Gourmetguide International, Teil 3: Restaurant Saüc
Regionale Traditionsgerichte werden hier neu interpretiert und ins 21. Jahrhundert geholt.
Das »Saüc« ist vom Finanzdistrikt ins Gotische Viertel gezogen. Aber nicht in eine der engen, verwinkelten Gässchen, die für diese Gegend typisch sind, sondern in den ersten Stock des luxuriösen Ohla Hotel in der Via Laietana, unweit der quirligen Plaça de Catalunya. Küchenchef Xavier Franco stammt aus der Schule des leider viel zu früh verstorbenen Santi Santamaria und arbeitete in der Folge unter Xavier Pellicer im »Abac«. Da liegt es nahe, dass in seinen Gerichten die regionale Tradition tonangebend ist, die er allerdings mit moderner Küchentechnik ins 21. Jahrhundert holt und zeitgemäß interpretiert – gottlob mit minimalem Einsatz von Additiven. So gibt es beispielsweise zum Auftakt einen erfrischenden Salat aus Räucheraal, grünem Apfel und Tomate, angemacht mit Crème fraîche, oder knackige gegrillte Gambas mit gebratenen Artischocken und hauchdünn geschnittenem Schweinekinn, das an italienischen Lardo erinnert. Steinbutt gart Franco denkbar knapp und serviert ihn auf einer Art Risotto aus Weichweizen, angereichert mit Seeigel – man meint förmlich, das Meer vor sich zu haben. Unter den Fleischgerichten sticht das butterweich geschmorte, äußerst aromatische Zicklein hervor, das ganz schlicht von einer tiefgründigen Sauce und gebratenen Schwarzwurzeln begleitet wird. Auch die Desserts sind fantasievoll, etwa eine mit Sahnecreme und Vanilleeis gefüllte Schokoladenkugel, die unter der am Tisch angegossenen heißen Karamellsauce dahinschmilzt.Die Weinkarte ist vorwiegend mit spanischen Gewächsen bestückt, bietet aber auch einen schönen Querschnitt vom Rest der Welt – und das zu sehr zivilen Preisen.
Bewertung
Essen 47 von 50
Service 19 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 92 von 100
Restaurant Saüc
Via Laietana 49
08003 Barcelona, Spanien
T: +34/(0)933/21 01 89
Mo.–So. 13.30–15.30 Uhr und 20.30–22.30 Uhr
www.saucrestaurant.com
Text von Johannes Weiß
Aus Falstaff Nr. 01/2013