Hannes Reeh gewinnt Falstaff Zweigelt Grand Prix 2014

Platz 2 geht an René Pöckl, ex aequo drittplatziert sind Erich Scheiblhofer und Werner Achs.

Blauer Zweigelt ist Österreichs meistverbreitete und beliebteste Rotweinsorte. Ihr Spektrum reicht vom fruchtig-frischen Klassik-Typus über einen vielseitigen Cuvée-Partner bis hin zu charaktervollen, im neuen Holz ausgebauten Reserveweinen.  
Der Falstaff Grand Prix ist dem jungen süffigen und trinkfreudigen Stil gewidmet. Die wichtigsten Verbreitungsgebiete sind Neusiedlersee und Neusiedlersee-Hügelland im Burgenland sowie Carnuntum, Thermenregion und Weinviertel in Niederösterreich. De facto wird die Sorte Blauer Zweigelt heute in sämtlichen österreichischen Anbaugebieten kultiviert. Jene vier ausgezeichneten Weine, die den Sprung auf das Siegertreppchen schafften, stammen alle aus der Region Neusiedlersee, die als Epizentrum dieser saftigen, fruchtbetonten Rotweinstilistik gilt. Der Grand Prix für den besten jungen Blauen Zweigelt aus 2013 geht diesmal an Hannes Reeh für seinen Zweigelt Unplugged. Der Begriff »Unplugged«, den Freunde der Popmusik aus einer Konzertreihe des Senders MTV kennen, bei der die Interpreten nur mit akustischen Instrumenten aufreten und auf jedes Playback verzichten, steht auch bei Hannes Reeh für Purismus. Seine »Un­plugged«-Weine werden, wie er es formuliert, »ohne jeglichen Schnickschnack, aber mit viel Gefühl für den Takt der Natur produziert«. Das heißt: keine Reinzuchthefen für die Gärung, keine Enzyme, keine Schönungsmittel und in guten Jahren auch keine Filtration. Der junge Winzer ist seit 2007 alleine für die Vinifizierung der Weine des Familienbetriebs verantwortlich, er verarbeitet heute die Trauben von rund 75 Hektar, 60 Prozent seiner Ernte ist Blauer Zweigelt. Andau, direkt an der ungarischen Grenze gelegen, verfügt über Schotterböden, die den Trauben hohe Reife, Kraft und Fülle verleihen. Mit 2400 Stunden ist Andau der sonnenreichste Ort Österreichs, mit durchschnittlich 450 mm Niederschlag ist es hier allerdings auch recht trocken. Nach dem »Burgunder Trophy«-Sieg für den klassischen Chardonnay 2011 hat Hannes Reeh nun wieder mit einem Vertreter der »Unplugged«-Familie restlos überzeugt.

Den zweiten Platz beim Grand Prix holte dieses Jahr einer, der das Vorbild für seine korpulenten und langlebigen Top-Rotweine in den Weinen aus Bordeaux sieht. Weine wie »Rêve de Jeunesse« und »Admiral« haben René Pöckl aus Mönchhof über die Grenzen des Landes hinaus ­bekannt gemacht. Die wahre Meisterschaft zeigt sich allerdings im Umgang mit den ­sogenannten kleineren Weinen. Der Zweigelt Classique, gewachsen auf lehmhaltigen Schotterböden, wird durch einen gefühlvollen ­Ausbau – über ein Jahr lang – in gebrauchten Barriques zu einem harmonischen, feinwürzigen Rotwein, der einen facettenreichen Speisenbegleiter darstellt.

Ein empfehlenswertes Quartett: die vier top-prämierten Blauen Zweigelt / © Steve HaiderRang drei teilen sich zwei weitere ausgewiesene Zweigelt-Spezialisten. Erich Scheiblhofers Zweigelt Prädium 2013 wurde heuer bereits in den SALON gewählt, jetzt kommt er noch zu verdienten Grand-Prix-Ehren. Dieser kraftvolle Sortenvertreter wurde zunächst in 1500-Liter-Edelstahltanks vergoren, Endgärung und Ausbau erfolgten in neuen Barriques sowohl französischer wie auch amerikanischer Provenienz. Aus der Golser Top-Lage Goldberg kommen die Trauben, die Werner Achs in gebrauchten Barriques zu seinem Lagen-Zweigelt ausbaut, der mit Würze und stoffiger Frucht die Gaumen der Zweigelt-Kenner erfreut. Dieser Wein, dessen Flaschenzahl 30.000 noch übersteigt, zeigt auf, dass auch her­vorragende Weine in marktgerechten ­Mengen und mit einem Ab-Hof-Preis von weniger als zehn Euro zu einem ­konsumentenfreundlichen Preis erzeugt ­werden können.

Die anderen Anbaugebiete
Von den niederösterreichischen Vertretern gefiel der Jury aus dem Wagramgebiet der »Himmelreich« (91) des Weinguts Zeitlberger & Zeitlberger und der »Goldberg« (90) von Diwald, im Weinviertel der Zweigelt Sandstein (90) vom Weingut Pfaffl aus Stetten. Sehr gut gelungen ist eine große Zahl der jungen Zweigelts in Carnuntum, wo man mit der Marke »Rubin Carnuntum« schon seit mehr als zwanzig Jahren gezielt auf die Vorzüge der Sorte setzt. Die Top-Rubine kamen von Gerhard Markowitsch, Franz Netzl, Böheim und Hermine Schulz (91), sehr gute Vertreter von Artner, Weingut Auer, Philipp Grassl, Lukas Markowitsch, Payr, Josef Pimpel, Nadler, Taferner oder ­Trapl (90). Eine stets verlässliche Quelle für beste Zweigelt-Qualität ist die Thermenregion. Die höchstbewerteten Produkte kamen vom Johanneshof Reinisch, vom Winzerhof Landauer-Gisperg, von Barbach und Schwertführer »47« (alle 90). Im Burgenland kommen aus der Region Neusiedlersee-Hügelland empfehlenswerte Weine von Feiler-Artinger in Rust und von Toni Hartl (90), mit Abstand am dichtesten gedrängt sind die Spitzen-Zweigelt-Weine im Gebiet Neusiedlersee, von Gols bis Andau. Neben sämtlichen, bereits genannten Grand-Prix-Siegern gefielen hier besonders Alfred Hareter aus Weiden, Vinum Pannonia ­Allacher mit »All Red«, Kummer-Schuster mit Alte Reben, Paul Achs mit Alte Reben und nochmals Hannes Reeh mit dem Neusiedlersee DAC, der seinem siegreichen »Unplug­ged« in nicht viel nachsteht (alle 91). Selten war das Angebot in der klassischen Kategorie so groß und zudem von durchschnittlich so hoher Qualität.

>> Zu den Verkostungsnotizen

Veranstaltungstipp: Die Sieger des Falstaff Zweigelt Grand Orix werden gemeinsam mit weiteren Kategoriesiegern und den besten Rotweinwinzern des Jahres im Rahmen der Falstaff Rotweingala 2014 ausgezeichnet – Infos zum Rotweinevent des Jahres gibt's HIER.

Text von Peter Moser
Aus Falstaff 08/2014

Mehr zum Thema
Advertorial
Blaufränkisch und mehr
Inmitten der idyllischen Landschaft von Horitschon bietet Eichenwald Weine eine vielfältige...
Advertorial
Vielfach ausgezeichnet
Das Weingut Pfaffl im Weinviertel ist das bisher einzige österreichische Weingut mit dem...