neugier. Während Männer den Umsatz des Gastes sehen, sehen viele Frauen den Mensch im Vordergrund. Mir geht es auf jeden Fall so.

Wie lautet Ihr ganz persönliches Erfolgsrezept?
Ich habe in meiner Arbeit genau das gefunden, was ich von Herzen gerne mache und auch kann. Der Erfolg kommt dann von ganz allein und ist nicht das erste Ziel sondern eine konsequente Folge. Ich betreue unsere Gäste und vor allem auch all unsere Veranstaltungen und Hochzeiten. Dabei stelle ich mir immer vor, ich würde das Fest für einen geliebten Menschen ausrichten, z.B. meine Kinder oder meinen Mann. Somit suche ich immer danach, alles noch ein bisschen besser, schöner und einzigartiger zu machen.

Wie sind Sie eigentlich in die Branche gekommen?
Ich war schon immer der Gastronomie zugetan. In jungen Jahren habe ich als Stewardess gearbeitet. Danach war ich in einer Werbeagentur tätig. Meine Kunden waren das »Adlon in Berlin«, »Ritz Carlton« oder die »RIU Palace Gruppe«. Doch der eigentliche Schritt in die operative Tätigkeit in der Gastronomie kam durch meinen Mann der Koch ist. Als er 2004 das »Schlosshotel Prielau« angeboten bekam, war für unsere Verpächter wichtig, dass es ein Betreiberehepaar war. Und siehe da, 18 Jahre später bin ich noch immer in der Gastronomie und habe keinen Tag davon bereut.

Wodurch hebt sich Schloss Prielau von anderen touristisch bespielten Schlössern ab? »Schloss Prielau« hat seinen ganz eigenen Charme. Es ist klein und intim. Die Umgebung ist wunderschön, das Anwesen liegt nahe dem See und ist ganzjährig attraktiv. Dazu die Kombination einer hervorragenden Küche und die Möglichkeit wunderbare Feste zu feiern. Außerdem ist es für Porsche Fans fast Kult bei  uns zu sein. Es ist unserem Verpächter zu verdanken, dass er das Schlosshotel in einem perfekten Zustand erhält und z.B. bei der Einrichtung oder der Technik nur das Beste auswählt. Das spürt der Gast.

Womit verwöhnen Sie die Gäste in der heurigen Wintersaison?
Zum Abschluss der Saison haben wir schon Gansl Essen angeboten. Doch durch die vegetarisch/vegane Neigung meines Mannes und den Erfolg des neuen Kochbuches »Der Duft von Gemüse« werden sicherlich auch viele vegetarisch/vegane Gerichte Einzug in die Speisekarte nehmen. Die meisten Gäste suchen im Winter und zur Weihnachtszeit nach den Klassikern wie Ente, Gansl und Co. Es ist immer die gute Mischung, die geschätzt wird. Heilig Abend veranstalten wir seit Jahren die Prielauer Weihnachtstafel. Ein schöner Weihnachtsabend mit Hotelgästen und Gästen aus der Gegend, Silvester steht das große Galamenü an.

Welches Gericht sollte man sich nicht entgehen lassen?
Ich bin natürlich ein großer Fan meines Mannes und liebe alle seine Gerichte. Besonders gerne mag ich die Variation von der Gänseleber. Dafür dürfte man mich sogar nachts wecken. Beim Fisch ist mein Favorit das Zanderfilet auf Pürree mit einer klassischen Beurre Blanc. Schlicht kommt der Zander daher, doch er imponiert mit tollem Geschmack und perfekter Garung. Und ein fluffiges Soufflé im Dessert würde ich auch zu meinen Lieblingen zählen.


Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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