Was in der Weinwelt Rang und Namen hat, bekommt man auf hochklassigen Kreuzfahrten auch.

Was in der Weinwelt Rang und Namen hat, bekommt man auf hochklassigen Kreuzfahrten auch.
© Christopher Ison

Hochklassige Weinlager an Bord der Luxusdampfer

Champagner in 6-Liter-Methusalem-Flaschen, gereifte Bordeaux und Portwein von 1840: Auf Kreuzfahrtschiffen der Luxus-Klasse bekommt man zuweilen besseren Wein als in gehobenen Restaurants.

Wasser und Wein ist nicht nur eine biblische Verbindung, auch die Seefahrt kennt diese Liaison und hatte zu allen Zeiten auf ihren Fahrten über die unsicheren Gewässer der Weltmeere Weine für den Eigengebrauch mit an Bord: in der Antike in handliche Amphoren gefüllt, später standen ganze Fässer im Bauch der Segelschiffe. Der gut gefüllte Vorrat diente allerdings weniger dem schluckweisen Genuss hochwertiger Gewächse zum trockenen Schiffszwieback oder etwa einer Weinprobe, um die raubeinigen Seeleute in die Geheimnisse der verschiedenen Rebsorten und Anbaumethoden einzuführen. Das schwimmende Weinlager hatte vielmehr einen gesundheitlichen Hintergrund: Wein ist ein alkoholisches Getränk und somit antiseptisch – er kann, im Gegensatz zu Wasser, nicht faulen. Glaubt man der alten Seemannsweise »Wir lagen vor Madagaskar«, dann hatte die unglückselige Mannschaft nicht nur die Pest an Bord, sondern in den Kesseln faulte auch das Wasser. Offensichtlich hatten die Jungs vergessen, den Wein mitzunehmen – unter Umständen ein tödlicher Fehler, sobald man von dem faulen Nass trank. Dazu wurde Wein zur Wunddesinfektion und als Medizin eingesetzt, was schon der alte Cäsar seinen Legionen verordnete und die Schiffsärzte als guten Tipp dankbar übernahmen.

Heute sind für die Gesundheit der Passagiere und der Crew Ärzte an Bord, nicht selten steht sogar ein kompletter Operationssaal für alle Fälle zur Verfügung. Auch schippern keine Fässer mehr über die Ozeane, doch alle Kreuzfahrtschiffe lagern in ihrem Bauch riesige Mengen an Weinen aus aller Welt, abgefüllt in kleine und große Flaschen bis hin zu 6 Liter fassenden Methusalems, in denen hochwertige Champagner oder teure Rotweine aus dem Burgund schlummern.

Champagner wird nicht nur aus der klassischen Flasche serviert, an Bord sind zuweilen auch 6-Liter-Methusalems.
© Christopher Ison
Champagner wird nicht nur aus der klassischen Flasche serviert, an Bord sind zuweilen auch 6-Liter-Methusalems.

An Board lagern rare Schätze

Einen gut gefüllten Weinkeller auf See zu haben, ist der Ehrgeiz vieler renommierter Reedereien, die sich für den Einkauf der edlen Tropfen auf Sommeliers und ausgewiesene Fachleute verlassen und sich das auch etwas kosten lassen. Kreuzfahrtschiffe
der Luxusklasse wie die MS Europa und MS Europa 2, die Queen Mary und ihr Schwesterschiff Queen Mary 2 oder die Cruiser Crystal Symphony und Crystal Serenity ziehen ihre Runden über die Meere, beladen mit exklusiven und raren Weinschätzen, die selbst hochdekorierte Sterne-Restaurants an Land nicht im Keller liegen haben. Eng verbunden ist diese Hochrüstung natürlich mit etlichen kulinarischen Highlights und dem Aufstieg der Gourmet-Küche an Bord. Je größer der Pott, desto mehr Restaurants mit unterschiedlichem Angebot stehen den Gästen zu Verfügung. Je luxuriöser das Schiff, umso ausgefeilter ist das Angebot an Kulinarik, für die nicht selten ein Drei-Sterne-Koch verantwortlich ist. Wie Kevin Fehling aus Hamburg, der auf der MS Europa das »The Globe« bekocht und mit seiner vierköpfigen Küchencrew an zwanzig Tagen im Jahr für rund 25 Gäste eine kulinarische Kreuzfahrt vom Feinsten anbietet. Passend begleitet von einer großen Auswahl an Weinen aus verschiedensten Regionen und Jahrgängen, die der Food & Beverage Manager der MS Europa bestellt und die in den klimatisierten Depoträumen in den unteren Decks optimal gelagert werden. Auch alle anderen Restaurants des Schiffs sind mit Weinen gut bestückt.

