Hochwasser am Rhein bei Bonn

Hochwasser am Rhein bei Bonn
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Hochwasser am Rhein: »Nur Vorwarnstufe«

Schneeschmelze und ergiebige Regenfälle sorgen derzeit für Hochwasser an Rhein und Mosel. Das Schlimmste könnte allerdings noch bevorstehen.

In Köln stehen die Rheinterrassen unter Wasser, die Behörden geben an ufernahe Anwohner Sandsäcke aus, und auf dem Rhein und auf der Mosel ruht weitgehend der Schiffsverkehr. Deutschlands Winzer jedoch blieben bislang weitgehend von Hochwasserschäden verschont.

Angespannte Ruhe – so könnte man die Stimmung in den Kellern beschreiben. Fernsehbilder zeigen zwar auch überflutete Straßen in Weinbauorten, doch die Winzer haben mit Routine vorgesorgt, um ihre Keller trocken zu halten. Und für den Moment erreichen die Hochwasserstände auch keine Extremwerte.

»Noch reicht das Hochwasser nicht aus, um uns in Gefahr zu bringen«, meldet etwa Hajo Becker vom Weingut J.B. Becker aus Walluf im Rheingau, dessen Gebäude direkt an der Uferstraße liegen. »Es sieht heute Abend so aus, als sei der Scheitel erreicht«, gibt der für seine traditionsverhafteten, ungemein gut reifenden Rieslinge bekannte Winzer vorsichtig Entwarnung. »Aber wir müssen natürlich aufpassen, ob dann noch was nachkommt.«

Zweite Welle

Wie bei Corona, so wäre auch beim derzeitigen Hochwasser eine zweite Welle höchst unangenehm. »Die Schneeschmelze kann man leider nur schlecht vorhersagen«, gibt Volker Besch vom Weingut Mönchof in Ürzig an der Mittelmosel zu bedenken. In dem traditionsreichen Haus, das direkt am Fluss liegt, stand das Wasser in den letzten Tagen tatsächlich im Hof und auch im Keller. »Aber wir sind so etwas gewöhnt und leben gut damit«, so der erfahrene Winzer.

»Alle zwei Jahre«, so sagt Johannes Schmitz vom Rebenhof im selben Ort Ürzig, der besonders stark vom Hochwasser betroffen ist, sei ein Ereignis wie das derzeitige an der Tagesordnung. Da der eigene Betrieb etwas erhöht und nicht direkt an der Mosel liegt, seien für ihn nur die Behinderungen durch Strassensperrungen wahrnehmbar.

Pegelstände noch nicht gefährlich

Deutlich näher am Fluss liegt das Weingut Selbach-Oster im Nachbarort Zeltingen. Johannes Selbach meint, sein Betrieb sei »mit einem blauen Auge davon gekommen«. Insgesamt sei die Lage nicht so schlimm, wie sie gemeldet wurde und wie es vielleicht auf Bildern aussehe. »Bislang wurde offiziell nur eine Vorwarnstufe ausgerufen«.

Auch Ansgar Schmitz von der Gebietsweinwerbung Moselwein e.V. sieht die SItuation gelassen: »In Ürzig bekommt man öfter mal nasse Füsse, die Betriebe sind darauf eingestellt.« Bei Pegelständen um die acht Meter sei noch nicht wirklich Gravierendes zu befürchten – anders als beim Jahrhunderthochwasser von 1993, als der Pegel in Zeltingen bei zwölf Metern stand.

Dennoch werden die Winzer die nächsten Tage mit ebenso großer Sorge auf die Wettervorhersagen schauen wie vor der Lese. Denn weitere ergiebige Niederschläge könnten die Lage nun tatsächlich zum Kippen bringen.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Elena Scheer
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