Hochgenuss in Südtirol

In den Südtiroler Bergen kann man nicht nur wunder­bar Ski fahren, auch das Essen am Rande der Piste bereitet große Freude. Nach dem Motto: herzhafte Ursprünglichkeit trifft mediterrane Leichtigkeit.

Am schönsten ist das Skifahren in den Dolomiten. In Alta Badia, am Fuße des mächtigen Sella-Stocks, hat sich mit gleich drei Sternerestaurants ein wahrer Hotspot des kulinarischen Genusses herausgebildet. Zentrum dieser Genussregion ist das »St. Hubertus« im Hotel Rosa Alpina in St. Kassian. Norbert Niederkoflers Küche zählt zu den besten des Alpenraums. Das meint nicht nur der Michelin, der die Küche mit zwei Sternen bewertet. Niederkofler definiert seine Gerichte als mediterrane Küche im alpinen Raum. Mediterran ist dabei die Leichtigkeit seiner Gerichte, mediterran ist auch der gekonnte Umgang mit Kräutern. Nicht weit davon entfernt liegt das »La Siriola«. Im vergangenen Winter ersetzte Fabio Cucchelli den ehemaligen Chefkoch Claudio Melis. Cucchelli war einige Jahre in Kalifornien tätig und bringt daher nicht nur die Südtiroler Küche mit der italienischen zusammen, sondern würzt das Ganze mit raffinierten Einflüssen aus der internationalen Hochküche. Patron Stefan Wieser wacht über einen Weinkeller mit über 1200 Positionen. Ein ganz besonderes Haus ist das La Perla in Corvara. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Familie Costa hat das La Perla zu einem der renommiertesten Häuser im Alpenraum gemacht. Das Restaurant »La Stüa de Michil« ist mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet und leider nur abends geöffnet. Auf der Karte von Küchenchef Arturo Spicocchi stehen neben Gerichten aus der ladinischen Tradition auch eigene kulinarische Kreationen. Besonders gern arbeitet Spicocchi mit Milch und Käse von ausgewählten Südtiroler Bergbauernhöfen, frischem Wild, ­Pilzen, Kräutern und Blüten. Der Weinkeller im La Perla ist übrigens legendär – und unbedingt ­sehenswert. Zum Haus gehört auch das »L’Murin«, eine Skihütte im Garten des Hotels. Von der Pis­te geht’s direkt an den Tresen und später dann auf die Tanzfläche. Große Bier- und Weinauswahl; auch schnelle Gerichte sind zu ­haben. Empfehlenswert ist die »Col Alt Hütte« an der Bergstation der Col-Alt-Gondelbahn. Sie bietet eine traditionelle und kreative Küche sowie eine große Auswahl an Weinen aus Südtirol, Italien und Frankreich. Der »Oyster Corner« sorgt für einen gelungenen Aperitif mit Austern und Champagner und garantiert den richtigen Schwung.

Über dem »St. Hubertus« leuchten zwei Michelin-Sterne / Foto: beigestellt
Über dem »St. Hubertus« leuchten zwei Michelin-Sterne.

Auf der anderen Seite des Sella-Massivs, im Grödner Tal, ist das Restaurant »Anna Stuben« in St. Ulrich das Maß der Dinge. Küchenchef Armin Mairhofer ist ein Meister seines Fachs. Mit viel Feingefühl und einem ordentlichen Schuss Kreativität verbindet er die kulinarischen Traditionen der Dolomiten mit zeitgemäßer Küche. Kräuter von den nahen Bergwiesen, Ziegenbutter von der Alm und Zirbelnuss verwendet er ebenso souverän wie Gambas und Gänsestopf­leber – die richtige Belohnung nach einem intensiven Skitag. Die »Comici-Hütte« in Wolkenstein liegt direkt an der Sellaronda unterm Langkofel. Sie ist bei Liebhabern von Seafood sehr beliebt. Vom Schnee geht’s hier bei Tisch direkt an die Adria. Hoch über dem Grödner Tal liegt die Seiser Alm. Die »Gostner Schwaige« verbindet Almhütte mit Gourmetküche. Franz Mulser, der unter anderem bei den Obauers in Werfen und im »Tantris« in München sein Handwerk gelernt hat, eines der jungen Talente Südtirols, werkt in einer gerade mal zweieinhalb Quadratmeter großen Küche. Hervorragend ist seine Heublütensuppe, die er im Brotlaib serviert.

In der »Gostner Schwaige« wird Heublütensuppe im Brot serviert / Foto: beigestellt
In der »Gostner Schwaige« wird Heublütensuppe im Brot serviert.

Von den Skipisten in Obereggen blickt man auf Latemar und Rosengarten. Das Hotel Sonn­alp liegt direkt an der Talstation. Die Küche von Martin Köhl ist mit zwei Hauben ausgezeichnet. Das Sonnalp ist Mitglied der Genießerhotels und ein ideales Refugium für Schneegourmets. Für den kleinen Hunger und den großen Durst während des langen Skitags ist die »Maierl Alm« sehr zu empfehlen: saftiges Rind vom Grill und kleine, aber gediegene Weinauswahl.

Almhütte mit Gourmet­küche: die »Gostner Schwaige« / Foto: beigestellt

Etwas ruhiger, aber durchaus attraktiv ist das im Sarntal nördlich von Bozen gelegene Skigebiet von Reinswald. Gemütlich geht es hier zu, und das ursprüngliche Tal hat kulinarisch allerhand zu bieten. Die Familie Wenter, angeführt von Mutter Rosi, hat aus dem alten »Bad Schörgau« auf halbem Weg zwischen Bozen und Reinswald im Laufe der Jahre ein wahres Refugium des Genusses und der Erholung gemacht. Gregor Wenter, in Italien als Fernsehkoch sehr populär, hat seit einiger Zeit in der Küche Verstärkung bekommen und widmet sich immer mehr der Rolle des Gastgebers. Egon Heiss, der Neue in der Küche, war unter anderem bei Mosimann und Ramsay in London tätig und mischt die Sarner Küche gewaltig auf. Ein wenig weiter im Tal liegt der »Auener Hof«. Mit viel Können und Einsatz hat Heinrich Schneider aus dem auf 1622 Meter gelegen ehemaligen Berggasthof ­Italiens höchstgelegenes Sternerestaurant gemacht. Gisela Schneider findet zu den Kreatio­nen ihres Mannes stets die passende Weinbegleitung. Die Abgeschiedenheit und Ruhe des Orts laden zum Verweilen ein. Und seit Frühjahr 2011 gibt es neu adaptierte Zimmer.

Die besten Adressen in Südtirol

Text von Othmar Kiem
Aus Falstaff 8/2011

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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