Gutes Klima für große Rotweine

Das Burgund erzeugt heute viele Weine auf sehr hohem Niveau – und doch gibt es davon leider viel zu wenig.

Die großen Burgunder werden heute immer begehrter, insbesondere die Rotweine. Und die Rebsorte Pinot Noir kommt überall auf der Welt immer mehr in Mode. Nicht ganz unproblematisch: Das Burgund ist elfmal kleiner als das Bordelais, und es ist schlichtweg nicht genug Wein für alle da.

Obwohl sie lange hoch im Kurs standen und als Archetyp des Weißweins galten, ist es um die weißen Burgunder in den letzten Jahren ruhiger geworden. Die Problematik der »frühzeitigen Oxidation« von Weinen aus besten Lagen, die normalerweise besonders gut reifen und jetzt viel zu früh eine kräftige Gelbfärbung aufwiesen, zeigte Wirkung. Inzwischen entstehen mehr und mehr eher elegante Weißweintypen. Die Klimaerwärmung, die dem Pinot Noir sehr entgegenkommt,
hat auf den Chardonnay die umgekehrte Wirkung. Dass die Winzer die Einflüsse der Witterung regelmäßig herunterzuspielen versuchen, hat rein kommerzielle Gründe.

2012: Schöne Rotweine, kleine Mengen
Die jünsten Rotweine von der Côte de Nuits und der Côte de Beaune präsentieren sich sehr unterschiedlich. Die Côte de Beaune hatte schwer zu leiden: Frost im Frühjahr, starke Regenfälle während der Blüte und schließlich noch kräftige Hagelschauer setzten den Weingärten zu; zusätzlich mussten die Winzer pausenlos gegen Oidium und Mehltau ankämpfen. Die Orte Pommard und Volnay waren besonders stark betroffen, alle Dörfer von Savigny bis hinunter nach Puli­gny-Montrachet wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Seit 1993 war der Oidiumbefall noch nie so stark wie 2012. Nur weiter im Süden, an der Côte Chalonnaise, war die Situation ein bisschen besser.

An der Côte de Nuits waren die Bedingungen etwas besser: weniger Niederschläge, kein oder nur vereinzelt Hagel. Schließlich hat ein sehr schöner August den Jahrgang noch gerettet. Die von Oidium und Mehltau verschont gebliebenen Trauben wiesen eine gute Qualität auf, die Beeren des Pinot Noir hatten dicke Schalen. Die Erntemengen lagen abhängig von den jeweiligen Appellationen 20 bis 30 Prozent unter dem Durchschnitt.

Den meisten Weißweinen mangelt es an Ausdrucksstärke, die Erträge lagen bei ­weniger als 50 Prozent, manchmal sogar noch darunter. Ausnahme Chablis: »nur«
20 Prozent weniger Menge, dafür wird die Qualität der Weine höher eingestuft als die des 2011ers.

Sicher ist, dass die Preise ansteigen werden, aber auch, dass die Rotweine einige sehr schöne Überraschungen zu bieten haben und den Weinen von 2010 nicht nachstehen.

Resümee 2012: sehr gute Rotweine, allerdings bei reduzierten Mengen; die Weißweine präsentieren sich bestenfalls mittelmäßig.

Maison Louis Jadot: Im Flaschenkeller reifen Weinschätze. / Foto: beigestellt

2011: Ein grundsolider Jahrgang
2011 legte so gut wie in ganz Frankreich einen regelrechten Blitzstart in einen warmen, fast sommerlich anmutenden Frühling hin. Der Gesundheitszustand der Rebstöcke war exzellent, kein Oidium, kein Mehltau und eine frühe Blüte. Im Juni, Juli und selbst im August sah das anders aus: Es regnete, Hitze und Kälte wechselten sich ab, man musste viel für den Rebschutz aufwenden. Die Côte de Nuits verzeichnete etwas weniger Niederschläge als die Côte de Beaune. Zum Glück stellte sich ab Mitte August eine Schönwetterperiode mit warmen Temperaturen ein, mit der Lese wurde bereits am 24. August ­begonnen.

Die Domaine de la Romanée-Conti begann erst am 2. September mit der Ernte am Corton, am 5. September dann in Vosne, und das, ohne den kleinsten Tropfen Regen abzubekommen. Eine pessimistische Wettervorhersage hatte schon zuvor viele Winzer veranlasst, ihre Trauben von den Stöcken zu holen. Andererseits war es unbedingt notwendig, jene Beeren zu eliminieren, die von der Hitze des Frühjahres förmlich gegrillt worden waren.

Falstaff Editor's Choice: 93 Punkte – Beaune 1er Cru 2009 »Les 150 ans«, Louis Jadot, www.hawesko.de, € 32,90 / Foto: Claudia SchindlmaißerBei der Verkostung zeigten sich die Weißweine zugänglich und bereits gut antrinkbar, aber auch eher schlank in der Struktur. Sie verfügen über eine mittlere Lagerfähigkeit. Die Rotweine kann man in keinem Fall mit 2009 und 2010 vergleichen, aber sie präsentieren sich sehr puristisch und frisch und sind mit verführerischen Aromen ausgestattet. Auch sie verfügen nur über mittleres Potenzial. Fazit 2011: korrekte Rotweine mit sehr großen Unterschieden zwischen den verschiedenen Erzeugern, die Weißweine sind unkompliziert.

Burgund genießen - Praxis

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Text von Bernard Burtschy