Modern präsentiert sich die Hofkellerei in Wilfersdorf im Weinviertel.

Modern präsentiert sich die Hofkellerei in Wilfersdorf im Weinviertel.
© Fotomanufaktur Grünwald OG

Hofkellerei Liechtenstein: Fürstlicher Weingenuss

Die Weine der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein aus Vaduz sowie Wilfersdorf im Weinviertel haben im Laufe der vergangenen Jahre ein beachtliches Qualitätsniveau erreicht.

Es ist eine Geschichte von alten Ländereien, innovativem Weinbau und einer neuen Prinzessinnenrolle. Schon seit dem Jahr 1436 befinden sich die Güter in Wilfersdorf in Niederösterreich im Besitz der Fürstenfamilie von und zu Liechtenstein. Die aktuell bewirtschafteten Rebflächen sind in die besten Lagen von Herrnbaumgarten und Schrattenberg eingebettet. Die 35 Hektar liefern die Trauben für das facettenreiche Sortiment an Weiß- und Rotweinen, wobei der Rotweinanteil heute bei rund 40 Prozent der Produktion liegt – einem für das Weinviertel auffällig hohen Anteil. Zwei Gründe sprechen für -dieses spezielle Engagement: Erstens ist die Region aufgrund des speziellen Klimas als »Rotweininsel« im Weinviertel bekannt. Zweitens war die Nachfrage nach den Rotweinen des Hauses, deren traditionelle Absatzmärkte in Westösterreich, Liechtenstein und der Schweiz liegen, stets stärker als jene nach Weißwein.
Josef Weinmeyer ist seit 1980 im Betrieb tätig, und seit 1985 trägt der versierte Weinfachmann, der als gebürtiger Weinviertler bestens mit den Gegebenheiten vertraut ist, die Verantwortung für die Weinlinie der Hofkellerei in Wilfersdorf wie auch in Vaduz. Für Marketing und Vertrieb ist Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein höchstpersönlich zuständig (siehe auch Interview). Die Produktionsphilosophie des Hauses Liechtenstein setzt auf den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen im Weingarten sowie auf eine möglichst geringe Beeinflussung der Weine im Keller, damit sich diese frei entfalten können.

Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein und Weingutsleiter Josef Weinmeyer.
Foto beigestellt
Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein und Weingutsleiter Josef Weinmeyer.

Neue Wege, Prämierter Merlot

Nach Maßgabe der wirtschaftlichen Möglichkeiten ist und war Weinmeyer um Innovation bemüht, und so gab es bereits im Jahr 1987 die ersten kleinen französischen Eichenfässer im Keller. 1989 begann er, am Karlsberg die Bordeaux-Sorte Merlot auszupflanzen. Eine Entscheidung, die sich bald als goldrichtig herausstellen sollte. Denn bereits mit der zweiten Ernte – das war der Jahrgang 1993 – konnte der Merlot die Auszeichnung »Bundessieger« holen.
Auch die Falstaff-Rotweinprämierung würdigte die hohe Qualität. Der »1997 Merlot Anberola Selektion Karlsberg« wurde von der Jury als Sortenbester gewürdigt. Auch der Blaue Zweigelt wird erfolgreich kultiviert und kommt reinsortig in der Serie »Clos Domaine« sowie als Cuvée mit Merlot unter der Marke »Veramo« auf den Markt. Der Top-Zweigelt in der Selektion-Range trägt den Namen »Profundo« und durchläuft ebenso wie der Merlot »Anberola« einen Säureabbau. Er wird in französischen Barriques sowie zu einem kleineren Teil in amerikanischem Holz verfeinert. Auch die Spitzencuvée »Principatus« wird aus den beiden Rotweinsorten kreiert.
Aus dem rund vier Hektar großen Rebberg in Vaduz, der eine fast 400 Jahre alte Tradition hinter sich hat und immerhin ein Drittel der liechtensteinischen Gesamtrebfläche ausmacht, kommen großteils Pinot-Noir-Trauben. Der Rest ist dem Chardonnay vorbehalten. Rund 20.000 Flaschen können in einem guten Jahr aus dem »Herawingert« in Vaduz erzeugt werden, Trauben aus weiteren zwei Hektar werden zugekauft. Die beiden in limitierten Mengen verfügbaren Topweine sind hier der »Chardonnay Herawingert« und der vollmundige, im Barrique geschulte Vaduzer Pinot Noir »Bocker«. Wer das Haubenrestaurant »Torkel« vor Ort in Vaduz besucht, der bekommt vielleicht Gelegenheit, den rarsten Wein des liechtensteinischen Sortiments, die rote »Cuvée des Princes«, zu genießen – denn die gibt es nur dort zu verkosten. 

INTERVIEW: Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein im Gespräch mit Falstaff
Schloss Wilfersdorf ist der Verwaltungssitz der öster­­reichischen Weinwirtschaft des Hauses Liechtenstein.
© Reichhart Foto
Schloss Wilfersdorf ist der Verwaltungssitz der öster­­reichischen Weinwirtschaft des Hauses Liechtenstein.

