Gourmetguide International, Teil 1: Weinbar Rutz
In Berlin Mitte kann man die neue deutsche Küche begleitet von »Rebellen-Weinen« kennenlernen.
Das war das Jahr des Marco Müller. Seine »Rutz Weinbar« strahlt in neu renoviertem Glanz, jetzt wurde er noch zum »Berliner Meisterkoch 2011« gekürt. Im Erdgeschoß serviert der 41-Jährige neue deutsche Küche. Rauchknacker, Leber- und Blutwurst, Rindertatar als Vorspeise, Pfälzer Saumagen und ein saftiges Eisbein vom Wollschwein als Hauptgang – kein Gericht über 20 Euro. Aber im ersten Stock, da beweist Marco Müller, dass er tatsächlich einer der kreativsten Jungstars ist, die in Deutschland am Werk sind. Das »Inspirationsmenü« umfasst sechs mal zwei Gänge, die jeweils einem »Hauptdarsteller« gewidmet sind – zum Beispiel der Taggiasca-Olive, die einmal mit Wildlachs und Kirsche und auf dem zweiten Teller mit Gänseleber und Zitronensherry auf den Tisch kommt, oder dem Atlantikfisch, einmal mariniert mit rosa Meersalz und einmal in Heu geräuchert, oder dem »doppelten« Wagyu-Rind – mit Périgord-Trüffel und geschmort mit Aubergine. Das alles ist nicht nur originell, sondern echte Spitzenklasse, nicht nur für Berlin, sondern für ganz Deutschland. »Es hat eine Zeit gedauert – aber jetzt kommen die Gäste ganz gezielt, entweder in den klassischen Bereich unten oder den kreativen oben«, sagt Marco Müller, der blendend durch den Restaurantleiter und Falstaff-Deutschland-Sommelier des Jahres 2011, Billy Wagner, ergänzt wird. Wagner ist kongenial, mit seinen sieben »Rebellen-Weinen« (Hausweine, die er selbst mit den Winzern produziert hat), aber vor allem durch seinen Enthusiasmus, mit dem er
den Gast durch die – vor allem deutsche – Weinlandschaft führt. In dieser Form gehört die »Rutz Weinbar« zu den Top-Lokalen der deutschen Gastronomie.
Bewertung
Essen 48 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 19 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 93 von 100
WEINBAR RUTZ
Chausseestraße 8
10115 Berlin-Mitte
T: +49/(0)30/24 62 87 60
Di.–Sa. Weinbar ab 16 Uhr,
Restaurant ab 18.30 Uhr
www.weinbar-rutz.de
Text von Hans Mahr
Aus Falstaff Nr. 03/2012