Hans Weibel

Hans Weibel
© Lukas Ilgner

Hans Weibel: Pionier und Vordenker

Hans Weibel ist tot. Gestorben an einer schweren Krebserkrankung. Damit hat die Weinszene eine Persönlichkeit verloren, die Herausragendes für den österreichischen Wein geleistet hat.

Hans Weibel, Bruder des Künstlers und Kunsttheoretikers Peter Weibel, eröffnete 1985 zusammen mit seiner Frau Maria die Weinbar »vis-a-vis« in einem engen Durchgang gleich gegenüber der berühmten Schnitzel-Manufaktur »Figlmüller«. Damit gründeten die Weibels eine Art »Urmutter« aller Wiener Weinbars, in der sie die staunenden Gäste mit damals sensationellen 200 Flaschenweinen bewirteten. Auf engstem Raum wurden damals in einer Zeit, in der das Land gerade den Weinskandal zu verdauen hatte, Weine getrunken, die später Kult wurden. Von Weinmachern, die damals noch weitgehend unbekannt waren und die in den Jahren danach zu Super-Stars aufsteigen sollten. Leute, die zuvor hauptsächlich Weine aus der Dopplerflasche konsumierten, erfreuten sich plötzlich an Spitzenkreszenzen von späteren Starwinzern wie F.X. Pichler oder Franz Hirtzberger.

Mit der Weinbar »vis-a-vis« war Hans Weibel seiner Zeit weit voraus

Später eröffneten die Weibels auch noch andere Lokale. Etwa »Weibel’s Wirtshaus«, ein gemütliches Gasthaus mit Wiener Küche. Ihr drittes Lokal nannten sie dann der Einfachheit halber »Weibel 3«; es wurde im Laufe der Zeit zu einer Art Versuchslabor für spätere Spitzenköche wie etwa Konstantin Filippou oder Mario Bernatovic. Zahllose Talente gaben sich hier die Kochlöffel in die Hand. Hans Weibel wollte seinen Gästen eben nicht nur gute Weine servieren, sondern auch ein dazu passendes Essen in bester Qualität. Auch das zeichnete ihn aus. Das »Weibel 3« hatten die Weibels vor Jahren verkauft, geblieben sind ihnen das Wirsthaus und die kleine Weinbar im Durchgang.

Hans Weibel war ein überaus sympathischer Wirt, er wurde vor Jahren von Falstaff für sein Lebenswerk mit einem eigenen Preis ausgezeichnet, eine Würdigung, die Weibel nicht ohne Stolz entgegennahm. Dennoch blieb er immer bescheiden, stets mit einem sanftmütigen Lächeln auf den Lippen.

Hans Weibel wird uns allen fehlen.

Herbert Hacker
Herbert Hacker
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