Hoch-Lei-Lei-stung: Fasching in Kärnten
»Lei-Lei« heißt es in der Faschingszeit in Kärnten.
© Gerhard Kampitsch

»Lei-Lei« heißt es in der Faschingszeit in Kärnten.
© Gerhard Kampitsch
Hört man im Kärntner Land seltsame Grüße wie »Lei, lei!«, »Bla-Bla, Adabei!« oder »Lei Gleich!«, dann ist die fünfte Jahreszeit angebrochen: der Fasching und mit ihm die Narrenrufe, die durchaus auch alltagstauglich zum Gruß verwendet werden.
Vom berühmten Villacher Fasching über das Stadtgerücht zu Clagenfurth, den Feistritzer Fasching bis zum Faschingskabarett Bleiburg und vielen anderen kleinen lustigen Faschingstreiben ist das Land in einem emotionalen Ausnahmezustand.

Der Faschingskrapfen gilt als Ikone der vielleicht »lustigsten« Zeit des Jahres.
© Dr.Oetker
Der berühmteste und wohl auch im ganzen Land identitätsstiftende Fasching ist aber jener aus Villach. Der erste bekannte »Villacher Fasching« fand 1867 mit einer »gelungenen Corsofahrt« seinen Abschluss. Der Chronist von damals berichtete von Hunderten maskierten Teilnehmern und der Zufriedenheit der Kaufmannschaft, die »Geld scheffelte«. Seit 1910 veranstaltete die Villacher Bauerngman jährlich einen Bauernball, dessen Erlöse man für wohltätige Zwecke verwendete. 1955 hatte Rudolf Horn dann die glorreiche Idee, aus dem Bauernball den »Villacher Fasching« entstehen zu lassen, und seitdem gibt es auch ein Prinzenpaar, Fanfarenbläser, Hofnarren, den Faschingsumzug durch die Stadt und die Villacher Gaststätten. Detail am Rande: Der erste Villacher Faschingsprinz Fidelius I. war ein »zuag‘raster« Klagenfurter. Zum Glück stammte damals aber wenigstens Prinzessin Dorli I. aus der künftigen Faschingshochburg. Warum der erste Prinz aus Klagenfurt kam, ist nicht überliefert, die »Schein-Feindschaft« zwischen den beiden Städten ist aber auch heute noch immer einen Witz wert.
Glaubensfrage Heringssalat
Die Faschingszeit ist im ganzen Land aber auch eine genussvolle Angelegenheit. Früher gab es – den größeren Alkoholmengen in der närrischen Zeit geschuldet – fette Speisen wie Sauschädel, Verhackertes und Schmalzkrapfen, heute sind es vor allem luftige Faschingskrapfen, die zu Tausenden verspeist werden.
Und dann ist da noch der Kärntner Heringssalat. Und das ist jetzt eine »Glaubensfrage«. Der Heringssalat ist kein Heringsschmaus oder ein Buffet mit Meeresfrüchten und Austern. Nein, auch er ist für alle, die Kärnten im Herzen haben, ein Geschmack der Kindheit mit allen glücklichen Erinnerungen an schöne Tage, auf der Zunge und im Herzen. Was gehört in den Klassiker? Dreierlei Heringe – gesalzen, geräuchert und Bismarck-Heringe, säuerliche Äpfel, selbst gemachte Mayonnaise. Und fein garniert muss er sein.

Der Heringssalat ist eine Art Religion. Was rein muss, wird manchmal zur Glaubensfrage stilisiert.
© carletto.at
Sein volles Aroma, das man ein ganzes Leben nicht vergisst, bekommt er, wenn er einige Stunden durchzieht. Vieles hat sich geändert, auch bei den Faschingsritualen, gleich geblieben ist aber das Bedürfnis der Menschen, an diesen Tagen ihre Probleme gegen Fröhlichkeit, Ausgelassenheit und unbändige Lebensfreude einzutauschen. Und dazu gehört auch, den Geschmack des Heringssalates auf der Zunge zu spüren.
So einfach ist das Leben. Manchmal. Irgendwie komisch.
Tipps
Villacher Fasching
Die Faschingsinstitution in Kärnten, eigentlich für ganz Österreich. Einmal im Jahr tritt die gesammelte Austro-Prominenz in Villach an, um sich von Faschingsfiguren wie dem Apotheker oder dem EU-Bauern die Leviten lesen zu lassen. Dieses Jahr übrigens am 25. Februar.
www.villacher-fasching.at
Stadtgerücht zu Clagenfurth
Die Landeshauptstadt hat seit den 1970er-Jahren eine Faschingssitzung. Zerpflückt werden das Treiben der Klagenfurter Prominenz und die Eigenheiten der Städter. Ab 13. 1. gibt es insgesamt zwölf Sitzungen.
www.stadtrichter.at
Feistritzer Fasching
Auch nicht schlecht ist, was Jahr für Jahr die Faschingsnarren in der kleinen Draustadt so aufführen. Mit dem lockeren Kampfschrei »Lei Gleich!« wird hier das närrische Treiben untermalt.
www.feistritzer-fasching.at
Faschingskabarett Bleiburg
Die Kulturinitiative in Bleiburg ist für die humoristische Aufarbeitung des Jahresgeschehens in Bleiburg verantwortlich. Lachmuskelkater ist dabei durchaus möglich.
www.kib-bleiburg.at
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