Viele Pariser Restaurants verströmen die Aura vergangener Epochen. Das im Februar eröffnete »Les Tablettes de Jean-Louis Nomicos« im wohlhabenden 16. Bezirk will ein Lokal des 21. Jahrhunderts sein.
Vom pompösen Interieur des früheren »La Table de Joël Robuchon« blieb nichts. Nun umhüllt den Gast eine silbrige Flechtstruktur an Wand und Decke, die Sitzbänke leuchten orange. Statt einer unhandlichen Weinkarte wird ein iPad überreicht.
Jean-Louis Nomicos startete mit 18 seine Karriere an der Seite von Alain Ducasse, wurde mit 27 von ihm ans »La Grande Cascade« im Bois de Boulogne vermittelt, zuletzt kochte er – mit zwei Sternen – im Traditionstempel »Lasserre«. Nun wollte Nomicos seinen eigenen Namen über dem Eingang lesen. Und er wählte nach einer Karriere im Top-Segment einen geschickten Mittelweg. Das Restaurant vermittelt einen unprätentiösen Eindruck, das Preisniveau ist für Pariser Verhältnisse äußerst moderat, das viergängige Mittagsmenü »Le Club« inklusive zweier Gläser Wein zu 58 Euro ist eine echte Okkasion. Und selbst das achtgängige »Le menu prestige« bleibt mit 150 Euro in der freundlichen Zone. Auf den Tellern herrscht Klarheit, eine lockere Emulsion von Langoustines wird ganz dezent mit Bergamotte aromatisiert, eine säuerlich-frisch marinierte Dorade wird mit Chiso, Mango und Fenchel aufgetragen – eine subtile Köstlichkeit. Die geschmorte Lammschulter mit winzigen Grenaille-Kartoffeln, blanchierten Salatherzen und Rosmarin belegt, dass Nomicos auch gerne »richtig« kocht und sich darauf versteht, Herzhaftigkeit mit enormer Präzision zu paaren.
Die Pariser haben das »Les Tablettes« schon ins Herz geschlossen, auch weil es am Sonntag geöffnet hat – eine Rarität in der Metropole der Gourmets. (AB)
Bewertung
Essen 46 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 90 von 100
Restaurant Les Tablettes
16 Avenue Bugeaud
75016 Paris
T: +33/(0)1/56 28 16 16
Täglich 12–14.30 Uhr und 19.30–22.15 Uhr
www.lestablettesjeanlouisnomicos.com
aus Falstaff 03/11
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