Hardy Rodenstock 1941 - 2018

Hardy Rodenstock 1941 - 2018
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Hardy Rodenstock ist tot

Der polarisierende Weinraritätenhändler aus Brandenburg ist im Alter von 76 Jahren verstorben und wurde in seiner Wahlheimat Kitzbühel beigesetzt.

Wie erst nun bekannt wurde, ist der illustre Weinraritätenhändler Hardy Rodenstock bereits vor einigen Wochen verstorben. Durch seine spektakulären Weinproben in den 1980er- und 1990er-Jahren berühmt geworden, sah er sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit Anschuldigungen der Weinfälschung konfrontiert. Keine Frage, Hardy Rodenstock war eine Person die polarisierte. Der als Meinhard Görke in Marienwerder in Deutschland geborene »Hardy Rodenstock« war zunächst in der Populärmusikszene als Künstleragent und Musikverleger tätig, bevor er sein Faible für Weinantiquitäten entdeckte und sich in der Folge als Raritätenhändler und Organisator von spektakulären Altweinproben einen Namen machte. Bei den längst legendären »Raritätenproben«, die zunächst in Deutschland und später regelmäßig bei Adi Werner im Hospiz in St. Anton am Arlberg inszeniert wurden, waren so gut wie alle Weinkritiker der Welt zu Gast, die Rang und Namen hatten. Dazu gesellte sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sportlegenden ohne Zahl. Die größte dieser Proben war im Jahr 1998 dem Süßwein von Château d’Yquem gewidmet und dauerte im Münchner Königshof eine ganze Woche lang. Nicht weniger als 125 Jahrgänge wurden präsentiert. Der älteste Jahrgang war 1784 und stammte aus dem sagenumwobenen »Thomas Jefferson-Fund«, eine Kollektion von Top-Bordeaux-Weinen, die angeblich aus dem Besitz des späteren amerikanischen Präsidenten stammen sollten. Eine Flasche Lafitte aus diesem Lot wurde bei Christie’s 1985 um 105.000 Pfund verkauft und sorgte für weltweites Aufsehen und in Folge für Zweifel an der Echtheit der Flasche. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Seriosität des prominenten Raritätenhändlers immer wieder hinterfragt. 

Ein Verfahren in Deutschland endete mit einem privaten Vergleich, in den USA erging ein Säumnisurteil in Sachen vier gefälschter Weine, von denen Hardy Rodenstock stets bestritt, diese an den amerikanischen Sammler Bill Koch verkauft zu haben. Zahlreiche Artikel in Illustrierten, ja ganze Bücher wurden zu diesen Fällen verfasst. (»The Billionaire’s Vinegar« von Benjamin Wallace). Jene die das Glück hatten, an einer oder mehreren von Hardy Rodenstock organisierten Proben teilzunehmen, erlebten nicht nur von der technischen Seite akribisch inszenierte Weinabende mit großartigen Weinen, sie lernten Hardy Rodenstock als kenntnisreichen Weinfreund mit enzyklopädischen Wissen über Weinraritäten kennen. Jeder Könner hat nun einmal seine Neider, und welcher Mensch ist ohne Fehler? Seine Fans sagen an dieser Stelle einen herzlichen Dank für große Weinerlebnisse, die es so ohne ihn nicht in der Form gegeben hätte. Nun ist er selbst ins Reich der Weinlegenden eingegangen. Hardy Rodenstock wurde im engsten Familienkreis in seiner österreichischen Wahlheimat Kitzbühel beigesetzt.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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