Hans Kilger ist stets auf der Suche nach bester Qualität. Bei eigenen Produkten gibt es daher keine Kompromisse.

Hans Kilger ist stets auf der Suche nach bester Qualität. Bei eigenen Produkten gibt es daher keine Kompromisse.
© Steve Haider

Hans Kilger: Die kulinarische Welt eines Bessermachers

Ein rätselhafter Münchner Investor kauft im steirischen Weinland alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Dahinter steht Hans Kilger, der hochqualitative Produkte nachhaltig erzeugen möchte.

Es ist ein herrlich warmer Sonntagnachmittag auf der Terrasse des »Jaglhof« in Sernau hoch über dem südsteirischen Gamlitz. Hans Kilger, der aus Bayern stammende Endfünfziger mit wachem Blick und einem Dialekt, der ihn ohne Weiteres als Synchron­sprecher von Kicker-Kaiser Franz Beckenbauer durchgehen lässt, genießt das Bilderbuch-Panorama des Hauses, das er Anfang 2018 seinem kulinarischen Imperium einverleibt hat. »Dort gegenüber liegt der berühmte Kranachberg. Wir haben dort 13 Hektar Weingarten in einem Stück kaufen können.«

Noch vor wenigen Jahren hätte es sich der Vielbeschäftigte nicht ansatzweise träumen lassen, einmal einen südsteirischen Grand Cru sein Eigen zu nennen. Wie also kommt ein Mann, der als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater zu einem erfolgreichen Player in der Münchener Immobilieninvestorenbranche geworden ist, zu Landwirtschaft und Gastronomie, lautet die Einserfrage? Beginnend mit der Finanzkrise 2007 und der folgenden Probleme am Immobilienmarkt reifte in Kilger die Strategie, zukünftig langfristige Investitionen im Bereich der Landwirtschaft zu setzen. Kilger kaufte große Weideflächen im rumänischen Siebenbürgen, und schon bald bevölkerte die größte Bisonherde Europas gemeinsam mit Büffeln, Yaks, Himalaya-Tahrs und Watussirindern die ausgedehnten Ländereien, wo sie fast wie in freier Wildbahn in artgerechter Haltung leben.

Am «Jaglhof» in Sernau hoch über Gamlitz in der Südsteiermark lässt es sich prächtig geniessen.
© Karin Bergmann
Am «Jaglhof» in Sernau hoch über Gamlitz in der Südsteiermark lässt es sich prächtig geniessen.

Der zuständige Verwalter dieser Viehzucht der anderen Art ist ein gebürtiger Weststeirer, und als Kilger diesen in seiner Heimat besuchte, war der Deutsche schlagartig von der Region fasziniert. Bald nannte er ein kleines Häuschen unweit von Eibiswald sein Eigen, zu dem auch einige hundert Reben gehörten. Es wurde ein Winzer gesucht, um die Trauben zu Wein zu verarbeiten, und der wurde in Christian Reiterer in Wies gefunden. Hans Kilger hatte aber nicht das Zeug zum Hobbywinzer. »Wenn, dann ordentlich«, lautet seine Maxime, und so begann er Zug um Zug, seine Rebflächen in der Weststeiermark, aber auch Südsteiermark zu erweitern.

Die Kooperation mit Reiterer wurde vertieft und eine neue Kellerei für die Domaines Kilger errichtet. Das Viehzucht-Konzept wurde nach Österreich übertragen und Landgüter für Rotwild, aber auch exotische Tiere wie Wasserbüffel und Co. in der Steiermark und Kärnten erworben. Die Verarbeitung des erzeugten Fleischs wird heute zur Gänze in der Steiermark erledigt, auch die rumänischen Bisons landen im Kühltransport in der Weststeiermark. »Zu einem tollen Fleisch gehört aber auch ein guter Rotwein!«, befand Hans Kilger nun denn – und fand in Uwe Schiefer den idealen Partner für ein Joint Venture. »Er hat das Wissen und ich das Kapital, und die Lagen im Südburgenland bringen einzigartige Blaufränkisch-Qualitäten hervor.« Seither wurden neue Weinberge am Eisenberg erworben, ein neuer Keller gebaut, und Uwe Schiefer erzeugt neben seiner eigenen Linie auch die Rotweine für Schiefer & Domaines Kilger.

Update vom 24.8.2020: Walter Polz wird Weinguts-Leiter für die Domaines Kilger in der Südsteiermark.

Hans Kilger mit seinen Partnerwinzern Christian Reiterer (r.) aus der ­West­steiermark und Uwe Schiefer (l.) aus dem Südburgenland.
© Steve Haider
Hans Kilger mit seinen Partnerwinzern Christian Reiterer (r.) aus der ­West­steiermark und Uwe Schiefer (l.) aus dem Südburgenland.

Das steirische Sortiment umfasst heute im frischen, klassischen Weißweinbereich, der von Christian Reiterer betreut wird, die Sorten Muskateller, Welschriesling, Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Morillon, die weiße Cuvée Globetrotter und je einen Frizzante aus Muskateller und Sauvignon Blanc. Das Herzstück der Weißweinproduktion liegt auf der Ried Kranachberg im südsteirischen Gamlitz, wo die Domaines Kilger eine geschlossene Fläche von 13 Hektar in einer optimalen, nach Südwesten geöffneten Kessellage auf teils kristallinen und teils schottrigen Böden bewirtschaftet. Die Ried Kra­nachberg ist für die Sorte Sauvignon Blanc wie geschaffen, es wird aber auch etwas Morillon kultiviert. Je nach Jahrgang werden vom Sauvignon Blanc auch exklusive Reserve-Weine in limitierter Menge erzeugt. Der stoffige Weißburgunder »S« stammt von rund 35 Jahre alten Reben vom Eisenberg und eignet sich ideal für eine längere Flaschenreifung. Uwe Schiefer setzt hier auf Spontangärung und baut den Wein ein Jahr in kleinen Fässern aus.