Das Weißweinsortiment im Weinviertel fokussiert sich auf den Klassiker Grüner Veltliner, der als Weinviertel DAC und als Grüner Veltliner Reserve angeboten wird. Dazu gesellt sich in der Clos-Domaine-Gruppe eine sommerliche Cuvée namens »Quartett«. Die Reserve-Kategorie wird durch den stoffigen Riesling »Reserve« und dezent süß angelegten Traminer »Amato« ergänzt.
In geeigneten Jahren wird der Traminer als edelsüße Auslese vinifiziert, wie zuletzt im Jahrgang 2013. Für diesen Wein durfte Prinzessin Marie anlässlich einer Gala im Jahr 2015 die Auszeichnung »Salonsieger« entgegennehmen. Die Orte des Geschehens sind einerseits der 400 Jahre alte Weinkeller mit angeschlossenem Verkostungs- und Präsentationsraum im Herzen des Weinviertels sowie andererseits der Weinshop im Nebengebäude des Gartenpalais im 9. Wiener Bezirk, wo die Palette der Weine der Hofkellerei verkostet und erworben werden kann. In Vaduz laden eine Vinothek und das Restaurant »Torkel« zu einem Besuch ein, auch im Barriquesaal der Hofkeller kann man das mannigfaltige Weinsortiment mit fürstlichem Anspruch genießen.

Die Vinothek im Gartenpalais Liechtenstein im 9. Wiener Bezirk lädt zu Verkostung und Einkauf ein.
© Fotomanufaktur Grünwald OG
Die Vinothek im Gartenpalais Liechtenstein im 9. Wiener Bezirk lädt zu Verkostung und Einkauf ein.

900 Jahre Geschichte

Die Geschichte der Familie Liechtenstein, die ihren Namen von der bis heute existenten Burg unweit von Mödling im Süden Wiens herleitet, reicht fast 900 Jahre zurück. Im Laufe der vielen Jahrhunderte erwarb man weitreichende Besitzungen im Raum des heutigen Niederösterreichs und in Südmähren. Karl I. von Liechtenstein, der wie viele mährische Adelige anfänglich dem Protestantismus zugeneigt war, konvertierte 1599 zum Katholizismus und stellte sich fest hinter seine Habsburger Herren, die seine Treue hoch vergüteten.
1608 wurde Karl I. von und zu Liechtenstein in den erblichen Fürstenstand erhoben, es folgte der Orden vom Goldenen Vlies und die Belehnung mit zahlreichen Gütern. Zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs fungierte er als Statthalter und Vizekönig von Böhmen. In der Folge entwickelte sich die fürstliche Familie zu einer der bedeutendsten Dynastien Europas. Sie erwarb 1699 die Herrschaft Schellenberg und 1712 die Grafschaft Vaduz. Am 23. Jänner 1719 wurden die beiden Gebiete vereinigt und zum Reichsfürstentum Liechtenstein erhoben, das der Fürstenfamilie seit 1938 als Stammsitz dient. 
Bis zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs war Schloss von Feldsberg (Valtice) in Südmähren Stammsitz und Zentrum der Liechtensteiner Herrschaft. Bis 1919 gehörte Feldsberg zum Herzogtum Österreich unter der Enns. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutschsprachige Bevölkerung vertrieben, das Schloss sowie sämtliche andere Besitzungen von tschechischer Seite konfisziert, obwohl die Liechtensteiner keine deutschen Staatsbürger waren.

Das prächtige Schloss Feldsberg in Südmähren war bis 1938 der Stammsitz der Familie der Fürsten von Liechtenstein.
© Fotolia
Das prächtige Schloss Feldsberg in Südmähren war bis 1938 der Stammsitz der Familie der Fürsten von Liechtenstein.

Die Herrschaft Feldsberg verfügte über umfangreiche  Rebflächen, verarbeitet wurden die Trauben in den Kellern des Schlosses, ab dem 18. Jahrhundert im sehenswerten Kreuzkeller, wo auch ein berühmtes, 1000 Eimer fassendes Zehentfass stand. Im Jahr 1873 ließ der Fürst in den Gebäuden des säkularisierten Franziskanerklosters eine Acker-, Obst- und Weinbauschule errichten, die mit 45 Hektar Wirtschaftsfläche dotiert wurde und außerordentliche Bedeutung in der Modernisierung der Land- und Weinwirtschaft erlangte.
Ab 1905 wurden hier weitere neue Weingärten zur Erprobung von neuen Rebsorten angelegt, Schüler kamen aus der gesamten Monarchie, aber auch aus Russland und der Türkei. Zur Herrschaft Feldsberg gehörten unter anderem der Markt Herrenbaumgarten sowie Katzelsdorf und Schrattenberg. Anfang des 19. Jahrhunderts erzeugte der in Sachen Wein bedeutende Markt Herrnbaumgarten in einem guten Jahr rund 600 Eimer Wein. 
Mit dem Ende des Krieges sah man sich genötigt, für die auf österreichischem Boden befindlichen Weingärten einen neuen Verarbeitungsstandort zu suchen und fand diesen im Schloss Wilfersdorf, einige Kilometer südöstlich von Poysdorf. In einer weitläufigen Kelleranlage, die davor zur Lagerung von Gemüse und Obst genutzt worden war, wurde nach 1945 die Weinproduktion wieder aufgenommen und sukzessive ausgebaut.
Tasting: Best of »Fürstlicher Weingenuss«

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2018

Zum Magazin

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
Advertorial
Vielfach ausgezeichnet
Das Weingut Pfaffl im Weinviertel ist das bisher einzige österreichische Weingut mit dem...