Die umfassende Auswahl mit bemerkenswerter Jahrgangstiefe wird von den Sommeliers je nach Destination der Reise individuell zusammengestellt – wenn ausreichend Zeit für einen Landgang ist, werden lokale Weine auch mal während eines Zwischenstopps direkt beim Winzer eingekauft oder die Kapazitäten eines lokalen Händlers genutzt. Gesetzt sind Champagner nahezu aller Grandes Maisons und hochwertige Bordeaux-Weine aus großen Jahrgängen und von renommierten Châteaux: Alles, was im Bordelais Rang und Namen hat, schwimmt in Flaschen abgefüllt auf der MS Europa mit.

Portwein von 1840

Dass Engländer beim Wein immer einen guten Geschmack beweisen, hat, wie vieles auf der Insel, historische Wurzeln und geht auf den Hundertjährigen Krieg mit Frankreich zurück, der nicht nur die Vorliebe Englands für Champagner, sondern auch die Leidenschaft für Bordeaux-Weine und Ports weckte. Kein Wunder, dass der derzeit teuerste Wein an Bord der Queen Mary 2 ein Portwein aus dem Jahr 1840 ist, der aus einem Weinkeller in Portugal stammt und dort über 175 Jahre vor sich hin schlummerte. Jetzt liegt er im exakt temperierten Kühllager der Queen Mary 2, zusammen mit weiteren 480 unterschiedlichen Weinen aus 27 Ländern, die in Southampton an Bord gebracht werden. Darunter sind rare und legendäre Spitzengewächse wie Château Pétrus, Grange von Penfolds, toskanischer Sassicaia, Château d’Yquem oder Burgunder aus Montrachet, die dank des Coravin-Systems teilweise auch offen ausgeschenkt werden. Ausgesucht werden die Weine vom Cunard Beverage Development Team nach Gesprächen mit dem Chef-Sommelier, berücksichtigt werden dabei immer das Feedback der Gäste und deren Wünsche.

In den Schiffsbäuchen verschwindet alles: Rotweine aus Übersee wie der Opus One aus dem Napa Valley genauso wie die Bordeaux-Legende Cheval Blanc.
© Alamy
In den Schiffsbäuchen verschwindet alles: Rotweine aus Übersee wie der Opus One aus dem Napa Valley genauso wie die Bordeaux-Legende Cheval Blanc.

Große Weine auf großen Schiffen, das ist auch für die amerikanischen Crystal Cruises und ihre Kreuzfahrer selbstverständlich, und natürlich stehen auf der Connaisseur-Weinkarte große Namen heimischer Winemaker wie Chateau Montelena, das älteste Weingut im kalifornischen Weinbaugebiet Napa Valley, Duckhorn Vineyards, Opus One, Joseph Phelps, Heitz Cellars, Shafer Vinyards und Screaming Eagle. Aber auch »good old Europe« ist mit einer erstklassigen Auswahl an Weinen vertreten. Vor allem klangvolle Namen wie Château Pétrus, Lafite Rothschild, Cheval Blanc, Haut-Brion und Château Margaux aus dem Bordelais sorgen ebenso für Glanz auf der Karte wie die burgundischen Spitzengewächse Richebourg, Grands Échezeaux und La Tâche. Für einen Romanée-Conti aus dem Jahrgang 2005 werden rund 20.000 US-Dollar fällig. Wohin die Reise auch hinführt, die bewährten und renommierten Wein-Klassiker sind auf allen Kreuzfahrtschiffen mit an Bord und garantieren eine Seefahrt mit dem idealen Verhältnis von Wasser und Wein.

Erschienen in
Falstaff Cruises 2019

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Ingo Swoboda
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