Die Rosé-Weine haben ihren Ursprung in der Weststeiermark, sie sind auf Basis der dort heimischen Rebsorte Blauer Wildbacher entwickelt worden. Den Begriff »Schilcher« wollen Hans Kilger und Christian Reiterer für diese Rosé-Weine aus gutem Grund nicht verwenden, denn sie zeigen mit ihrer Art der Vinifikation ganz andere Seiten der autochthonen Rebsorte auf als die eines robusten, stark säuregeprägten Jausenbegleiters. Die Trauben werden mit sehr niedrigem Ertrag geerntet, nach der Gärung lagert der Wein gut zehn Monate auf der Feinhefe und wird vor dem Abfüllen nur sehr grob filtriert. Diese anspruchsvolle, langsame Vinifizierung führt dazu, dass der Rosé eine verführerisch-elegante Aromatik aufweist, sich am Gaumen engmaschig und mit perfekt eingebundener Säure zeigt und eine nahezu cremige Textur im Abgang besitzt. Der Rosé wird klassisch, als Reserve aber auch prickelnd in vier Varianten als Frizzante, Brut, Brut Reserve und Dosage Zéro angeboten, bei den Sekten werden die Grundweine vom steirischen Schaumwein-Guru Hannes Harkamp für die Domaine Kilger fertig veredelt.

Den Einstieg in die Rotweinwelt der Domaine Kilger, die in Kooperation mit dem bekannten Rotweinzampano Schiefer im Südburgenland entwickelt wird, bildet ein feinwürziger, reinsortiger Blaufränkisch, für den Trauben aus unterschiedlichen geologischen Herkünften vereint werden. Darüber thront der hochkomplexe Lagen-Blaufränkisch von der Ried Königsberg, der sich unweit vom Sitz des Weinguts Schiefer & Domaines Kilger bei Welgersdorf befindet. Die Cuvée Private Reserve besteht aus Blau­fränkisch und etwa 20 Prozent Merlot, die Trauben selektioniert Schiefer aus alten Rebständen vom Eisenberg. Merlot und Blau­fränkisch aus der Ried Reihburg, unterstützt von Blaufränkisch aus den Rieden Hummergraben und Fasching, lassen einen komplexen Rotwein entstehen, der über Subtilität und erstaunliche Leichtfüßigkeit verfügt. Freunde des hochprozentigen Genusses werden im Edelbrandsortiment der Domaines Kilger fündig, das sich von Marille bis zu zigarrentauglichem Zwetschgenbrand erstreckt.

Nachhaltige Fleischproduktion mit Erfolg

Das Fleisch der zahlreichen Rassen, die von Hans Kilger in Österreich und Siebenbürgen gezüchtet werden, veredeln die Metzgermeister in der Weststeiermark zu einer großen Vielfalt an innovativen Produkten. Dank der handwerklichen Perfektion der hauseigenen Fleischhauer und der außergewöhnlichen Güte der Grundprodukte entstehen Spezialitäten, die weit über das gewohnte Geschmackserlebnis hinausgehen. Konsumieren kann man die Weine und die Fleischspezialitäten natürlich in allen Standorten der wachsenden Kilger-Genusswelt, wobei der »Jaglhof« an erster Stelle zu nennen ist. Hier kommt so gut wie alles aus eigener Produktion, der Fisch, das Fleisch, ja selbst Gemüse und Kräuter stammen aus Eigenanbau.

So kann man in der atemberaubenden südsteirischen Kulisse entspannte Kulinarik auf höchstem Niveau erleben. Die gesamte Palette der Kilgerschen Genusswelt kann man aber auch an weiteren Standorten erleben. Der »Genussraum« in Fötschach, der »Genusshof« in Kitzeck und der »Loarmoar« in Gamlitz sind die südsteirischen Standorte mit Buschenschank und Ab-Hof-Verkauf, in der Weststeiermark »Hasewend’s Kirchenwirt« in Eibiswald, dazu der Bauernladen in Gasselsdorf im Sulmtal und die Jausenhütt’n in Schwanberg. Ab-Hof-Verkauf gibt es auch am Weingut der Domaines Kilger in Wies (Samstag 10–12 Uhr) sowie am Weingut Schiefer & Domaines Kilger im burgenländischen Welgersdorf. In Wien steht die »Krawall Bar & Vinothek« als Anlaufstelle am Naschmarkt zur Verfügung, in München laden das Restaurant »Weinhäusl« am Wiener Platz und ein Genussladen unweit des Viktualienmarkts im Gärtnerplatzviertel zum Kennenlernen der Kilgerschen Spezialitäten ein. Hans Kilger setzt auf Nachhaltigkeit und höchste Produktqualität.

Den Kunden schmeckt das ganz offensichtlich. Und weil Hans Kilger auch selbst bei der Realwirtschaft auf den Geschmack gekommen ist, darf man sich in Zukunft ganz gewiss auf weitere neue Köstlichkeiten freuen. Alles getreu dem Grundsatz: »Besserwisser gibt es reichlich, Erfolg haben aber nur jene, die es besser machen.«

Best of Domaines Kilger

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Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2019

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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